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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Lehrer damit fertigwerden.«
    » Genauso wie wir«, knurrte Lena, um die Unterhaltung abzuwürgen. Sie hatte die Schule nie gemocht, und auch jetzt war ihr hier sehr unwohl. Seit der Vernehmung von Mark Patterson war Lena neben der Spur. Sie empfand eine eigentümliche Mischung aus Selbstzufriedenheit, weil sie es geschafft hatte, an den Jungen heranzukommen, und einer irritierenden Ahnung, dass sie ihm dabei zu nahe gekommen war. Und das Allerschlimmste: Jeffrey hatte das sehr wohl mitbekommen.
    » Da wären wir«, sagte Brad und blieb vor Jenny Weavers Schließfach stehen. Er zog ein Stück Papier aus der Tasche und faltete es auseinander. » Die Kombination lautet…«, begann er, als Lena den Daumen unter den Riegel hakte und die Tür aufsprang.
    » Wie haben Sie das bloß gemacht?«, fragte Brad.
    » Nur Beknackte benutzen die Kombinationen.«
    Brad wurde rot, lenkte aber davon ab, indem er Jenny Weavers Schrank ausräumte. » Drei Lehrbücher«, sagte er und reichte sie Lena, damit sie darin blättern konnte. » Ein Notizheft«, fuhr er fort. » Zwei Bleistifte und ein Päckchen Kaugummi.«
    Lena sah forschend in das schmale Schließfach. Jenny Weaver war weitaus ordentlicher gewesen als sie selbst damals. Nicht einmal Bilder klebten an der Innenseite der Tür. » Ist das alles?«, fragte sie, obwohl sie es selbst sah.
    » Alles«, antwortete Brad und blätterte nochmal in den Büchern, die Lena sich bereits angesehen hatte.
    Jetzt klappte Lena das Notizheft auf, dessen Umschlag das Bild eines Hundebabys zierte. Sechs verschiedene Farbmarkierungen, eine für jede Stunde, gliederten die Seiten. Fast jede Seite war mit Notizen gefüllt, aber soweit Lena sehen konnte, bezogen sie sich ausschließlich auf Unterrichtsstoff. Jenny hatte noch nicht mal am Seitenrand Männchen gemalt.
    » Sie muss eine gute Schülerin gewesen sein«, sagte Lena.
    » Sie war dreizehn und schon in der neunten Klasse.«
    » Ist das ungewöhnlich?«
    » Das heißt, dass sie eine Klasse übersprungen hatte«, erklärte Brad und verstaute die Bücher wieder so im Schrank, wie er sie vorgefunden hatte. Er sah sich das Kaugummipäckchen genauer an, um sicherzugehen, dass es auch wirklich Kaugummi war. » Auf jeden Fall war sie ordentlich.«
    » Ja«, stimmte Lena zu und gab Brad das Notizheft. Sie wartete ab, ob er beim Durchblättern vielleicht etwas fand, das sie übersehen hatte.
    » Sie hatte auch eine sehr saubere Schrift«, sagte Brad traurig.
    » Was ist Ihnen bei der Skifreizeit an ihr aufgefallen?«
    Brad strich sich das Haar aus den Augen. » Sie war still. Ich sage nur ungern, dass ich sie kaum bemerkt habe, aber die Mädchen blieben ziemlich unter sich. Mrs Gray sollte mich ja eigentlich unterstützen, aber sie wurde in letzter Minute krank. Ich wollte natürlich niemanden enttäuschen, und die Anzahlungen konnten auch nicht erstattet werden…« Er schüttelte den Kopf. » Die Jungs waren ein wilder Haufen. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, sie unter Kontrolle zu halten.«
    » Und Jenny und Lacey?«
    » Na ja…« Brads Stirn legte sich in Falten. » Eigentlich machten sie fast gar nichts. Die anderen Kids liefen Ski und hatten viel Spaß. Jenny und Lacey blieben unter sich. Sie hatten ihr eigenes Zimmer, und ich hab sie eigentlich nur zum Abendessen gesehen.«
    » Wie verhielten sie sich denn?«
    » Irgendwie so, als hätten sie ihre eigene Sprache. Sie sahen mich an, und schon kicherten sie los, verstehen Sie, wie Mädchen eben so sind.« Er trat von einem Bein aufs andere, und Lena konnte verstehen, warum die Mädchen gekichert hatten. Brad verstand anscheinend genauso viel von jungen Mädchen wie ein Ziegenbock.
    » Verhielten sie sich seltsam?«
    » Außer grundlos zu kichern?«
    » Ach, Brad…«, sagte Lena. Sie hätte ihm beinahe erklärt, warum die Mädchen über ihn lachten, hielt sich aber zurück. Wenn sie ihm erklärte, die Mädchen hätten ihn wahrscheinlich für einen Trottel gehalten, wäre er bestimmt eingeschnappt, und das wollte Lena sich ersparen.
    Er sah sie mit großen erwartungsvollen Augen an.
    » Es ist nur…«, fing Lena an und hielt wieder inne. » Machte Jenny einen kranken Eindruck?«
    » Das hat der Chief auch gefragt«, sagte Brad, und anscheinend wollte er Lena damit ein Kompliment machen. » Er hat eine ganze Menge Fragen über Jenny gestellt. Wie sie aussah und mit wem sie ihre Zeit verbrachte.«
    Lena machte das Schließfach zu und bedeutete Brad, mit ihr weiterzugehen.
    » Auf mich hat

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