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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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gehen auf dem mit Büschen gesäumten Betonweg zu unserer Haustür.
    Ich reiße erst meine Augen auf und warte auf den Iris-Scan, dann fallen mir die Schlüssel in meiner Hosentasche ein. »Ach ja, die Schlüssel.« Ich hole sie raus. Es hängen drei am Bund. Einer ist für das Auto meines Dads, einer für den Briefkasten und der dritte für die Haustür. Mir ist klar, dass ich zu lange auf den Bund starre, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, welcher Schlüssel wozu gehört. Ich muss sie unbedingt beschriften.
    »Tut mir leid«, sage ich und versuche, einen der Schlüssel in das Schloss zu stecken, ohne Erfolg. Er ist zu klein.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragt Rowan lachend.
    »Nein, ich hab’s schon.« Der zweite Schlüssel passt endlich. Wir brauchen unbedingt ein Norm-Training-Fach im Sektor, wo uns beigebracht wird, wie man historische Schlösser öffnet. Ist schwerer, als man denkt.
    Als wir ins Haus gehen, schaut mein Dad aus seinem Fernsehsessel hoch. Offenbar sieht er sich die Aufzeichnung eines seiner Verhöre an. Er muss tief darin versunken gewesen sein, denn er ist genauso überrascht, uns zu sehen, wie ich überrascht bin, dass er noch wach ist. Er drückt auf Pause und steht auf.
    »Hey Dad. Es geht hier nur um ein Spiel. Wir bleiben nicht lange.«
    »Was für ein Spiel?«, fragt er.
    »Ein Spiel, bei dem wir verlieren werden, weil wir kein vernünftiges Essen im Haus haben.«
    Ich will in die Küche gehen, aber er hält mich auf. »Möchtest du mir nicht deine Freunde vorstellen, Addie?«
    »Ach ja, tut mir leid. Das ist Rowan und das ist Stephanie. Trevor kennst du ja schon.«
    Mein Dad schüttelt Rowan die Hand. »Hattet ihr einen schönen Abend?«
    Allen Ernstes? Will mein Dad wirklich Rowans Antwort unter die Lupe nehmen? Ich werfe ihm einen Das-ist-doch-nicht-dein-Ernst-Blick zu und er erwidert ihn mit einem Ich-weiß-dass-ich-mich-überängstlich-verhalte-aber-dubist-meine-einzige-Tochter-Blick. Was kann man/ich dagegenhalten?
    »Ja. Hat Spaß gemacht«, sagt Rowan.
    »Dad, hier geht’s um Zeit!«
    »Okay, dann mal los.« Er setzt sich wieder auf den Fernsehsessel, und während die anderen um die Küchentheke herum zum Kühlschrank laufen, schweift mein Blick zum Fernseher. Der Mann im Bild ist ein drahtiger Typ mit Tätowierungen auf dem Arm und einem Augenbrauenpiercing. Ich frage mich, ob das dieselbe DVD ist, die ich vor einigen Tagen in den Händen hatte. Poison. Ich bin verblüfft, als mein Vater den Film wieder in Gang setzt. Aber dann merke ich, dass er den Ton extrem leise gestellt hat. Ich geselle mich zu den anderen in die Küche. Sie haben bereits Schokosirup und ein paar Bio-Müsliriegel aus den Schränken geholt.
    »Habt ihr einen Teller, den wir nehmen können?«, fragt Rowan. Ich gebe ihm einen, er reißt die Verpackung der Müsliriegel auf und legt sie nebeneinander auf den Teller. Während er sie mit Schokosirup beträufelt, wandert mein Blick wieder zum Fernseher. Wenn ich die Lippen des Verbrechers beobachte und mich auf das Kraftfeld zwischen mir und dem Fernseher konzentriere, gelingt es mir, gerade eben mitzubekommen, was er sagt.
    »Sie können mir nicht den Mord anhängen, bloß weil wir zusammen waren. Das war gegenseitig. Sie hat mich sowieso nur benutzt, um an Drogen zu kommen.« Es entsteht eine Pause, der Beamte, der ihn verhört, stellt offensichtlich eine Frage, die ich aber nicht verstehe, weil ich seine Lippen nicht sehe. Die Antwort ist: »Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass sie noch zur Highschool ging. Ich kannte sie fast überhaupt nicht.« Eine weitere Pause. »Ich habe sie nicht getötet. Schauen Sie, wenn Sie nicht genug Beweismaterial haben, um mich hier festzuhalten, dann möchte ich jetzt gern nach Hause gehen.« Er steht auf und mein Dad schreibt etwas in sein Notizbuch.
    Die Stimmen in der Küche klingen gedämpft, weil ich all meine Kraft auf den Fernseher konzentriere. Als Trevor mich antippt, schrecke ich zusammen.
    »Wie findest du das?«, fragt Trevor. Rowan hält den Teller hoch, damit ich ihn inspizieren kann.
    »Oh. Cool! Besser, als ich gedacht hätte.«
    Stephanie macht ein Foto, auf das ich nicht vorbereitet bin. »Lasst uns fahren.«
    »Vielen Dank, Addisons Dad«, ruft Rowan, als wir auf dem Weg aus der Tür sind.
    Mein Dad winkt und sagt: »Komm nicht zu spät, Addie.«
    »Versprochen.«
    Rowan hält den Teller hoch, als wir zum Auto gehen. »Vielleicht werden wir nicht gewinnen«, sagt er, als würde er zu einem Publikum

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