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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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Pfefferspray benutzt?“
    Auf einmal blinzelte ich wieder um die Tränen zu unterdrücken. 
    „Oh Scheiße“, sagte er. „Es tut mir leid. Was auch immer es ist, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest.“
    Ich biss mir auf die Unterlippe und flüsterte dann: „Er hat letztes Frühjahr versucht mich zu vergewaltigen.“
    Dylans komplettes Auftreten änderte sich im Bruchteil einer Sekunde. Erst entspannt und spaßig, dann beunruhigt, aber als das Wort „vergewaltigen“ aus meinem Mund kam, setzte er sich sofort gerade in seinem Stuhl auf. Sein Gesicht war kalt, mit soviel Zorn in den Augen, wie ich es noch niemals zuvor gesehen hatte. Er zitterte.
    „Wie war sein Name noch mal?“, fragte er mit leiser Stimme. 
    „Es tut nichts zur Sache“, sagte ich. 
    „Doch das tut es.“
    „Warum?“
    „Weil, sollte ich ihn jemals treffen, werde ich dafür sorgen, dass er ins Krankenhaus muss. Und zwar für eine lange Zeit.“
    Er meinte es ernst. Wirklich ernst. Ich hatte keine Zweifel, wenn Randy jetzt vor uns stünde, würde er tatsächlich in einem Krankenhaus landen. Aber Dylan… er würde im Gefängnis landen.
    „Du hast dich wirklich sehr verändert“, flüsterte ich. 
    „Was?“, fragte er.
    „Ich kannte dich… in vielerlei Hinsicht. Aber ich habe niemals gedacht, dass du gefährlich sein könntest. Außer für mich.“
    Er blinzelte. „Alex. Hör mir zu… egal was in der Vergangenheit passiert ist, es ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Was ich schon immer für dich empfunden habe. Ich würde alles tun um…“
    Er stoppte. Hatte er wieder ein Wort vergessen? Oder hielt er mich hin? Oder war da noch etwas anderes? Und er hatte nicht mal ein Wort dazu verloren, dass ich ihm gesagt hatte, er wäre gefährlich für mich. Denn das wusste er schließlich, oder? Wir waren gefährlich füreinander. Es war nicht wirklich eine große Überraschung, dass ich das sagte, oder? Ich drehte mich wieder zu ihm um. 
    „Du würdest alles tun, um?“
    Er knurrte fast vor Frust. „Um… in der Zeit zurück zu gehen… zurück zu gehen und zu verhindern, dass dir das passiert. Um dich zu beschützen.“
    Wollte er sagen, um in der Zeit zurück zu gehen und die Dinge zu ändern? Zurück zu gehen und in der einen Nacht nicht einfach aufzulegen? Nicht einfach zu verschwinden, wie er es getan hatte?
    „Hör mir zu Dylan. Was ich zu sagen habe ist wichtig.“
    Er starrte mich immer noch an, seine Augen waren unheimlich gefühlstief. Er nickte, „Okay“.
    „Vergiss es. Es ist vorbei. Okay? Wir brauchen das nicht. Wir brauchen… das hier… auch nicht. Iß dein Frühstück. Okay? Es ist Zeit für einen Themenwechsel.“
    Er schaute mich an, ruhig, sein Blick kühl. Nachdenklich. Ich fühlte einen Schweißtropfen in meinem Haar und holte tief Luft.
    „In Ordnung“, sagte er. Seine Stimme hatte wieder dieses leise Knurren, dass mich verrückt machte. „Du bist dran.“
    „Ich bin dran mit was?“
    „Dein Spiel.“
    Ich schloss die Augen. Das war vor vier Jahren lustig gewesen. Jetzt war es… beängstigend. Es wurde Zeit uns etwas Fröhlicherem zuzuwenden.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiterspielen will.“
    Er sackte förmlich in seinem Stuhl zusammen, kein intensiver Blick mehr, kein Starren. Er schloss die Augen, holte tief Luft und sagte dann: „Es tut mir Leid. Mein Gott. Es tut mir leid, Alex. Ich habe ein paar… sagen wir einfach, Probleme mit Zornausbrüchen.“
    „Das habe ich gemerkt“, sagte ich, und versuchte verzweifelt zur fröhlichen Stimmung von vorhin zurück zu kehren.
    „Also stell mir eine Frage“, sagte er, „aber versuch eine auszuwählen, die nicht so eine heftige Reaktion auslöst, und ich werde das Gleiche versuchen.“
    Ich schüttelte den Kopf und sagte dann: „In Ordnung. Was ist deine schönste Erinnerung überhaupt?“
    Er lächelte bitter. „Das kann ich nicht beantworten. Es wäre gegen die Regeln.“
    „Oh, vergiss die Regeln. Sag es mir.“
    Er holte schaudernd tief Luft. „Meine liebste Erinnerung ist, wie ich dich an unserem letzten Abend in der Jugendherberge in Tel Aviv in den Armen gehalten habe und wir zusammen eingeschlafen sind. Es war… bittersüß, aber gleichzeitig auch wundervoll. Ich habe diese Nacht nicht wirklich geschlafen. Ich habe dich angeschaut. Die ganze Nacht lang, und dann erneut, die ganze Zeit im Flugzeug auf dem Rückweg. Wir hatten nur noch ein paar Stunden zusammen und ich wollte keine Sekunde davon

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