Vergiss nicht zu atmen
vergeuden, indem ich schlief. Ich war insgesamt etwa achtundvierzig Stunden wach und schlief auf dem Flug von New York nach Atlanta sofort ein.
Ich lächelte ihn schüchtern an. „Meine liebste Erinnerung ist, wie wir uns zum ersten Mal geküsst haben.“
„In der Nähe des toten Meeres“, antwortete er.
„Es war dunkel und der Wind wehte“, sagte ich, „und es war kühl und wir waren allein.“
„Du sagtest: ‚Das könnte kompliziert werden.’“
Ich lachte plötzlich laut auf und versuchte gleichzeitig die Tränen zurückzuhalten. Ich erinnerte mich, dass ich das gesagt hatte. Ich hatte niemals so Recht gehabt in meinem Leben. „Und es wurde kompliziert.“
„Ja“, sagte er. „Das wurde es.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht ob es daran lag, dass wir nicht loslassen konnten, oder dass wir zu sehr losgelassen haben.“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich weiß es auch nicht.“
Er schaute auf den Tisch und antwortete nicht.
Schließlich sagte ich fast flüsternd: „Dylan… denkst du manchmal…“ Ich konnte die Frage nicht zu Ende stellen.
Er sah weiterhin den Tisch an, und antwortete dann so leise, dass ich ihn fast nicht hören konnte. „Immerzu“, sagte er.
Ich schluckte. „Wir sollten gehen.“
„Ja“, antwortete er.
Renn schnell weg (Dylan)
Okay, ich bin der Erste, der zugeben muss, dass wir eine Grenze überschritten hatten, und ich wusste nicht, wie wir zurückkehren sollten. Wir hatten beide mehr oder weniger zugegeben, dass wir uns immer noch liebten. Wir waren beide so durcheinander, dass ich fast nicht wusste, was ich denken oder sagen sollte.
Ich ging wie im Nebel zu den Vorlesungen. Dienstags hatte ich Algebra um 9:00 Uhr. Um ehrlich zu sein, hatte ich jetzt schon Probleme dabei. Es machte mich verrückt, denn dass sollte eigentlich eine einfache Eins sein. Ich hatte schließlich in der High School Mathe als Leistungsfach gehabt. Das hier war praktisch unteres Oberstufenniveau für mich und an der High School war ich echt gut in Mathe gewesen. Jetzt starrte ich manchmal auf die Aufgaben und fühlte, wie sich der Kopfschmerz hinter meiner Stirn ausbreitete und die Formeln vor meinen Augen zu verschwimmen begannen. Buchstaben und Zahlen wirbelten um mich herum, wie in einem verdammten Whirlpool.
Nach drei Wochen war ich bereits dabei in diesem Kurs durchzufallen. Und das Problem war, die Army zahlte für mich, also durfte ich nicht durchfallen. Also gab ich auf und ging am Ende der Vorlesung von meinem Tisch in der ersten Reihe zu Professor Wheelers Pult und sagte: „Professor Wheeler, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?“
Er sah von seinen Papieren auf und sagte: „Meine Sprechstunde ist donnerstags um 10:00 Uhr.“
„Dies wird höchstens ein paar Minuten dauern, Sir.“
Er runzelte die Stirn, tiefe Falten bildeten sich in seinem Gesicht unterhalb seines Bartes und er sagte: „Was kann ich für Sie tun, Mr. Paris?“
Ich holte tief Luft und sagte: „Ich bin am durchfallen.“
Er nickte. „Das sind Sie.“
„Hören Sie… Ich frage mich… werden irgendwo an der Uni Nachhilfestunden angeboten, die Sie mir empfehlen könnten?“
„Mr. Paris, vielleicht ist Algebra einfach zu hoch für Sie. Haben Sie mal überlegt den Kurs ‚Mathe für Geisteswissenschaftler’ oder etwas Vergleichbares zu belegen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde wollte ich ihm eine reinhauen, ihm das selbstgefällige Lachen aus dem Gesicht wischen. Er hatte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Soldaten gemacht, seitdem ich in dem Kurs war. Ich holte tief Luft, zählte bis Zehn und erklärte ihm dann alles. Dass Mathe an der High School eines meiner besten Fächer gewesen war. Die Bombe und was sie angerichtet hatte, dass sie mein Gehirn durcheinander gewirbelt hatte, und ich manche Dinge einfach vergaß.
„Sir… Ich weiß Sie mögen mich nicht. Aber… ich bitte Sie um Hilfe. Ich versuche alles zu tun, um mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich brauche diesen Schein. Verstehen Sie das?“
Er zupfte mit seinem Daumen und Zeigefinger an seinem Bart und starrte mich an. Endlich sagte er: „Ich kann Ihnen die Kontaktdaten von ein paar Nachhilfelehrern geben.“
Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er schrieb mir die Kontaktdaten auf und gab mir den Zettel.
„Ich erwarte, dass Sie Leistung bringen, verstehen Sie?“, sagte er. „Nur weil Sie ein Soldat gewesen sind heißt das nicht, dass Sie in irgendeiner Weise von mir
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