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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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waschen. Als ich mir die Hände abgetrocknet habe, ist mir aufgefallen, dass etwas anders ist. Etwas Unmögliches.
    Meine Narben sind weg. Jede einzelne von ihnen. Das kann doch nicht real sein. Ich habe mir meine Beine angesehen, nur um sicherzugehen. Keine Narbe, nur weiße, glatte Haut. Es ist real.
    Und irgendwie war mir klar, was passiert ist. Ich weiß auch nicht, woher ich das wusste, aber ich wusste es.
    Ich ging zu Ethan und hob die Decke an, die ich um ihn gewickelt hatte.
    Auf seinen Armen verliefen im Zickzack silbrige Linien. Meine Narben.
    Zwei von meinen Narben sind anders als die anderen. Dicke, rostrote Kruste verläuft auf der Innenseite von jedem Handgelenk. Sie müssen erst noch verheilen.
    Die anderen Narben kenne ich so gut wie mein Spiegelbild. Aber diese beiden … sie sind anders. Sie sind neu.
    * * *
    Ethan atmet langsamer, glaube ich.
    Ich wünschte, ich könnte etwas tun.
    * * *
    » Tante? Welche Tante? Wovon redest du?«
    Ich legte auf. Er rief gleich wieder an, also schaltete ich mein Handy aus. Ich hob meinen Bleistift vom Waldboden auf und schrieb ein einziges Wort in mein Notizbuch:
    LÜGEN
    Ich unterstrich es drei Mal und drückte immer fester auf das Papier. Lügen . Es sei denn, Devon war ganz besonders unaufmerksam und hatte einfach noch nicht bemerkt, dass eine Frau mittleren Alters seit ein paar Tagen bei ihm zu Hause herumlief. Es sei denn, Devon wohnte gerade bei seinem Vater. Es sei denn … es sei denn … es sei denn nichts.
    Nat hatte mich angelogen. Es war so beschissen offensichtlich. Ich war überrascht, dass ich das noch nicht früher bemerkt hatte – normalerweise bin ich nicht so vertrauensselig. Er war eindeutig noch angepisst wegen letztens. Deshalb ging er mir aus dem Weg. Dass ich ihm einen Korb gegeben hatte, musste ihn tiefer verletzt haben, als ich dachte. Oh Gott, Jungs sind so sensibel. Einen Abend hauen sie noch jemandem die Lichter aus, und am nächsten Tag haut es sie selbst um, weil ihre Freundin sie (einmal) nicht ranlässt.
    Ich saß auf meinem Fliegenpilz im Wald und dachte darüber nach, wie ich am besten damit umging. Was machen was machen was machen? Nat hatte gelogen. Das war nicht gut. Aber er hatte einen Grund gehabt – er war aufgebracht. Und wir hatten ausgemacht, uns am Sonntag zu sehen. War es denn so schlimm, wenn er mal ein bisschen Auszeit wollte?
    Ja . Ja, war es. Er hätte nicht lügen sollen. Wenn er mir einfach nur gesagt hätte, dass er ein paar Tage seine Ruhe wollte, hätte ich das verstanden. Und wer lügt jetzt?
    Ich wollte ihn anrufen und ihn mit der Lüge konfrontieren, nur um zu sehen, was er sagte. Aber es wäre viel besser, das Ganze persönlich zu machen. Dann würde ich die Wahrheit in seinen Augen sehen können (da war ich mir sicher).
    Sonntag. Ich würde bis Sonntag warten. Das wäre das Beste. Ich konnte geduldig sein … wenn ich mich wirklich, wirklich, wirklich anstrengte (und mein Handy irgendwo versteckte, um der Versuchung zu widerstehen). Sonntag. Dann würde sich alles klären. Als ich die Entscheidung getroffen hatte, fühlte ich mich besser.
    * * *
    Es war schwerer, als ich gedacht hatte – ihn nicht anzurufen. Ich schwänzte die letzten beiden Stunden an dem Nachmittag und lief durch die Stadt. Ich tat alles, um nicht an ihn zu denken.
    Mum wollte, dass ich mit ihr »richtig zu Abend« aß. Es war die reinste Qual. Sie versuchte, über Mick zu reden, aber ich weigerte mich, etwas dazu zu sagen, was ihr wohl den Wind aus den Segeln nahm. Ich schaufelte das Essen in Rekordtempo in meinen Mund, weil ich unbedingt aus dem Zimmer wollte.
    Den Rest des Abends kämpfte ich mit meiner Verdauung. Dadurch konnte ich mich wenigstens mit etwas anderem als mit Nat beschäftigen. Als ich mein Handy anschaltete, waren da elf entgangene Anrufe von Devon und fünf Nachrichten, die ich sofort löschte. Ich wollte nichts davon hören. Ich wollte konnte sollte es nicht hören. Ich ging früh ins Bett, damit ich nicht mehr nachdenken musste. Aber ich träumte von ihm.
    Am Samstag stand ich spät auf und ging lange laufen. Das war mein erster Schritt zurück zu mir. Ein keuchendes, schwitzendes, rübenrotes Ich. Ich war so außer Form, dass es nicht mehr lustig war. Diese Schwäche wollte ich nicht noch mal zulassen.
    Mum war einkaufen, also hatte ich das Haus für mich – die Stille war eine Erleichterung. Noch mehr entgangene Anrufe von Devon. Ich nahm mir meinen Laptop vor und las das Letzte, was ich geschrieben hatte. Ein

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