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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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gehörte? Ich war bei Nat, und das war alles, was zählte. Oder?
    Nats Atem ging laut und schnell, und sein Mund schmeckte anders als sonst. Ich küsste einen Fremden. Und der Fremde machte gerade meine Jeans auf.
    Ich stieß ihn von mir weg. »Nein!« Das Wort kam lauter heraus, als ich es wollte. Nat war geschockt, und ich konnte es ihm nicht übelnehmen. Das war noch nie vorher passiert.
    Ich beruhigte meine Stimme und versuchte so zu tun, als wäre ich immer noch ich und Nat wäre immer noch Nat, und dass ich einfach nur müde und betrunken war und am nächsten Morgen alles wieder okay sein würde. »Tut mir leid. Ich muss echt los. Ich bin viel zu betrunken hierfür.«
    Er sagte einen Moment lang nichts, sein Ego war ganz klar beschädigt. Dann schien er es einfach im nächsten Augenblick abzuschütteln. »Na gut. Die Theke ist sowieso immer noch ziemlich schmuddelig … wir wollen ja nicht, dass du hier festklebst, oder?« Er lächelte und war nicht mehr der Fremde. »Ich ruf dir ein Taxi. Geht auf mich.«
    Wir warteten auf das Taxi, und seine Laune besserte sich, als wäre nichts passiert. Und wir unterhielten uns, als wäre nichts passiert. Schließlich war ja auch nichts passiert. Oder?
    * * *
    Ich schrieb Nat eine SMS , als ich zu Hause war. »Sorry wegen gerade. Liebe dich. x«
    Ich bekam sofort eine Nachricht zurück: »Alles gut. x«
    Ich hatte die nächsten zwei Tage unglaublich miese Laune. Die Leute in der Schule schienen das zu merken und gingen mir meistens aus dem Weg. Sal versuchte rauszufinden, was loswar, aber nicht mal ich wusste es, und ich konnte auch nicht die Energie aufbringen, darüber zu reden.
    Abends verschanzte ich mich in meinem Zimmer und machte nicht viel. Ein paarmal telefonierte ich mit Nat, und alles schien gut. Ich wollte ihn unbedingt sehen, aber er hatte irgendeine Tante zu Besuch, und er sollte ihr die Stadt zeigen und sie beschäftigen. Ich wusste nicht genau, warum seine Mutter das nicht machen konnte, oder auch Devon. Aber offenbar war er ihr Lieblingsneffe – was keine Überraschung war. Jeder liebte Nat. Er war einmalig.
    * * *
    Am Freitag kam es mir vor, als hätte ich ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Es waren drei Tage. Seine komische Tante musste sich für einiges verantworten. Nat und ich verabredeten uns für Sonntag, also musste ich nur noch irgendwie einen Tag in der Schule und einen Zuhause überleben. Ich wusste nicht, was davon schlimmer war. Sal und ich gingen zusammen mittagessen. Fish and Chips am Freitag waren der beste Start ins Wochenende.
    »Uff, ich bin so froh, wenn diese Woche vorbei ist. Ich kann das Wochenende kaum ERWARTEN .«
    Sal nickte. »Ich auch nicht.«
    »Was hast du so vor? Hat du Lust, morgen was zu machen? Es würde mir echt guttun, aus dem Haus zu kommen. Ich ertrage Mum im Moment nicht – sie treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Sorry, morgen hab ich keine Zeit, fürchte ich. Familientag.«
    » Familientag ? Seit wann habt ihr denn Familientage? Ich dachte, jeder Tag wäre ein Familientag chez Stewart?«
    »Ja ich weiß, es ist lahm. Aber Dad hat beschlossen, dass wir alle was zusammen unternehmen.«
    »Himmel. Ein Albtraum.« Aber in Wirklichkeit fand ich, dass es irgendwie nett klang. Das waren wohl die Dinge, die Väter gut konnten. Sachen planen. Auf Landkarten und Broschüren vonSchlössern oder so schauen. »Was ist das im Moment überhaupt mit den Familien? Sie sind überall und durchkreuzen meine Pläne. Nats Tante saugt jede Minute seiner Zeit auf, und dein Vater ruiniert mir den Samstag! Wie rücksichtslos!«
    Sal lächelte. »Sorry, wenn ich könnte, würde ich mich da abseilen. Du weißt ja, wie nervig Cam wird, wenn wir Auto fahren – nicht wirklich meine Vorstellung von einem schönen Tag. Ich sag dir was – warum machen wir nichts am Sonntag?«
    »Geht nicht, sorry. Da treff ich Nat zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder. Also zum ersten Mal seit Dienstag.«
    »Schon okay.« Sal zuckte die Schultern, aber es war klar, dass sie ein bisschen angepisst war. Normalerweise verbrachten wir an den Wochenenden wenigstens einen Tag zusammen, wenn nicht beide.
    »Aber vielleicht können wir zu dritt was machen?«, bot ich an – ziemlich großzügig, wie ich fand. Bitte sag nein bitte sag nein bitte sag nein. Ich will ihn ganz für mich haben.
    Sie musste meine Gedanken gelesen haben. »Nee, lass mal, danke.«
    Ich war erleichtert und schämte mich sofort dafür, wie erleichtert ich war. Aber Nat und ich brauchten

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