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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Schsch. Ich versuche zu schlafen.
    »Also, wir versuchen das morgen noch mal. Du ruhst dich aus, und wir versuchen es noch mal. Ja, morgen bist du stärker, das weiß ich einfach.«
    Stille. Und dann: »Wage es nicht, mich zu verlassen. Denk nicht mal dran. Ich lasse das nicht noch mal zu. NEIN. Hörst du mich? Du gibst dir morgen mehr Mühe, okay? Mehr. Mühe. Geben.« Dieselbe Stimme, angespannt und erstickt. Sie erstickt mich.
    * * *
    Piepen piepen PIEPEN lauter und länger, und es hört nicht auf.
    Kein Rauschen. Das Meeresrauschen hat aufgehört.
    Die Hand wird von mir weggerissen, und ich bewege mich schnell, glaube ich. Alles wirbelt um mich herum. Stimmen laut und lauter. Hände berühren mich. Aber nicht seine. Nicht seine.
    Was passiert mit mir? Schsch, schlaf einfach. Zerbrich dir nicht deinen hübschen kleinen Kopf. Schlaf schön und träum süß.
    Okay. Wenn du meinst. Sag allen, sie sollen ruhig sein. Wie soll man denn bei dem Lärm schlafen?
    Hämmern, hämmern, hämmern. Meine Brust schmerzt.
    Atmen. Ein und aus. Ein und aus. Das Rauschen ist wieder da, und auch die Hand.
    Ich lächle. Aber innerlich, damit es keiner sehen kann. Ein geheimes Lächeln nur für mich.
    * * *
    Eine andere Stimme. Ich habe keine Wahl, ich muss zuhören. Eine Mädchenstimme. Klingt aufgeregt. Ich versuche herauszufinden, ob eine Hand in meiner ist, aber ich weiß es nicht. Nur ein dumpfes, pochendes Gefühl in meinem Handgelenk, was komisch ist.
    »Ich hoffe, du findest es nicht schlimm, dass ich hergekommen bin. Ich konnte nicht nicht kommen. Es ist alles meine Schuld.« Das könnte interessant werden.
    Die Stimme fährt fort. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das getan hast.« Was getan? Warum so kryptisch?
    »Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst … Natürlich kannst du mich nicht hören. Es ist so dumm, aber … Du sollst wissen, dass es mir leidtut. Es tut mir so wahnsinnig leid. Die ganze Sache ist ein totales Chaos. Und ich kann nicht aufhören zu denken, dass das alles nicht passiert wäre, wenn ich dir von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte. Es tut mir leid.« Genug mit dem Leidtun! Mach einfach weiter.
    »Ich hab ihn zuerst kennengelernt, weißt du. Ich sag das nicht, weil ich ein Miststück bin. Es ist die Wahrheit. Es war bei Devon, und er war dort. Und ich mochte ihn sofort, und er … mochte mich. Ich war mir vorher nie bei einem Jungen sicher, aber bei ihm wusste ich es einfach. Er hatte ein paar von seinen Kumpels zu einer Party eingeladen – es war alles ziemlich verrückt. Devon hatte irgendwann die Nase voll und verzog sich, um bei seinem Vater zu übernachten. Ich hätte auch gehen sollen. Bin ich aber nicht. Ich mochte ihn so sehr. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten. Wir haben uns ewig unterhalten. Sorry, wenn du das nicht hören willst, aber du musst einfach die Wahrheit kennen.
    Ich hab zu viel getrunken. Ich wollte nicht, aber ich war nervös und … ich hatte Spaß. Ich fühlte mich, als wäre ich jemand anderes. Ich wusste, dass etwas mit ihm sein würde. Ich wollte wirklich, wirklich, dass etwas passierte. Aber er war dann auch schlimm betrunken – er spielte dummeTrinkspielchen. Er schlief auf dem Sofa ein, als ich in der Küche war. Idiot. Und dann …« Und dann was?
    »Einer von seinen Freunden hatte den ganzen Abend schon ein Auge auf mich. Simon. Er merkte, dass ich gehen wollte, und überredete mich, dazubleiben. Es war leichter, ja zu sagen als nein. Er schleppte mich zum Tanzen, und es war auch irgendwie lustig. Ich weiß noch, dass ich dachte, dass es so sein muss, wenn man ist wie du – einfach machen, was man will, und alles andere ist egal. Ich habe mich immer gefragt, wie du das machst.
    Simon hat mir dauernd das Glas nachgefüllt, und mir war es egal. Wir haben ewig getanzt, und dann hat er mich geküsst. Und ich habe ihn geküsst. Ich hab nicht nachgedacht. Und dann müssen wir rauf in Devons Zimmer gegangen sein. Und ich … weiß nicht mehr wirklich viel. Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ich glaube nicht, dass ich nein gesagt habe, aber ich kann nicht glauben, dass ich es nicht gesagt habe. Ergibt das irgendeinen Sinn?« Ich habe keine Ahnung.
    »Ich weiß nur, als ich aufgewacht bin, dass mir schlecht war und ich mich wund fühlte, und ich wusste, was passiert sein musste, aber irgendwie konnte ich es auch fast wieder nicht glauben, dass ich es wirklich getan hatte. Simon schlief neben mir, und ich zog mich an und rannte. Ich fühlte mich widerlich.

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