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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Ich wandte mich ab.
    »Es war nicht nur dieser Abend, Grace. Du hast mich dauernd damit aufgezogen, die ganze Zeit. Vielleicht erinnerst du dich nicht, aber ich! Wenn deine beste Freundin etwas oft genug sagt, fängst du an, es zu glauben. Ich hätte mit niemandem geschlafen, wenn du nicht gewesen wärst. Ich war noch nicht so weit! Das ist für dich vielleicht schwer zu verstehen, Fräulein ›Ich kenn dich zwar erst fünf Minuten, aber klar hab ich Sex mir dir. Vielleicht mag ich mich dadurch ein bisschen lieber und es zeigt mir, dass ich doch etwas wert bin, statt nur irgendeine Verrückte zu sein, die ganz jämmerlich versucht, Mitgefühl von anderen zu bekommen, indem sie sich ritzt‹ …«
    Ich schlug Sal mitten ins Gesicht. Fest.
    Sal war geschockt, und ich auch. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie jemanden geschlagen. Ich ging, ließ sie einfach dort stehen und mir hinterherglotzen.
    Ich fühlte mich taub. Wie hatte das alles nur geschehen können? Unsere Freundschaft war vorbei – so viel stand fest. Es gab kein Zurück mehr. Die ganze Zeit dachte ich, ich würde Sal etwas bedeuten … und dann spritzte sie dieses Gift?
    Ich rannte los. So schnell ich konnte. Weg von Sal. Weg von allem.
    Aber egal, wie schnell ich rannte – ich konnte meinen Tränen nicht entkommen.

Tag 15
    Mehr Träume. Manche schienen endlos zu gehen, andere waren nur Schnappschüsse. Nur an einen kann ich mich deutlich genug erinnern. Die anderen verschwimmen, sobald ich mich auf sie konzentrieren will. Vielleicht erinnere ich mich später an sie. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die glauben, dass Träume eine Bedeutung haben, aber ich bin der ganzen Sache gegenüber recht aufgeschlossen.
    Letzte Nacht hab ich geträumt, dass ich Sex mit Nat hatte. Alles daran stimmte. Sein Geruch, seine Berührungen auf meiner Haut, die Bewegungen seiner sehnigen Rückenmuskeln unter meinen Händen. Wir waren weder in meinem noch in seinem Bett – wir waren in Sals Bett. Der Sex war gut, vielleicht sogar besser, als er im wirklichen Leben je gewesen war.
    Und dann passierte wieder diese typische Traumverwandlungssache, und plötzlich war Ethan über mir. Aber es war auch immer noch Nat. Eine Art Ethan/Nat-Kombination des Wunderbaren.
    Danach lag ich mit meinem Kopf auf seiner Brust. Jetzt war es definitiv Ethan. Seine Brust war so blass.
    Ich lag gefühlte Stunden da. Bis mir auffiel, dass ich seinen Herzschlag nicht hören konnte. Seine Brust hob und senkte sich nicht, wie sie sollte – er atmete nicht. Ich setzte mich aufrecht hin, um ihn anzusehen. Und er lächelte mich nur friedlich an und sagte: »Was ist los, Gracie?« Ich sagte ihm, dass ich seinen Herzschlag nicht hören konnte und dass ich dachte, er sei tot. Er lächelte wieder und schüttelte den Kopf, als hätte ich überreagiert. »Vielleicht hörst du nur nicht richtig zu? Du musst ganz genau hinhören, dann hörst du den Ozean.« Ich presste mein Ohr an seine Brust, und da war tatsächlich sein Herzschlag, leise,aber doch zu hören. Und ich konnte den Ozean hören, wie die Wellen an Land spülten und wieder zurückrollten, vor und zurück. Ich lächelte.
    Und dann wachte ich auf – halb erregt, halb verwirrt. Träume sind ermüdend.
    Etwas hat sich in mir verändert, glaube ich. Ich kann nicht genau sagen, wann es passiert ist, aber es ist passiert. Ich habe aufgehört zu fragen, warum ich hier bin. Ich bin es einfach. So ist es nun mal. Ich weiß nicht, wie das alles ausgehen wird, aber vielleicht spielt das auch gar keine Rolle.
    Aber ich will immer noch mehr über Ethan wissen. Ich muss mehr über Ethan wissen. Was tut er den ganzen Tag? Wo schläft er? Geht er jemals raus? Ist er glücklich?
    Ich werde versuchen, einmal richtig mit ihm zu reden. Kein Gezicke mehr, keine Tränen mehr.
    Ich fange heute damit an.
    * * *
    Nach dem Essen hat mir Ethan eine graue Trainingshose und zwei weiße Shirts gebracht. Und Unterwäsche. Alles hat gepasst. Als er mir den ordentlich zusammengelegten Stapel überreichte, sah ich ihn fragend an.
    Er wurde rot. »Für dein Training. Ich dachte, du könntest …« Ich bedankte mich bei ihm. Auf dem Stapel lagen ein paar schwarze Haargummis. Er hatte offenbar wirklich an alles gedacht. Erst jetzt frage ich mich, wie er überhaupt wissen konnte, dass ich angefangen habe zu trainieren. Und woher wollte er wissen, dass es nicht nur eine einmalige Sache war?
    Es fühlte sich gut an, eine Weile den Pyjama nicht zu tragen. Es fühlte sich wieder mehr

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