vergissdeinnicht
beschämt. »Äh, nein. Sorry.« Dann sah er – wieder! – weg. Er war echt von der schüchternen Sorte. Ich schloss wieder die Augen, und diesmal war es mir egal, ob er mich angaffte. Ich war nicht in der Stimmung.
Ich öffnete die Augen, als ich den Bus heranfahren hörte. Das helle Licht im Bus blendete mich, während ich auf den mürrisch dreinschauenden Busfahrer zuging. Und dann fiel mir ein, dass ich kein Geld dabei hatte. Idiotin.
»Ich … sorry. Ich hab wohl mein Geld zu Hause vergessen.«
Der Busfahrer sah mich skeptisch an und ging sogar so weit, meine eigene Augenbrauennummer gegen mich zu verwenden.
Ich war empört. »Das stimmt! Bitte. Ich muss nach Hause. Mirist kalt, ich bin nass. Kommen Sie schon …« Der Busfahrer schüttelte nur den Kopf. Er sprach nicht mal mit mir.
Jemand tippte mir auf die Schulter. Der Junge von der Haltestelle ging an mir vorbei und stellte sich vor den Busfahrer. »Zwei Einzeltickets, bitte.« Ich hörte, wie Münzen in die Kleingeldsammelticketdingensmaschine hineinklirrten. Ohne sich noch mal nach mir umzusehen, eilte er die Treppe hinauf.
Der Busfahrer grinste. »Mir soll’s recht sein.«
Ich ging ohne ein Wort an ihm vorbei.
Ich war so erleichtert. Meine Beine waren wie Blei. Vielleicht war Trinken und Laufen doch keine so galaktisch gute Idee gewesen. Ich schleppte mich die Treppe rauf. Der Bus war auf diese nervige Weise halb voll – auf jedem Doppelsitz saß eine Person. Ich fand den Haltestellen-Jungen weiter hinten. Normalerweise sitze ich so weit vorne, wie ich kann. Wann immer Dad mich mit in den Park genommen hatte, war ich die Treppe hochgerannt und hatte gehofft, dass der vorderste Sitz frei war. Ich liebte es, so zu tun, als würde ich den Bus fahren. Ich war sehr gut darin, so zu tun als ob.
Ich glitt auf den Sitz neben dem Jungen und bedankte mich. Er sah auf und lächelte, und zum ersten Mal sah ich seine Augen. Sie waren blau und von den längsten Wimpern eingerahmt, die ich je an einem Typen gesehen hatte. Er war ziemlich blass und sah so müde aus, wie ich mich fühlte. Mir fiel plötzlich ein, dass ich ziemlich schlimm aussehen musste. Ich schob eine lose Strähne hinters Ohr und versuchte verstohlen, mein Spiegelbild im Fenster zu checken. Es ging nicht – er saß im Weg. Kein Make-up und verschwitzte Laufkleidung: Keine Chance, dass er sich für mich interessieren würde. Und ich hatte auch kein Interesse. Wem mache ich was vor? Ich bin immer interessiert. Es war ein Scheißtag gewesen, ich war wahrscheinlich immer noch ziemlich mitgenommen, und ich saß neben einem (irgendwie) hübschen Kerl.
»Das war echt nett von dir, für mich zu bezahlen.«
»Schon in Ordnung. Ich konnte dich ja schlecht hier hängenlassen, oder?« Er lächelte wieder. Nettes Lächeln, schöne Zähne (sehr wichtig). »Nicht der beste Abend, um laufen zu gehen«, sagte er. Die Regentropfen streiften am Fenster neben ihm entlang.
»Ja, das war so eine spontane Sache. Hab’s ein bisschen übertrieben, denke ich. Das nächste Mal muss ich meine Kräfte besser einteilen.« Ich zuckte die Schultern.
»Oder Geld für den Bus mitnehmen.« Wir lächelten uns an. Hmmm. Gefällt mir.
»Ich bin übrigens Grace.«
»Nat. Freut mich.«
»Mich auch. Also, ist das mehr so ein Hobby von dir, Jungfrauen in Not zu retten, Nat?«
Er lächelte kurz, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. »Schön wär’s.«
Ich wartete auf eine Erklärung, aber er schüttelte den Kopf und sagte: »Egal.« Ich ließ es auf sich beruhen.
Dann unterhielten wir uns. Oder vielmehr, ich stellte eine Menge Fragen. Er antwortete sehr höflich und freundlich. Er fragte mich auch Sachen, aber ich spürte, dass er nicht so richtig interessiert war. Ich meine, irgendwie hatte er schon Interesse, aber ich bekam nicht die richtigen Signale. Irgendwas schien nicht ganz zu stimmen, und mein Radar schrie: FREUNDINALARM! FREUNDINALARM ! Also stellte ich ihm die Frage.
Nat schüttelte den Kopf und sagte nein. Ich glaubte ihm, aber irgendwas war seltsam an der Art, wie er antwortete. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, also ignorierte ich es.
Dinge, die ich im Bus über Nat erfuhr
Er war neunzehn.
Er hatte gerade sein erstes Jahr an der Uni beendet und war über die Sommerferien zu Hause.
Er studierte Medizin (schlau und schön – yay!).
Er hatte seine Turnschuhe an dem Tag erst gekauft und schämte sich dafür, dass sie noch so offensichtlich neu und strahlend weiß waren.
Er arbeite
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