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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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ließ Nat eine ganz interessante Bombe platzen. Wir lagen im Bett und sprachen über unsere Familien. Ich glaube, wir hatten beide festgestellt, dass wir gar nicht so viel übereinander wussten. Ich erzählte Nat ein wenig über Dad, und wie es mit meiner Mum war, und er reagierte unglaublich toll. Und dann erzählte er mir von seinem Bruder.
    »Er ist echt ein guter Kerl. Ich liebe ihn total, aber er ist so neurotisch. Viel sensibler, als gut für ihn ist. Manchmal wird ihm einfach alles zu viel, weißt du?«
    Ich nickte.
    »Dev wird manchmal so depressiv. Ich mache mir echt oft Sorgen, dass er eines Tages mal was total Dummes tut.«
    »Dev?«, fragte ich.
    »Ja, Devon. Er hat den Kürzeren gezogen, als sich unsere Eltern Namen ausgesucht haben. Ich meine, Nathaniel ist nicht toll, aber es schlägt Devon doch um Längen.« Nat bemerkte, dass ich ihn komisch ansah. »Was?«
    »Devon ist dein Bruder ?«
    »Sag jetzt nicht, dass du ihn kennst ! Echt jetzt?«
    »Er ist in meinem Jahrgang.«
    »Scheiße, da hätte ich dran denken müssen. Ich vergesse immer, dass wir nicht gleich alt sind. Dev wirkt noch so verdammt jung, und du … na ja …« Er musterte mich wohlwollend.
    »Wie kommt’s, dass du nicht an meiner Schule warst? Ich bin mir sicher, ich würde mich an jemanden wie dich erinnern.«
    »Unsere Eltern haben sich vor neun Jahren getrennt. Mein Dad ist mit einer von Mums Freundinnen durchgebrannt – toller Typ, was? Mum ist total zusammengebrochen. Kam nicht mehr mit mir und Dev klar. Und ich war auch keine Hilfe. Ich machte eine Menge Ärger – eigentlich nur, um Aufmerksamkeit zu kriegen. Nichts, worauf ich besonders stolz wäre. Jedenfalls kam ich Glücklicher ins Internat. Dev sollte auch, aber Mum dachte, er käme dort nicht klar. Ich war echt angepisst, dass ich weggeschickt wurde, während ›Mummys kleiner Liebling‹ zu Hause bleiben durfte. Aber rückblickend muss ich sagen, dass es das Allerbeste für mich war, hier wegzukommen. Nichts für ungut.«
    »Oh Gott«, sagte ich. Es war eine Menge, was ich da begreifen musste. Ich konnte nicht glauben, dass ich mit Devons Bruder zusammen war. Wahnsinn . Wie kam es, dass ich gar nichts von ihm gewusst hatte? Hätte ich von ihm gewusst, wäre ich deutlich freundlicher zu Devon gewesen, das ist mal sicher.
    »Hör zu, Grace. Ich hätte nie einen Ton über Devon gesagt, wenn ich geglaubt hätte, dass du ihn auch nur annähernd kennen könntest. Ich bin eindeutig ein totaler Volldepp. Versprich mir,dass du nie etwas von dem weitererzählen wirst, was ich dir gesagt habe – über Dev.«
    »Natürlich werde ich nichts erzählen. Ich kenne Devon abgesehen davon nicht mal besonders gut. Er ist eher mit einer Freundin befreundet. Zerbrich dir mal nicht deinen hübschen kleinen Kopf.« Ich küsste Nat auf die Stirn, und wir lagen eine Weile schweigend nebeneinander. Ich fragte mich, ob Sal jemals Nat getroffen hatte. Ich wusste, dass sie ein paarmal bei Devon zu Hause gewesen war, aber sicherlich hätte sie mir doch von ihm erzählt, wenn sie ihn kennengelernt hätte? Ich wollte Nat unbedingt fragen, ob er Freunde von Devon kannte, aber ich war noch nicht bereit, mit ihm über die ganze Sache mit Sal zu sprechen.
    Während der nächsten Tage dachte ich ziemlich häufig über Devon nach – über seine Depressionen. Es zeigte nur wieder, dass man nie wusste, was wirklich in den Leuten vor sich ging. Unter der glänzenden Oberfläche, die sie der Welt präsentieren.
    Ich fragte mich, ob sich Devon je ritzte. Wahrscheinlich nicht. Mehr so ein Mädchending, vermute ich. In allen Zeitschriften steht was darüber. Ich finde es irgendwie peinlich, Teil einer so eindeutigen Teenager-Statistik zu sein. Ich bin schon lieber einzigartig, wenn ich kann.
    * * *
    Die ersten paar Wochen mit Nat waren richtig großartig. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich so was wie zu achtzig Prozent glücklich. Und die fehlenden zwanzig Prozent waren Sal. Wenn ich ehrlich bin, wahrscheinlich sogar noch mehr. Ich dachte viel an sie und war hundert Mal kurz davor, sie anzurufen. Aber was Ablenkung anging, war Nat mehr als passend.
    Wir waren schon seit einem Monat zusammen, als ich beschloss, bei Sophie vorbeizuschauen. Ich weiß gar nicht genau warum. Jedenfalls schneite ich auf gut Glück in den Laden rein, und da stand sie auch gleich hinter der Theke. Es war viel los. Eine von diesen jungen, hippen Müttern mit einem kreischenden Baby in einem komischen, schlingenartigen Ding. Zwei alte

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