vergissdeinnicht
dass ich ihn ansah. Er schob mich gegen den Türrahmen und küsste mich wieder. Ich zog sein T-Shirt hoch, bekam es aber nicht gleich über seinen Kopf. Ich küsste ihn durch den weißen Stoff und zog es ihm dann ganz aus. Sein Haar war ganz verwuschelt, und er sah besser aus als je zuvor. Besser als jeder andere. Ich strich mit den Fingern über seine Brust. Sie war gerade haarig genug, um nicht zu jungenhaft zu sein, aber auf keinen Fall Gorilla-haarig (Gott sei Dank). Wir stolperten zum Bett, und ich stieß ihn drauf, setzte mich rittlings auf ihn, küsste seine Brust. Er ließ sich zurückfallen und zog mein Top aus.
Das war’s.
Kein Verstecken mehr. Nat würde es sehen.
Das einzige Licht im Raum fiel durch die offene Tür. Trotzdem war es hell genug, um mich anzuleuchten. Nat war ein Kerl, und natürlich richteten sich seine Augen (und Hände) sofort auf meine Brüste. Erst, als er seine Hände über mich gleiten ließ, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Sein Daumen folgte einem Pfad auf der Innenseite meines Arms.
»Was ist das?«, murmelte er zwischen Küssen.
»Nichts«, sagte ich und fand seinen Mund mit meinem. Aber er wich zurück, und ich rollte von ihm runter. Innerlich wappnete ich mich für das, was kommen würde.
»Was ist dir passiert?« Echte Sorge.
Ich legte mich seufzend auf den Rücken und konnte ihn kaum ansehen. Er setzte sich auf und nahm meinen Arm. »Oh Gott …«, flüsterte er. »Das sieht aus, als ob … du das getan hast, oder?« Ich nickte, sah ihn aber immer noch nicht an. Ich konnte spüren, wie seine Augen über mich wanderten und die jüngstenSchnitte betrachteten, die noch heilen mussten. Sal hat recht, ich bin verrückt. Scham kroch aus jeder Pore und umfing meinen ganzen Körper.
»Schau mich an, Grace.« Widerstrebend tat ich es. »Willst du darüber reden?«
Ich schüttelte den Kopf. Er nickte, beugte sich zu mir hinab und gab mir einen perfekten Kuss. »Du bist schön«, flüsterte er. Und ich glaubte ihm. Er küsste mich überall, und seine Zunge glitt über die Narben. Es war nicht unheimlich oder krank. Es war, als ob er versuchen würde, sie durch seine Küsse zu heilen.
Er hatte keine Kondome dabei (völlig planlos), aber es störte ihn auch nicht, dass ich einen kleinen Vorrat in meinem Nachttisch hatte. Manche Jungs sind da komisch. Die meisten Jungs sind dumm.
Und so hatten wir Sex. Es war okay, nicht umwerfend. Es war liebevoll und zärtlich und (trau ich mich, das zu sagen?) irgendwie nah am Sichlieben. Eine neue Erfahrung für mich. Danach lagen wir mit verschlungenen Beinen Wange an Wange. Ich schmiegte mich an seinen Hals, und er streichelte meinen Rücken.
»Können wir jetzt reden?«, fragte Nat nach einer Weile.
»Hm?«
»Darüber?« Seine herumstreifenden Finger fanden ein paar Narben.
Ich versuchte, ihn abzulenken, aber er ließ es nicht zu.
»Grace, rede mit mir.«
Ich seufzte. »Es gibt nichts zu reden. Es ist nur etwas, das ich manchmal mache. Es ist peinlich und dumm und ich wette, du denkst, ich bin verrückt und …« Er brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen.
»Ich denke nicht, dass du verrückt bist. Ich will es nur verstehen.«
Ich legte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Ich verstehe es nicht mal selbst. Ich weiß nur, dass ich mich danach besser fühle, wenn es mir mal nicht gut geht.«
Nat stützte sich auf einen Ellenbogen, sein Gesicht war über meinem. Er ließ seine linke Hand auf meinem Bauch ruhen. Sie fühlte sich warm und beruhigend an.
»Glaubst du, du kannst aufhören … dir selbst so wehzutun?«
Ich sagte nichts.
»Willst du damit aufhören?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe es nie versucht. Jedenfalls nicht wirklich …«
»Würdest du es für mich versuchen? Oder besser … wir machen einen Deal. Du hörst auf, dich zu verletzen, und ich werde … ähm … ich werde dich glühend heiß lieben, wann immer du danach verlangst.« Er wackelte mit seinen Augenbrauen, und ich musste laut loslachen. Seine Hand glitt immer tiefer, und mir blieb der Atem im Hals stecken. Vielleicht könnte dieser Deal wirklich funktionieren.
* * *
Nat blieb über Nacht bei mir. Und das ganze Wochenende. Wir sprachen und lachten viel und verbrachten einfach nur die Zeit miteinander. Der Sex wurde besser, was mich erleichterte. Das gesamte Wochenende war praktisch perfekt. Wir sprachen nicht über das Ritzen. Ich dachte, dass ich vielleicht doch noch vergessen könnte, was Sal zu mir gesagt hatte.
Am Sonntagabend
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