vergissdeinnicht
überrascht hochzog.
»Sophie?«
»Nja«, brummte ich, ganz die launische Kuh, die ich nun mal bin.
»Gott, die hab ich nicht mehr gesehen seit … also, seit Ewigkeiten. Ich wusste nicht, dass ihr noch befreundet seid.«
»Sind wir auch nicht. Also, ich hab sie heute zufällig getroffen, und wir haben beschlossen, heut Abend ein bisschen was nachzuholen.« Ich zuckte die Schultern, ganz so, als wäre es keine große Sache. War es ja auch nicht.
»Kommt Sal auch mit?«
»Nein, warum sollte sie?«
»Nur so. Ich habe sie nur schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.« Mum senkte nun auch ihren Blick und schaute auf den Teller. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich schon die ganze Zeit danach hatte fragen wollen.
»Und?«
»Hattet ihr zwei Krach?« Ich schwöre bei Gott, so wie sie es sagte, hätte ich ihr am liebsten eine reingehauen. Krach? Als ob ich Sal an den Zöpfen gezogen hätte oder sie ihr Spielzeug nicht mit mir teilen wollte.
Ich warf ihr meinen vernichtendsten Blick überhaupt zu, der, wie ich sagen muss, wirklich sehr vernichtend ist. »Nein, wir hatten keinen ›Krach‹, aber schön, dass du fragst.«
Mum tat so, als würde sie meinen gereizten Ton nicht hören. »Es ist nur so, also, du weißt, ich bin für dich da, wenn du über etwas reden willst. Das weißt du doch, oder, meine Süße?« Ich wäre fast an meinem Knoblauchbrot erstickt! Erstens, zu behaupten, ich könnte mit ihr reden ? Und zweitens, mich Süße zu nennen? Hatte sie im Fernsehen so eine Wie-man-eine-gute-Mutter-ist-Sendung angesehen?
Ich betrachtete sie einen Moment lang. Die Haare fast zu Tode gebleicht. Ihr Gesicht merkwürdig frei von Falten oder Gefühlen oder Liebe oder sonst was. Und ich sollte glauben, dass sie sich plötzlich um mich sorgte? Ja klar. Netter Versuch .
»Danke, Mutter «, sagte ich so sarkastisch wie nur menschenmöglich. »Ich werde es dich wissen lassen, sobald ich mich jemandem mitteilen möchte.« Ich stand auf, warf meine Serviette auf die kalt werdenden Spaghetti und verließ den Tisch ohne ein weiteres Wort. Als ich mich umdrehte, um die Treppe raufzugehen, sah ich sie von der Küchentür eingerahmt, wie sie gelassen an ihrem Wasserglas nippte und ins Nichts starrte.
Der Bus hielt direkt gegenüber des Bar Code . Draußen war ein Türsteher, aber weil es früh war, gab es noch keine Schlange. Innen war die Bar im Retrostil eingerichtet – angeranzte Ledersofas und komisch geformte Stühle. Ich sah mich nach Sophie um, was nicht leicht war in dem verwinkelten Raum. Es war wie in der Schule, wenn man die Mensa nach seinen Freunden absucht – und so tut, als sei das das Letzte , was man gerade macht. Ich drehte eine schnelle Runde durch die Bar, so lässig wie möglich, und fand Sophie schließlich abgesondert in einer Nische. Sie tippte auf ihrem Handy herum und spielte gleichzeitig mit ihrem Haar. Kein Glas stand vor ihr auf dem Tisch.
»Hi, sorry, dass ich zu spät bin«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich genau pünktlich war. Sophie war noch schlimmer (oderbesser, je nachdem wie man dazu steht) als ich, wenn es um Pünktlichkeit ging.
Sophie legte ihr Handy weg und sagte Hallo. Ich fragte sie, ob sie etwas trinken wollte, und sie nickte. »Wodka mit Cola … ein doppelter, wenn das okay ist?« Ich schaffte es, meine Überraschung zu verbergen. Die kleine Sophie Underwood … trinkt Doppelte? So so.
Als ich mit den Drinks zurückkam, setzte ich mich Sophie gegenüber. Ein knappes »Cheers«, ein Schluck Wodka, und meine erste Gelegenheit, sie mir richtig anzusehen. Sie trug keine Brille, und sie hatte sich (Schock! Horror!) geschminkt. Also, richtig geschminkt. Ich hatte es mir gespart (na ja, bis auf das absolute Minimum, aber das zählt nicht wirklich). Ich musste zugeben, dass Sophie echt gut aussah. Ich erkannte sogar ihr Top. Ein ziemlich cooles kleines rotes Ding von Top Shop, das ihre Brüste sehr vorteilhaft zur Geltung brachte. Ich fühlte mich mit einem Mal ganz gehemmt in meinem ausgefransten Schwarzes-Oberteil-mit-Jeans-Outfit. Irgendwie verstörend. Ich musste das Gleichgewicht wiederherstellen, und zwar schnell. Nach ein bisschen Smalltalk über die Prüfungen und solchen Kram fing ich an, von Nat zu reden. Eigentlich finde ich Mädchen richtig dämlich, die mit ihren Freunden angeben, als würden sie eine beschissene Medaille dafür verdienen, sich einen halbwegs annehmbaren Kerl geangelt zu haben. Aber ich konnte gerade nicht anders.
Sophie hörte höflich zu,
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