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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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unglaublich heiß, aber ich will nicht nur Sex mit ihm haben. Ich will seine Freundin sein. Ich will mit ihm reden und rausfinden, was er so denkt. Und es ist so, als würde er etwas anderes in mir sehen … Vielleicht erklär ich das nicht sehr gut. Durch ihn fühl ich mich mit mir im Reinen. Und ich fühl mich sicher, wenn ich bei ihm bin.« Ich sah zu Sal und war überzeugt, sie würde mir ein Kissen an den Kopf werfen, weil ich so schmalzig war, aber sie hatte einen verträumten, wehmütigen Ausdruck in den Augen. Mir ging plötzlich auf, dass das vielleicht das Letzte war, worüber sie im Moment reden wollte.
    »Sorry, Sal. Ich halt jetzt den Mund. Genug Nat-Geschnatter! Lass uns von was anderem reden.«
    Sal konzentrierte sich wieder auf mich und lächelte. »Ich hab nicht viel zu erzählen, fürchte ich.«
    Ich ergriff die Chance, etwas zu sagen, das gesagt werden musste. »Ich weiß, du willst wahrscheinlich nicht drüber reden, aber ich will, dass du etwas weißt. Wenn du mir doch erzählen willst, was passiert ist und mit wem du geschlafen hast, bin ich für dich da. Ich werde nicht über dich urteilen oder schlecht von dir denken, egal, was du mir erzählst. Du bist meine beste Freundin, und ich mag dich sehr. Du kannst mir alles erzählen.«
    Zwischen uns entstand eine peinliche Stille, bevor Sal sagte: »Danke. Das bedeutet mir viel. Du musst nur verstehen, dass ich nicht darüber reden will.«
    »Also gut.« Ich zuckte die Schultern und versteckte meinen Frust ganz gut. Ich hatte irgendwie gehofft, Sal würde sich mir nach meinem Seelenstriptease mit Nat öffnen. Nur war es nicht ganz dasselbe, oder?
    * * *
    Ich würde echt gern wissen, wie spät es ist. Ich bin total am Ende. Heute war öde. Ethan ist irgendwann endlich mit meinem Frühstück aufgetaucht. Er hat gefragt, ob ich Hunger habe, und es hat ihm wohl echt leidgetan, als ich gesagt habe, ich wäre am Verhungern (leichte Übertreibung, aber mein Magen hat wirklich ein paar reizende Gurgellaute von sich gegeben).
    Nachdem ich mein Frühstück verschlungen hatte, stockte ich meinen Trainingsplan ein bisschen auf. Zweihundert Sit-ups, ein bisschen Stretching, dreißig Minuten (schätze ich mal) Laufen. Hat gutgetan. Kein Wunder also, dass ich jetzt so müde bin.
    Es gibt gar nicht mehr so viel über die große Wiedervereinigung von Sal und Grace zu sagen. Nachdem wir zwei Stunden weiter dummes Zeug geschnattert und ich sehr viel von Nat geschwärmt hatte (obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun), schliefen Sal und ich ein. Ich lag quer auf dem Bett, als ich am nächsten Morgen aufwachte, und hatte immer noch meine Klamotten an. Sal hatte sich am Fußende zusammengerollt. Ihr Gesicht war von ihrem Haar verdeckt.
    Ich setzte mich auf und angelte nach einem Glas Wasser. Ich habe immer ein Glas Wasser am Bett stehen. Aber ich war noch ziemlich unkoordiniert und stieß das Wasser um. Von meinem lauten Gefluche wurde Sal wach. Sie streckte sich, seufzte ein bisschen und drehte sich mit einem schläfrigen Lächeln zu mir. In dem Moment hätte ich mein Geld drauf verwettet, dass wir dasselbe dachten. So etwas wie: »Vielleicht wird doch wieder alles gut.«
    Oder vielleicht dachte auch nur ich das.

Tag 20
    Komisch geträumt letzte Nacht. Ich war im Bad und hab Zähne geputzt. Ich beugte mich runter, um auszuspülen, und als ich mich wieder aufrecht hinstellte und in den Spiegel schaute, sah ich Ethan und nicht mich. Ich sah an mir runter, um sicherzugehen, dass ich wirklich ich war. War ich auch. Aber als ich wieder mein Spiegelbild ansah, war er da und sah mich verwundert an. Ich streckte die Hand aus, um den Spiegel zu berühren, und Ethan-im-Spiegel machte dasselbe. Ich legte meinen Finger an die Lippen, und er fuhr mit seinem Finger über seine silbrige Narbe. Ich bin nicht komplett ausgerastet. Ein Teil von mir nahm es einfach so hin, und ich machte weiter, wusch mein Gesicht, kämmte die Haare, sah dabei so gut wie die ganze Zeit in den Spiegel. Ethan-im-Spiegel trug Jeans und ein grünes Hemd. Es kam mir vor, als ob ich ihn darin schon mal gesehen hatte. Ich hatte den starken Drang, meinen Pyjama auszuziehen, nur um zu sehen, ob Ethan-im-Spiegel dasselbe tun würde. Aber irgendwie schien es mir nicht das Richtige zu sein.
    Ich drehte mich weg, als ob ich aus dem Bad gehen wollte, und wirbelte dann schnell herum, um in den Spiegel zu sehen. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte, aber da war immer noch Ethan, der so schaute, wie

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