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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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wieder einkriegen würde.
    Ein wenig später fragte mich Nat, warum ich mich mit Sal verkracht hatte. Vielleicht hatte er doch Interesse daran, sie zu treffen. Ich hatte auf keinen Fall vor, ihm die Wahrheit zu sagen – Sal wäre das nicht recht gewesen. Ich fand es nicht wirklich toll, ihn anzulügen, aber manchmal ist Ehrlichkeit nicht der richtige Weg.
    »Das war wirklich dumm. Nur ein alberner Streit, der schneeballmäßig außer Kontrolle geraten ist und zur Lawine wurde. Und wir waren beide zu stur, um uns zu entschuldigen.«
    Nat schaute mich skeptisch an. »Also nichts Ernstes?«
    »Nee, nicht wirklich. Zu der Zeit schien das so, aber das ist jetzt alles vorbei.«
    »Oh Mann, Mädchen sind echt schräg.«
    Ich lächelte. »Hey! Pass auf, was du sagst!« Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter. »Hast du dich noch nie mit einem Kumpel verkracht?«
    »Doch, schon. Sorry.« Er sah mich nachdenklich an.
    »Hey, es ist alles okay.«
    »Ja, sorry. Ich dachte nur …«
    »Was?«
    Er schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Nee, egal.« Er nahm sein Pint und trank davon, dann griff er nach meiner Hand und drückte sie. Er sah mich auf diese Weise an. »Hör zu, lass uns hier verschwinden. Bei mir ist keiner zu Hause.«
    »Zum Glück, meine Mum ist nämlich ausnahmsweise mal da. Und auch, wenn ich mir sicher bin, dass sie dich WAHNSINNIG gerne kennenlernen würde – heute ist irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt … besonders, wenn man bedenkt, was ich mit dir vorhabe.« Ich beugte mich über den Tisch und berührte Nats Ohr mit meinen Lippen. Ich flüsterte ihm das Versauteste zu, was mir einfiel. Es hatte den gewünschten Effekt. Ich hatte kaum Zeit, mir meine Tasche zu greifen, bevor er mich aus dem Pub zerrte.
    Nat winkte uns ein Taxi heran, und wir kletterten auf den Rücksitz. Wir konnten die Hände nicht voneinander lassen. Wir schafften es gerade so, die Dinge nicht zu weit zu treiben, aber dazu brauchte es mehr als nur ein bisschen Willenskraft. Außerdem hatte ich keine Lust auf die Blicke, die mir der Taxifahrer im Rückspiegel zuwarf. Der Gedanke, dass er eine kostenlose Vorstellung bekam, lenkte mich irgendwie ab. Ich riss mich von Nat los und sah ihm in die Augen. Wunderschön . Und er wollte mich. Er wollte mich ganz, ganz wirklich. In diesem Augenblick war ich so glücklich. Und fühlte mich seltsamerweise mächtig. Er war ganz in seiner Lust gefangen. Es war, als könnte ich ihn dazubringen, alles zu machen, was ich wollte. Zum Glück für Nat wollte ich nur, dass er es mit mir machte.
    Der Sex war unglaublich. Nat war anders – diesmal war er definitiv derjenige, der die Kontrolle übernahm. Eine nette Abwechslung. Danach lag ich neben ihm und drückte meinen Körper an seine Seite. Mein linkes Bein lag wohlig zwischen seinen.
    Ich war glücklich.
    * * *
    Das wird immer schwerer. Ich will den Stift hinlegen und dieses ganze Papier in winzig kleine Stückchen reißen, sie in die Luft werfen und wie Schnee runterrieseln lassen. Ich könnte diesen Raum in eine von diesen kitschigen Schneekugeln verwandeln. Eine Schneekugel für einen Riesen. Das Bad überlaufen lassen und den Raum bis zur Decke mit Wasser füllen. Ich würde ertrinken, aber das wäre vielleicht schön.

Tag 22
    Ethan ist hier. Jedes Mal, wenn ich aufsehe, ist er da und starrt in die Luft. Er kam rein, um mein Mittagessenszeug mitzunehmen, und ein paar Minuten später kam er zurück, als ich mich gerade hinsetzte, um zu schreiben. Er schien ein bisschen nervös. Ich sah ihn erwartungsvoll an. »Noch mal Hi.«
    »Hallo, Grace.«
    Ich wartete darauf, dass er was sagte, aber er wollte offenbar lieber nichts sagen. Ich saß da, den Stift bereit, und er stand mit dem Rücken an die Tür gelehnt.
    »Brauchst du irgendwas?« Ich wollte, dass er sprach – es wurde langsam ein bisschen schräg.
    »Nein, ich … würde es dir was ausmachen, wenn ich eine Weile bleibe? Ich werde dich nicht stören.«
    Ich zögerte, und Ethan fuhr fort: »Ich will nur hier sein.«
    Das war aber jetzt interessant. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, also nickte ich nur stumm. Er flüsterte kaum hörbar »Danke« und ließ sich auf dem Boden in der Ecke nieder, die der Tür am nächsten war.
    Und so sitzen wir jetzt hier, in einer Art kameradschaftlicher Stille. Ethan lehnt mit dem Rücken an der Wand, hat die Beine angezogen und die Arme um sie geschlungen. Sein Kinn ruht auf den Knien. Er sieht aus wie ein kleiner Junge – ein verlorener,

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