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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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hättest wie ich. Deine Eltern sind so cool, du hast ja keine Ahnung. Du hast echt Glück.«
    »So weit würde ich nicht gehen. Aber ich bin wohl ganz froh, dass sie da sind – na, meistens jedenfalls. Fühlst du dich nicht einsam, wenn du so ganz alleine im Haus bist?«
    Ich dachte darüber nach. »Nicht wirklich einsam. Und sicher nicht einsam wegen ihr – falls das irgendeinen Sinn ergibt. Ich sitze jetzt nicht da und jammere rum und wünsche mir, wir würden zusammen Popcorn machen und Freundinnen schauen oder irgend so einen Scheiß oder uns gegenseitig das Herz ausschütten und über Jungs reden. Ha! Allein der Gedanke daran …« Ichstarrte in die Luft und versuchte es mir vorzustellen. Es funktionierte nicht. Sogar mit meiner überschäumenden Fantasie brachte ich das nicht zustande.
    »Was ist mit diesem ›Onkel Mick‹? Glaubst du …«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Nicht seit … nicht seit der Beerdigung.«
    »Oh.« Das Stichwort Beerdigung war Sals Signal, sich zurückzuziehen. Wann immer sich die Unterhaltung auf ›Dad‹-Gebiet verirrte, wechselten wir normalerweise so schnell wie möglich das Thema. Aber heute war es anders …
    »Er war Dads bester Freund an der Uni. Dad sagte, die beiden waren unzertrennlich – sie machten alles zusammen. Ein bisschen wie wir beide, schätze ich. Mick und seine Frau besuchten uns immer für eine Woche im Sommer. Ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern. Sie war hübsch und blond und lächelte nicht viel, das ist alles, was ich noch weiß. Mick war cool. Er hat mich immer zum Lachen gebracht, sogar, wenn ich gerade einen Wutanfall hatte. Er und Dad waren wie ein Comedy-Duo.«
    »Und du hast ihn nicht mehr gesehen seit …? Das ist ja echt schade.«
    »Ja, schon komisch. Ich hatte ihn bis eben gerade komplett vergessen. Ich schwöre, mein Gedächtnis hat einen Schaden. Es ist doch komisch, wie jemand so eine große Rolle in deinem Leben spielt und dann einfach … verschwindet.«
    Mein Telefon klingelte und unterbrach meine Gedanken. Diesmal war es Nat. Ich ging ran und gab Sal ein Zeichen, dass ich zum Telefonieren in den Flur ging. Nat und ich quatschten erst mal über nichts Besonderes, dann machten wir aus, dass er um acht zu mir kommen würde.
    Ich senkte die Stimme. »Ich hab dich vermisst …«
    »Aber du hat mich doch erst gestern gesehen.«
    »Das hab ich nicht gemeint … Ich will dich«, sagte ich so leise wie möglich.
    »Oh, klaaaar. Ich bin so doof – sorry. Ich hab dich … ähm … auch vermisst.«
    »Ehrlich?« Ich hätte mir in den Arsch beißen können. Warum musste ich wie ein bedürftiges kleines Mädchen klingen?
    »Ja, ehrlich. Wir sehen uns nachher.«
    »Bis dann.« Ich legte auf und fragte mich, ob ich noch ein »Ich liebe dich« am Ende hätte sagen sollen, aber vielleicht wäre das zu viel gewesen, zu schnell. Ich lehnte mich für einen Moment an die Wand und schloss die Augen.
    Eine kleine Stimme meldete sich zu Wort. »Wer war das?«
    Ich öffnete die Augen und starrte in ein anderes Augenpaar, das ein paar Stufen unter mir stand und mich von dort aus beäugte. Cams Hände umklammerten das Geländer, als wäre er dort unten gefangen.
    »Geht dich nichts an!«
    »War das dein Freund ? Liiiiiiiiebst du ihn? Hast du ihn schon geküsst? Mit Zunge?« Er streckte die Zunge raus und wackelte damit herum.
    Ich lachte. »Das geht dich auch nichts an! Was weißt du denn schon vom Küssen? Hast du eine Freundin?«
    »Bäh, nee. Eklig! Ich werde NIE eine Freundin haben! Nie, nie, nie, nicht in einer Million Jahren! Mädchen sind schlimmer als Blumenkohl!« Und nachdem er mir seinen Standpunkt klar erläutert hatte, polterte er die Treppe runter.
    Ich ging wieder in Sals Zimmer. »Dein Bruder ist zum Totlachen. Und vermutlich schwul.«
    Sie schrieb gerade in Lichtgeschwindigkeit eine SMS . Sie drückte auf Senden und sah dann zu mir hoch. »Da muss ich mich wohl auf dich verlassen. Also … mit Nat und dir ist definitiv wieder alles am Laufen?«
    Ich hatte ihr noch nicht die ganze Geschichte erzählt – Sals komisches Benehmen und der Anruf von Mum hatten mich aus dem Konzept gebracht. Ich brachte sie schnell auf den neuesten Stand und wiederholte meine Unterhaltung mit Nat fast Wort fürWort. Ich stellte sicher, dass ich ein bisschen weniger wehleidig rüberkam, als ich es in Wahrheit gewesen war. Sal musste nun wirklich nichts von meinen Tränen

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