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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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wissen.
    »Also … das ist dann ja gut, oder?« Sie klang nicht sehr überzeugt.
    »Äh, ja , das ist gut! Ich dachte echt, es wäre vorbei.«
    »Scheint so, als hättest du richtig gute Arbeit geleistet, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.«
    Ihre Worte hinterließen irgendwie ein seltsames Gefühl bei mir. »Na ja, ich hab ihn nicht gezwungen oder so was! Ich habe ihn nur an das erinnert, was wir hatten.«
    »Du liebst ihn wirklich, oder?«
    »Natürlich tu ich das. Warum? Hast du mir das bis jetzt noch nicht geglaubt?«
    »Ich weiß nicht, was ich geglaubt habe. Ich vermute mal … na ja, es ist alles ziemlich neu, oder? Du warst immer so abwertend, was Liebe und Beziehungen anging.«
    Ich zuckte die Schultern. »Was soll ich sagen? Ich war eine Idiotin. Ich wusste nicht, wovon ich rede. Menschen ändern sich, weißt du. Warum bist du da jetzt so komisch? Freust du dich nicht für mich?«
    Das schien sie zu erschüttern. »Sorry, natürlich freu ich mich für dich. Ich will nur nicht, dass man dir wehtut, das ist alles.«
    Das besänftigte mich ein bisschen. »Es würde viel mehr wehtun, wenn er mich verlassen hätte.«
    Sal nickte nur und kaute immer noch an ihren Fingerkuppen. Ich sah, dass sie bereits blutete.
    »Hey! Seit wann kaust du Nägel? Da ist ja widerlich!«
    Sie nahm ihre Hand vom Mund und sah mich unsicher an. »Ich kaue keine Nägel …«
    »Ja, klar.« Ich sah auf die Uhr. »Ich muss mal los, wenn das okay ist? Ich muss das Haus noch ein bisschen aufräumen, bevor Nat kommt. Und mich auch – ich seh total scheiße aus.«
    Sal seufzte. »Du siehst nie scheiße aus, Grace.«
    »Ach, danke, Süße, aber du musst das sagen, du bist meine beste Freundin.« Als ich mich zu ihr rüberbeugte, um sie rasch zu umarmen, piepte auf ihrem Handy eine SMS . Sie ignorierte sie.
    »Gut, ich ruf dich morgen an und erzähl dir die ganzen schmutzigen Details.« Ich zwinkerte ihr zu.
    Sal verzog das Gesicht. »Du kannst die schmutzigen Details für dich behalten. Ich nehme lieber die jugendfreie Version.«
    Ich lachte und sprang aus dem Zimmer. Alles fühlte sich heiter und gut an.
    * * *
    Als ich sah, in welchem Zustand das Haus war, pegelte sich meine gute Laune etwas runter. Ich zog mir eine Jogginghose und ein altes T-Shirt an und machte mich an die Arbeit: Geschirr waschen, saugen, Kissen aufschütteln. Also, ich schüttelte zwei Kissen auf, bevor ich merkte, was ich da tat. Mum schüttelt Kissen auf. Ich nicht. Ich holte mein Bettzeug aus dem Trockner und sah es mir genau an. Es war so gut wie neu, Gott sei Dank, also beschloss ich, mein Bett zum zweiten Mal in zwei Tagen neu zu beziehen. Mein Ersatzbezug (Karomuster, glaubt man’s denn) würde kaum die Stimmung heraufbeschwören können, auf die ich aus war.
    Als ich endlich fertig war, sah das Haus verdammt gut aus – jedenfalls so gut es ging. Ich war erschöpft, also warf ich mich aufs Sofa und machte den Fernseher an. Es war kurz vor sechs, ich hatte noch genug Zeit, mich halbwegs vernünftig zurechtzumachen – ich brauchte nur erst mal eine kleine Pause. Ich zappte durch die Kanäle und landete schließlich bei Friends . Diese Folge hatte ich erst zwei Mal gesehen, also machte ich es mir bequem, um so ungefähr die nächsten zwanzig Minuten zu chillen. Ich ermahnte mich (und das auch noch sehr streng), dass ich wirklich nur diese eine Folge sehen durfte, und das war’s dann.
    Das Nächste, an was ich mich erinnere, war die Türklingel. Scheiße. Scheißescheißescheißescheißescheißescheißescheiße. Ein Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims bestätigte: Punkt acht.Er war nicht mal zu spät. Warum ist er nicht zu spät? Er ist immer zu spät, verdammt! Ich sprang vom Sofa und stellte mich vor den Spiegel. Iiiiiiiih. Überhaupt gar nicht gut. Ich wischte mir ein winziges bisschen Speichel aus dem Mundwinkel. Ich nahm das Haargummi raus, schüttelte die Haare auf und warf ein paarmal den Kopf vor und zurück. Das Resultat war nicht ganz gerade-vom-Friseur-gekommen, eher gerade-aus-der-Anstalt-entlaufen. Aber es musste reichen. Es war zu spät, um mich noch anders anzuziehen, aber wenigstens hatte meine Jogginghose keine fiesen Flecken. Das T-Shirt war viel zu klein, und mein großer Zeh schaute aus einem meiner ungleichen Socken raus. Oh Mann. Ich beschnüffelte schnell meine Achseln, was mich nicht sofort vor Ekel auf die Bretter schickte. Ich roch nach nichts – kein Deo, keine Bodylotion, kein Parfum, kein Nichts.
    Ich machte die Tür auf. Nat stand

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