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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Ich betrachtete sein Gesicht, als ich anfing, meine Jogginghose auszuziehen. Er hob erst die Augenbrauen und lächelte mich an, weil er mich ganz offensichtlich missverstand. Dann verschwand das Lächeln und wurde zu … zu was? Ich konnte es nicht genau sagen. Es war aber schon malnicht die totale Verachtung, die ich erwartet hatte. Ich widerstand der Versuchung, meine Hose gleich wieder hochzuziehen, und versuchte nicht daran zu denken, dass ich eine alte, angegraute Unterhose trug.
    »Sag was, Nat. Bitte sag was.«
    Nats Gesichtsausdruck war unlesbar, als er sich vor mich auf den Teppich kniete und mir sanft die Hose hochzog. Er nahm meine Hand und sah mir in die Augen. »Alles wird gut.«
    Ich blinzelte die Tränen weg und ließ mich auf den Boden neben ihn fallen. Er legte wieder seine Arme um mich und hielt mich fest, als ich weinte und weinte und weinte.
    Schließlich schniefte ich und holte tief Luft. »Jetzt seh ich nicht mehr so strahlend und niedlich aus, was?«
    Er lachte und wischte meine Tränen weg. »Hmmm, vielleicht nicht … Aber ich würde trotzdem immer noch.«
    »Lügner. Aber danke.« Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust.
    »Ich lüge nicht! Willst du, dass ich es dir beweise?« Seine Hand schob sich zur Kordel meiner Jogginghose.
    Ich packte sein Handgelenk und hielt es fest gegen meinen Bauch. »Nicht. Wie kannst du auch nur daran denken, Sex mit einem Freak wie mir zu haben? Ich bin abstoßend.«
    »Sag das nicht.«
    »Warum nicht? Es stimmt.«
    »Tut es nicht, und ich will nicht, dass du so was denkst. Du ritzt dich also manchmal? Große Sache. Mir ist das egal.«
    » Was ?«
    »Schau mal, wir haben alle unsere Art, Dinge zu bewältigen, wenn es uns zu viel wird. Deine Art ist eben nur etwas … extremer als die meisten. Ich finde es schrecklich, dass du denkst, du müsstest dir das antun, und es macht mich traurig, dass du diese Narben noch lange haben wirst, nachdem du verstanden hast, dass es bessere Wege gibt, um mit deinen Gefühlen klarzukommen, aber ich finde dich nicht abstoßend. Ich dachte, das wüsstest du.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste nicht, was ich denken sollte.
    »Grace, sieh mich an. Wenn ich denken würde, ich könnte etwas tun oder sagen, damit du aufhörst, dann würde ich das. Aber so funktioniert das nicht.« Er zögerte und sagte etwas leiser. »Das hast du nach unserem Streit am Samstag getan, oder?«
    »Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Ich war nur so durcheinander und dachte, ich hätte dich verloren, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Hey, hey … es ist okay. Ich war auch durcheinander.«
    »Ja, aber du bist nicht nach Hause gegangen und hast angefangen, an dir rumzuschneiden, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber ich habe richtig, richtig fest gegen eine Wand getreten … Ich glaube, ich hab mir sogar einen Zeh gebrochen.«
    Ich lächelte. »Wirklich? Das war aber nicht sehr schlau, oder?«
    »Ich weiß. Ich hab mich danach auch wie ein Trottel gefühlt, als ich mitten in der Nacht nach Hause gehumpelt bin. Jedenfalls, was ich damit sagen will, ist, wir werden noch öfter streiten – das garantiere ich dir.« Ich runzelte die Stirn. »Komm schon, du weißt, dass das so ist. Man streitet sich dauernd wegen der dümmsten Sachen. Das werden wir auch. Aber wir dürfen es uns nicht mehr so weit kommen lassen. Okay?« Er wartete mein Nicken ab, bevor er weitersprach. »Lass uns alles in Ruhe besprechen. Und dann hast du vielleicht nicht mehr … den Drang, dir wehzutun.«
    »Du hast recht. Ich will nicht, dass das wieder passiert. Ich kann aber nichts versprechen … wegen des Ritzens.«
    »Das verlang ich auch nicht von dir. Ich sage nur, lass uns beide unser Bestes tun, damit es so wenige Situationen wie möglich gibt, in denen du das Gefühl hast, es tun zu müssen. Du musst mit mir reden , wenn du dich so fühlst. Das kannst du mir versprechen, oder?«
    Er sah so ernst und vernünftig und absolut anbetungswürdig aus, dass ich nicht anders konnte, als zuzustimmen. »Ichversprech’s.« Wir küssten uns. »Du bist wirklich unglaublich, weißt du das? Ich kann nicht glauben, wie cool du damit umgehst. Ich hätte nicht erwartet, dass du so … ruhig bist.«
    »Na ja, vielleicht werde ich doch mal einen halbwegs vernünftigen Arzt abgeben, was?«, sagte er.
    »Ich glaube, du wirst der beste Arzt der Welt.« Ich küsste ihn wieder, fester, intensiver. »Doktor Scott klingt ganz gut, oder?«
    »Oh,

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