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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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dass es tatsächlich lustig wäre. »Weißt du noch das Kleid, das ich im Internet gesehen habe? Also, es hat perfekt gepasst, und es war runtergesetzt … und ich konnte nicht nein sagen. Bin ich nicht ungezogen?!«
    Herr im Himmel, wovon redete sie? Ich musste das beenden, bevor ich ihr meinen Tee ins Gesicht schüttete.
    »Wie geht’s Mick?«
    »Du bist so ungeduldig, Grace! Ich wollte dir gerade von ihm erzählen.«
    Was mir meine Mutter von ihrem Treffen mit Mick erzählte, obwohl ich kein bisschen interessiert war (aber selbst schuld, weil ich gefragt hatte):
Sie traf ihn durch Zufall ausgerechnet in der Oxford Street. (Ihre Worte, nicht meine.)
Es war so wunderbar, ihn nach so vielen Jahren wiederzusehen. (Wieder ihre Worte.)
Er hatte sich kein bisschen verändert.
Es ging ihm wirklich sehr gut.
Sein Penthouse hat drei Schlafzimmer, jedes mit einem eigenen Bad. (Scheißgroße Sache.)
Er ging mit ihr in dieses Promi-Restaurant The Ivy, wo er offenbar Stammgast ist. Bla bla bla.
Sie blieben lange auf und unterhielten sich stundenlang.
    Mehr, als ich wissen wollte.
    »Warum hast du in seinem Apartment übernachtet? Ist das nicht ein bisschen … seltsam?«
    »Du sagst aber komische Sachen! Warum sollte das seltsam sein?«
    »Na ja … weißt du … er ist gerade geschieden worden, und du bist …«
    »Ich weiß nicht, worauf du hier hinauswillst, Grace Carlyle, aber ich kann dir versichern, dass alles absolut einwandfrei ist. Mick ist einer meiner ältesten Freunde.« Sie schob ihren Stuhl zurück, ging zum Waschbecken und spülte ihren Becher aus. Sie hatte kaum etwas von ihrem Tee getrunken. Offenbar war die spezielle Mutter-Tochter-Zeit langsam abgelaufen.
    Ich stand auf und ging aus der Küche. Den Tee nahm ich mit. Ich war so nah dran, ohne weiteres davonzukommen.
    »Mick hat nach dir gefragt. Er sagte, er würde dich wirklich gerne irgendwann mal wiedersehen … wenn dir das passt?« Sie klang nervös.
    Ich drehte mich um und führte widerwillig die Unterhaltungfort. Als meine Antwort endlich kam, überraschte sie mich fast genauso sehr wie sie: »Nein.«
    »Wie meinst du das, ›nein‹?«
    »Ich will ihn nicht sehen.«
    »Aber warum denn nicht? Grace, du führst dich wirklich ausgesprochen seltsam auf. Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch.«
    »Und warum willst du dann Onkel Mick nicht sehen?«
    »Er ist nicht mein Onkel. Nenn ihn nicht so. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Warum sollte ich ihn jetzt sehen wollen? Ich kann mich nicht mal mehr richtig an ihn erinnern.« Ich log.
    »Aber er war der beste Freund von deinem Vater! Das bedeutet dir doch sicher etwas.«
    »Und warum haben wir ihn dann seit der Beerdigung nicht mehr gesehen? Es ist ziemlich offensichtlich, dass er jetzt nur mit dir ins Bett will, nachdem er sich von Wie-heißt-sie-gleich hat scheiden lassen!« Ich wusste nicht, warum ich mich so aufführte. Vielleicht wollte ich ihr nur wehtun. Dazu brauchte ich keinen besonderen Grund.
    »Grace! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?!« Sie war schockiert, aber sie leugnete es nicht, oder?
    »Wie auch immer, Mum. Du weißt, dass es stimmt.«
    »Du entschuldigst dich auf der Stelle.« Ihr Ton klang bedrohlich.
    »Ich muss mich für nichts entschuldigen«, sagte ich rotzig. Und dann ließ ich sie einfach inmitten ihrer Einkäufe sitzen.
    In meinem Zimmer fragte ich mich, ob ich nicht doch ein kleines bisschen überreagiert hatte. Es war schwer zu sagen. Diese Sache mit Mick hatte mich verstört. Warum musste er ausgerechnet jetzt auftauchen? Hatten sie sich wirklich durch Zufall auf der Straße getroffen? Ich wurde das schreckliche, nagende Gefühl nicht los, dass Mum schon mit ihm geschlafen hatte. Es war einfach zu widerlich, um daran zu denken, aber ich konnte nicht anders. Es würde auf jeden Fall erklären, warum sie so überzogenfreundlich zu mir gewesen war, als sie wiederkam – so viel zum Thema Überkompensieren. Aber warum er ? Es gab doch Tausende Typen da draußen, die sie sich hätte nehmen können, also warum musste es Dads bester Freund sein? Und warum nervte es mich so sehr? Verdient sie es nicht auch, glücklich zu sein?
    * * *
    In den nächsten paar Tagen ging ich Mum aus dem Weg. Ich blieb für zwei Nächte bei Sal. Ich sagte ihr nicht, was los war – dafür gab es keinen Grund. Ich schaffte es, Mum und Mick in den hintersten Winkel meines Kopfs zu schieben, wo all die Spinnweben und der unnütze Kram versteckt waren.
    Sonst lief alles gut, und nur das zählte. Ich

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