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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Menge auftauchte. Er schwenkte ein Tablett mit genügend Kurzen für eine kleine Armee (also, mindestens für ein Fußballteam) und sah sehr zufrieden mit sich aus.
    Er setzte sich und stellte das Tablett vorsichtig auf den Tisch. »Schaut euch das an!«
    »Ich nehme nicht an, dass du dafür bezahlt hast?«
    »Ein Zehner für alles.«
    »Bekommt Anna denn keinen Ärger?« Ich hoffte doch.
    »Nein, sie hat das ziemlich schlau angestellt. Außerdem ist es ihr auch egal, wenn sie gefeuert wird.« Und dann murmelte er: »Und sie ist mir was schuldig.«
    »Wofür?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich geb ihr immer einen aus, wenn wir zusammen unterwegs sind.« Er geht also oft mit ihr aus? Darüber reden wir noch.
    Ich teilte die Kurzen aus. »Gut, trinken wir.«
    Und das taten wir. Ich dachte mittlerweile, dass Anna vielleicht doch gar nicht so übel war. Ich konnte mit Leuten, die mich mit Getränken versorgten, gut leben … solange sie die Finger von meinem Freund ließen.
    Ein paar Kurze später fing eine neue Band an. Sie war laut und knallig und sogar ganz melodisch. Ich sprang ein bisschen wackelig auf. »Ich geh nach vorne. Wer kommt mit?«
    Sal und Nat sahen sich an. Nat sagte: »Vielleicht später«, genau im selben Moment, in dem Sal sagte: »Nicht jetzt.«
    »Oh Mann, wie langweilig seid ihr denn? Gut, wir sehen unsgleich.« Ich drehte mich um und schlängelte mich vor bis zur Bühne. Es machte mir kein bisschen was aus, dass ich alleine war. Der Alkohol floss durch meine Venen, und ich wollte nur ein bisschen zur Musik rumspringen, bis ich nicht mehr springen konnte. Und es würde Sal und Nat guttun, sich zu unterhalten, ohne dass ich sie mit Adleraugen beobachtete, weil ich wollte, dass sie sich mochten.
    Ich schaffte es, mich zu den Leuten, die sich vor der Bühne drängten und tanzten, vorzuarbeiten. Es »tanzen« zu nennen, wäre allerdings etwas überzogen: Die Leute prallten gegeneinander, überall flogen Ellenbogen. Ich warf mich mit voller Hingabe hinein, sprang herum und schwitzte viel . Diese Typen waren großartig. Es fühlte sich an, als würde sich der Bass tief in meinen Körper graben, bis ich selbst ein Teil der Musik wurde. Gott, ich war so richtig besoffen.
    Nach ungefähr einer halben Stunde hörte ich mit dem Rumspringen auf und fuhr mir mit der Hand durch mein verschwitztes Haar. Ich war benommen und durstig und aufgeregt. Zeit, wieder zu den anderen zu gehen, nach einem kurzen Ausflug aufs Klo, um in den Spiegel zu sehen. Erstaunlicherweise war das Augen-Make-up noch da, wo es hingehörte. Es sah sogar irgendwie besser aus als vorher – schön verwischt, als wäre es mir nicht ganz so wichtig. Mein Spiegelbild starrte mich an, ein bisschen verschwitzt, aber lebendig und strahlend auf eine Art, die mir vorher nie aufgefallen war. Ich lächelte das Mädchen im Spiegel an. Ein echtes Lächeln nur für mich ganz alleine. Fühlt es sich so an, wenn man glücklich ist? Ich lachte und warf ein zusammengeknülltes Papierhandtuch, das mein Spiegelbild an der Nase traf.
    Als ich zurück zu unserem Tisch kam, sah ich Sal und Nat, die die Köpfe eng zusammengesteckt hatten. Er sagte ihr etwas ins Ohr, und sie schüttelte heftig den Kopf. Sie machte ein stures Gesicht. Worüber sie auch immer gerade sprechen mochten, es sah viel zu ernst aus. Ich hoffte nur, er hatte sie nicht verärgert.
    »Hey, Leute!« Ich musste fast schon schreien.
    Nat sah mich schuldbewusst an, und ich war mir sicher, dass er etwas Blödes zu Sal gesagt hatte. »Hi.«
    Ich setzte mich und nahm einen Kurzen vom Tablett. Sie hatten nicht viel getrunken, während ich weg war. Sal nahm sich auch einen, und wir kippten sie gleichzeitig runter.
    »Also … über was habt ihr so gesprochen?«, fragte ich beiläufig.
    »Nichts Besonderes«, sagte Nat.
    »Sah für mich aber nicht nach nichts Besonderem aus! Heute wollen wir Spaß haben, schon vergessen? Keine ernsten Gespräche mehr, okay?« Nichts – nicht mal brennende Neugier auf das, worüber sie gesprochen hatten – würde mir die Laune verderben.
    Wir tranken jeder noch einen Kurzen, und ich erzählte ihnen von meiner »spirituellen« Tanzerfahrung. Sie lachten mich aus. Wir tranken mehr. Nat schien sich kein bisschen für die Bands zu interessieren, was mir komisch vorkam, da er ja eigentlich die Karten gekauft hatte.
    Als Sal sich aufs Klo verzog, ergriff ich die Gelegenheit und kuschelte mich an Nat. Er roch wirklich gut, und ich fühlte mich kein bisschen unsicher, dass ich

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