vergissdeinnicht
Kopf. »Es wundert mich echt, dass Nat mit so einem befreundet ist … Bist du sicher, dass es dir besser geht?«
»Mir ist noch ein bisschen schwindelig. Ich denke, ich geh dann wohl mal nach Hause.«
»Wir gehen, sobald Nat wieder zurück ist.«
»Nein, nein, ihr müsst echt nicht mitkommen. Ich komm schon klar.«
Ich würde sie auf gar keinen Fall alleine nach Hause gehen lassen, solange der schleimige Simon noch frei herumlief. »Sei nicht albern. Wir kommen mit.« Ich sah auf die Uhr. »Wir würden sowieso nicht viel länger bleiben – der letzte Zug geht um Mitternacht.«
Nat kam gerade zurück, als wir unsere Sachen zusammensuchten. »Wir gehen – jetzt.« Er sah wütend aus.
»Ich wollte gerade genau dasselbe sagen! Aber was ist mit dir los? Was ist passiert?« Ich berührte seinen Arm.
»Nichts. Lass uns einfach gehen, okay?«
Ich würde nicht mit ihm streiten. Er machte mir Angst.
Zu dritt verließen wir den Club. Nat ging in der Mitte, seine Arme lenkten Sal und mich in die richtige Richtung. Keiner von uns sagte auf dem Weg zum Bahnhof ein Wort.
Im Zug schloss Sal sofort die Augen und schlief ein. Sie musste wirklich betrunken sein – sie schlief nie in öffentlichen Verkehrsmitteln ein.
Ich flüsterte Nat zu: »Kannst du mir bitte erzählen, was passiert ist?«
Er war jetzt ruhiger, aber er sah wirklich, wirklich müde aus. Er seufzte tief. »Sal hat mir gesagt, dass Simon sie belästigt hat, also bin ich zu ihm und hab ein Wörtchen mit ihm geredet. Das ist alles.«
»Und das ist ein Freund von dir?«
»War. Das war ein Freund von mir. Bis ich verstanden habe, was für ein Mensch er ist.«
»Was für ein Mensch ist er? Eine Menge Jungs versuchen, Mädchen anzugraben, oder nicht?«
»Nicht auf dieselbe Art wie Si.« Er sah zu Sal rüber und fügte leise hinzu: »Er ist niemand, von dem du möchtest, dass Sal mit ihm redet.«
»Da ist noch mehr, oder? Warum hatten wir es so eilig?«
Er nickte. »Ich … ich hab ihm eine reingehauen.«
»Was?! Warum zur Hölle hast du das getan?« Ich hätte nie gedacht, dass Nat der gewalttätige Typ ist. Nichts hätte mich mehr schocken können.
Er murmelte: »Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist. Ich war nur so … wütend. Und Sal war so durcheinander …«
»Gott, Nat. Ich kann nicht glauben, was du getan hast!« Ich war mir nicht sicher, wie ich es finden sollte. Ein Teil von mir war absolut entsetzt und schockiert. Aber ich muss zugeben, dass ein kleiner Teil von mir ganz begeistert war: Er war der Prinz, der angeritten kam, um Sals Ehre zu retten. »Hat er versucht, zurückzuschlagen?«
»Nein … er war … er lag auf dem Boden. Weshalb ich fand, dass wir uns besser verziehen sollten.« Es schien ihm peinlich zu sein.
Verwundert schüttelte ich den Kopf. »Ich hätte mir nie vorstellen können, dass du so etwas machst – nie.«
Nat starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit.
»Ich auch nicht«, sagte er leise.
* * *
Am Bahnhof setzten wir Sal in ein Taxi, und dann hielt Nat eins für mich an. Ich küsste ihn zum Abschied und bedankte mich bei ihm.
»Danke? Wofür bedankst du dich?«
Ich zuckte die Schultern und küsste ihn noch mal. »Weiß nich. Weil du mehr bist, als ich verdiene? Weil du so mutig und stark bist und Sal rettest?«
Er schüttelte den Kopf, starrte auf den Boden und murmelte etwas, das sich anhörte wie: »Hör auf mich zu verarschen.«
»Tu ich gar nicht! Du, komm her.« Ich umarmte ihn und hielt ihn fest. Als der Taxifahrer brüllte, er hätte nicht die ganze Nacht Zeit, flüsterte ich Nat etwas zu. Ich erinnere mich noch umso genauer an die Worte, weil ich mir deshalb heute so dumm vorkomme. Sie klingen besonders laut, wenn ich sie in meinem Kopf höre:
»Ich liebe dich, weil du immer genau das Richtige tust.«
* * *
Der nächste Tag war schlimm. Es zeigte sich, dass die Mischung aus Wieder-in-der-Schule-sein und Einen-Monsterkater-haben keine gute war. Ich schaffte es kaum durch die Englischstunde, ohne zu kotzen. Die dreiseitige Leseliste, die wir bis zum Ende des Jahres durchhaben sollten, half auch nicht wirklich. Wenigstens würde ich im Zug zu Nat genügend Zeit zum Lesen haben.
Mittags sicherten Sal und ich uns unseren Tisch im Café um die Ecke von der Schule. Ich bestellte ein Schinkensandwich, und Sal bestellte Salat – was mich verächtlich schnauben ließ.
»Ein Salat? Geht’s dir gut?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich wollte nur mal was anderes, das ist alles.«
»Wenn du das
Weitere Kostenlose Bücher