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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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sagst … Spinnerin.«
    Sal warf ein Salatblatt nach mir. Es traf mich an der Wange und landete auf meinem Schoß.
    »Urgs. Verschon mich bloß mit diesem widerlichen Grünzeug!« Ich warf es zurück in Sals Richtung. Ich traf aber nicht – ich hab schon immer wie ein Mädchen geworfen. »Ich braucheheute Fett, Fett und noch mehr Fett. Dieser Kater ist saufies. Aber sag mal, wie kommt’s, dass du so frisch und munter aussiehst? Du hast fast so viel getrunken wie ich … Oh Gott, du kommst nie drauf, was mir Nat gestern auf dem Heimweg erzählt hat! Er hat diesen Simon GESCHLAGEN ! Richtig eine reingehauen. Kannst du das glauben?«
    Sal ließ ihre Gabel mit Salat auf halber Strecke zwischen Teller und Mund in der Luft hängen.
    » Was ?«
    »Ich weiß ! Ganz schön abgefahren, was?«
    »Warum hat er das getan?« Sie legte die Gabel wieder auf den Teller, ohne etwas gegessen zu haben.
    »Ich weiß es nicht! Ich vermute mal, er wollte deine Ehre verteidigen oder so was. Irgendwie ja auch ganz süß, oder?«
    Sal schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass er das getan hat.«
    »Ja, ich dachte auch, es war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber offenbar ist dieser Si ein echtes Arschloch. Ich wette, der hat so was schon seit Jahren verdient.«
    »Gott, ich hätte nie gedacht …«
    »Ich weiß ! Er macht gar nicht den Eindruck, als wäre er so ein ›Schlägertyp‹, oder? Das zeigt ihn in einem ganz neuen Licht.«
    Sal konzentrierte sich wieder auf ihren Salat, während ich weiter davon schwafelte, wie perfekt Nat war, und dass ich immer überzeugt gewesen war, er wäre ein netter Typ, der nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun könnte, und jetzt, na ja, war er ein bisschen gefährlicher . Und absolut auch ein bisschen sexier.
    * * *
    Im Gemeinschaftsraum war es viel zu hektisch, wenn man bedachte, dass mein Kopf kurz davor war zu platzen, also verzog ich mich nach dem Mittagessen in die Bibliothek. Dort war es kühl und ruhig und still und alles, was man von einer Bibliothek erwarten konnte. Dazu war sie noch vollkommen verlassen – nur die Bibliothekarin und ich. Sie las recht verstohlen Glamour . Nicht gerade der Lesestoff, den ich von einer Bibliothekarin erwartet hätte. Ich fragte mich, ob sie Angst hatte, dass der Bibliothekskontrolleur vorbeikommen und ihr die Bibliothekslizenz entziehen würde. Ich setzte mich an einen Tisch um die Ecke, damit sie in Ruhe herausfinden konnte, welchen Trenchcoat oder sonst was sie in dieser Saison tragen musste.
    Ich war zur Hälfte durch mit dem ersten Kapitel von Emma . Mir fiel gerade wieder ein, warum ich Jane Austen nicht ausstehen konnte, als ich plötzlich merkte, dass ich beobachtet wurde. Manchmal weiß man das einfach. Vielleicht hatte die Bibliothekarin mich als Kein Regulärer Bibliotheksbesucher im Blick, damit ich keine Bücher verunstaltete oder Kaugummi unter den Tisch klebte. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um, sah aber nur Bücher, Bücher, Bücher. Ich stand auf und spähte um die Ecke eines Regals. Die Bibliothekarin war immer noch in ihre Zeitschrift vertieft und kratzte sich gedankenverloren am Kopf. Hmm. Ich setzte mich wieder hin und versuchte weiterzulesen. Aber das nagende Gefühl ging nicht weg.
    Ein Monsterniesen zerriss die Stille und bestätigte mir, dass ich nicht auf dem Weg in den Wahnsinn war. Ich sprang von meinem Stuhl auf und steuerte die Richtung des Phantomniesers an, bereit eine Lektion zu erteilen, egal welcher schniefende Erstklässler auch immer mich hier beobachtete. Und rannte zackbumm in jemanden, der deutlich größer war, als ich erwartet hatte. Devon.
    Er ließ sein Stofftaschentuch und das Buch, das er gerade gehalten hatte, fallen. Ein Stofftaschentuch? In diesem Jahrhundert? Vielleicht hatte er ein bisschen zu viel Jane Austen gelesen in letzter Zeit. Er kroch auf dem Boden herum, um seine Sachen zusammenzusammeln, bevor er sich meinem doch sehr verwirrten Blick stellte.
    »Grace … hi. Wie läuft’s?« Er nieste wieder, diesmal etwas unterdrückter.
    »Hi … und Gesundheit! Warum versteckst du dich hier?«
    Er wurde so rot wie seine rubinrote Nase. »Hab ich nicht. Also, versteckt. Ich hab nur ein Buch gesucht. Äh … das hier.« Er hielt eine zerfledderte, alte Ausgabe von Wer die Nachtigall stört hoch, als ob das beweisen würde, dass er sich nicht fragwürdig verhalten hatte.
    Ich nickte. »Das ist eins meiner Lieblingsbücher. Ich hab mir immer gewünscht, ich wäre Scout. Ich hab sogar eine Zeit

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