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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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»Ihre Beine und Ihr Gesäß weisen die stärksten Prellungen auf. Hätte sie Sie an den Beinen herumgeschleift, wären Sie nicht so glimpflich davongekommen …« Der Mann klappte seinen Rettungskoffer zu. Seine Kollegin diagnostizierte zeitgleich bei Alexandra eine Gehirnerschütterung. »Sie müssen beide ins Krankenhaus zur Beobachtung. Mindestens eine Nacht.«
    »Och nööö.« Alexandra verzog verärgert das Gesicht. Krankenhaus, das hieß, schon wieder von Ole getrennt zu werden. Sie hatte sich so darauf gefreut, heute Abend in seinen Armen sicher und geborgen einzuschlafen und all die Schrecken zu vergessen.
    »Ich habe vorher noch etwas Wichtiges zu erledigen«, sagte Ole zum Sanitäter. »Dienstlich.«
    Er ging zu Monja Grundel, die ihm mit einer Mischung aus Erleichterung und Verärgerung entgegensah. »Sie haben verdammt leichtsinnig gehandelt, Herr Strobehn. Sie hätten mich über Ihre Erkenntnisse informieren und mit zum Verhör nehmen müssen.«
    »Ich weiß«, gestand Ole ehrlich zerknirscht und zum ersten Mal empfand er Monja Grundel nicht als Drachen. Der Tadel war berechtigt und er fiel verhältnismäßig sanft aus. Zu sanft, wie er fand. Er selbst ging wesentlich härter mit sich ins Gericht und sein unprofessionelles Verhalten machte ihm schwer zu schaffen.
    »Jetzt schauen Sie mal nicht so bedripst drein«, sagte Monja Grundel und klopfte Ole sanft auf die Schulter. »Sie haben den sehr schwierigen Fall gelöst und das mit Bravour. Zum Glück haben Sie wenigstens Ihre Freundin über den Sachverhalt informiert, sonst hätten wir vermutlich nie davon erfahren, sondern noch zwei weitere Leichen zu beklagen gehabt.«
    »Hören Sie, Frau Grundel, es tut mir wirklich leid. Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat …«
    Das war gelogen, aber er konnte ihr schlecht ins Gesicht sagen, dass er sie nicht einbezogen hatte, weil er ihre Vernehmungsmethoden schlecht fand. In seiner jetzigen Position konnte er es sich wirklich nicht erlauben, negativ über eine Kollegin zu urteilen. Dazu hatte er sich selbst viel zu viel zuschulden kommen lassen. Außerdem zeugte es nicht gerade von Professionalität, einen Kollegen nicht zu informieren, nur weil er einem unsympathisch war.
    »Wahrscheinlich der Eifer der Jugend, alles alleine schaffen zu wollen«, sagte Grundel milde lächelnd. »Und dann war es Ihr erster Fall hier, Sie waren noch nicht akklimatisiert und außerdem wollten Sie beweisen, dass Sie gut sind. Was Ihnen übrigens gelungen ist.«
    Ole traute kaum seinen Ohren. Sie verteidigte ihn vor sich selbst. Und sie lobte ihn sogar. Mit einem Mal tat es ihm leid, dass er so oft über sie gelästert und sich ihr gegenüber derart verschlossen hatte. Na ja, andererseits hatte sie es ihm auch wirklich nicht leicht gemacht.
    »Übrigens«, setzte Monja hinzu, »wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich in Ihrem Bericht nicht allzu sehr selbst anklagen würden.«
    »Frau Grundel, ich habe einen Fehler gemacht und ich werde dafür geradestehen. Ich habe nicht die Absicht, irgendetwas zu vertuschen«, widersprach Ole energisch und sah seiner Kollegin direkt in die Augen.
    »Dann bestünde – vor allem, weil es Ihr erster Fall ist – die Gefahr, dass man Sie abziehen wird. Ich brauche aber dringend einen guten Mann an meiner Seite«, argumentierte Monja Grundel, stemmte mit einer für sie typischen Bewegung die Arme in die Hüften und blitzte ihn an.
    »Aber man wird Fragen stellen, warum ich alleine zur Vernehmung fuhr und warum Sie mich erst zwei Tage später fanden«, wandte Ole ein.
    »Ganz einfach«, sagte Grundel. »Es war Gefahr im Verzug, Sie haben mich nicht erreicht und sind losgestürmt. Auch die Rolle, die Ihrer Freundin zukam, müssen wir nicht allzu sehr betonen. Es sei denn, Sie wollen, dass ich ernsthaft wütend werde.«
    »Aber wenn jemand fragt, wie Sie draufgekommen sind?«
    »Das ist nicht so fernliegend. In der Tat haben wir die Grubers auch bereits gestern besucht, aber nichts Verdächtiges gefunden. Und auch dieses Mal war es nicht ganz einfach, bis wir Sie entdeckt haben. Wegen dieses merkwürdigen zweistöckigen Kellers … Wussten Sie, dass es einen Keller unter dem Keller gibt? Sehr seltsam.«
    »Ich habe es bemerkt, als die Kollegen uns befreit haben«, sagte Ole. »Aber …«
    »Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen«, fiel Monja Grundel ihm ins Wort. »Sie haben den Fall gelöst, Sie sind der Held, da fragt keiner so genau nach, wenn Ihr Bericht in sich schlüssig ist und sich mit

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