Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
…“, er ruckte an einem Seil, sodass Natana aufschrie und strauchelte, „kommst wieder hier rüber.“
Reese musste tatenlos mit ansehen, wie ihre Nichte zurückkroch, bis sie neben dem bewusstlosen Mädchen auf der anderen Seite von Ogans Beinen kauerte. Verbissen presste Reese die Lippen aufeinander, ließ sich verschiedene Utensilien aus dem Arztkoffer reichen und legte sie auf den Boden.
„Und jetzt das Sofa wieder vors Fenster schieben“, kommandierte Ogan.
Sie folgte der Aufforderung, dann hob sie die Gegenstände auf und ging mit aufgesetzter Sicherheit in die Zimmerecke. „Erlauben Sie, dass ich das Mädchen ein wenig zur Seite ziehe, um sie besser versorgen zu können?“
„Mach, was du willst, aber die beiden andern bewegen sich keinen Fingerbreit.“
Hitze wallte durch ihren Körper. Neil mussten die Hände gebunden sein, solange Ogan das Messer nicht vom Hals der jungen Frau nahm. So, wie er eingequetscht zwischen Sessel und Zimmerecke kauerte und die Mädchen als Schutzschilde benutzte, kam Neil unmöglich an Ogans Hand mit dem Messer heran. Ihr Magen fühlte sich an, als hätte sie einen Betonklotz verschluckt.
Tief durchatmend lenkte sie ihre Konzentration auf das Mädchen.
Kaum war Reese durch das Fenster geklettert, wollte Simba schreien, um Frust und Furcht hinauszulassen, doch seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt und das war auch besser so. Schweiß lief ihm in einem stetigen Rinnsal den Rücken hinab. Wenn diese Sache schiefging, wenn Reese etwas passierte … er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie dort hineinging.
Auf der anderen Seite wusste er, sie hatten keine Wahl. Wenn Ogans Geduldsfaden riss, hätte er ein Blutbad angerichtet, lange bevor es ihnen gelänge, ihn zu überwältigen. Das einzig Positive an der Situation war, dass sie Neil in den Raum hatten einschleusen können. Diese Tatsache trug zu einer minimalen Beruhigung bei, aber sie reichte bei Weitem nicht, um das Kribbeln in den Zehen und Fingerspitzen nur annähernd zu dämpfen. Seine Wut eroberte die Oberhand. Während sich Neil zwischen Reese und Sally durch das Fenster in den Raum geschoben hatte, hatte Simba einen Blick erhaschen können, wie Ogan eingepfercht in der Ecke zwischen Wand und Sessel saß. Eigentlich hatte er nur den Sessel gesehen, aber an den tanzenden Schatten erahnt, dass er dort kauerte wie eine Ratte im Loch. Sie mussten ihn hervorlocken, anderenfalls hatte niemand eine Chance, ihn zu überwältigen. Nicht, solange er die Messerklinge an den Hals eines der Opfer drückte und binnen einer Sekunde dessen Tod herbeiführen konnte.
„Penelopes Zustand ist äußerst bedenklich“, hörte er Reese sagen. „Ihr Körper ist dehydriert. Sie muss schnellstens in ein Krankenhaus.“
Er hielt den Atem an, wartete auf Ogans Antwort. Wenn er doch den Scheißkerl nur sehen könnte. Simba ging langsam einige Schritte zurück, bis er um die Ecke des Blockhauses blicken konnte.
Ein Mitglied des Einsatzkommandos gab ihm ein Handzeichen und deutete auf einen kleinen Monitor, den er an der Holzwand befestigt hatte. Simba ging zu ihm und ergriff die Kopfhörer, die der andere ihm wortlos reichte. Er hörte die leisesten Geräusche aus dem Inneren, Rascheln von Kleidung, wenn sich jemand bewegte, das Knistern einer Verpackung, die Reese öffnete, sogar den rasselnden Atem von jemandem. Wahrscheinlich das Mädchen, an dessen Kehle das Messer von Ogan liegen musste – nur leider erfasste auch der Monitor nichts von Ogan außer seinen Füßen. Der Rest wurde von dem verfluchten Sessel verdeckt. Die Minikamera erfasste auch Neil nicht, dazu hätte es einer speziellen Technik bedurft, die dieses Gerät nicht leistete. Dafür sah Simba Reese und sein Herz zog sich zu einem Klumpen zusammen, bis das Ziehen im Brustkorb ihn zwang, sich die schmerzende Stelle zu reiben. Dabei war ihm durchaus klar, dass dieser Schmerz rein psychischer Qual entsprang und sein Körper ihm etwas vorgaukelte.
Reese zog eine Spritze auf und betastete die Adern in Peppers Ellbogenbeuge. Sie wandte den Kopf in Ogans Richtung und in ihrem Profil erkannte Simba wilde Entschlossenheit. Bhenchod! Sie würde doch keine Dummheiten machen … seine Knie wurden weich, als sie weitersprach.
„Mr. Ogan. Diese Mädchen müssen alle drei sofort ärztlich versorgt werden und meine Bemühungen hier sind zum Scheitern verurteilt, wenn Sie sie nicht umgehend freilassen. Ich biete mich Ihnen als Geisel an und werde die Position der jungen Frau
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