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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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stand auf, griff sich die beiden Kaffeebecher und stellte sie vor die Wand auf der Arbeitsplatte. „Nur zur Vorsicht, damit du dich nicht verbrühst.“
    Sie zog in beabsichtigter Manier die Augenbrauen zusammen.
    „Bist du bereit?“
    Abermals nickte sie. Nackt wie ein junger Gott stand er vor ihr, nur zwei Schritte entfernt. Er wippte auf den Füßen, ballte und streckte seine Finger. Spielten ihr die Nerven einen Streich? Reese kniff die Augen zu, holte Luft und öffnete sie wieder.
    „Good heavens!“, entfuhr es ihr. Sie sprang in einem verzögerten Reflex auf und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Ihre Handflächen rechts und links ihres Körpers lagen an der Mauer, als wollte sie diese zurückdrängen und Platz zwischen sich und Simba bringen. Beinahe hätte sie hysterisch aufgelacht, als sie daran dachte, wie sie ihn vorhin mit den Fingernägeln bedroht hatte und er sie fragte, ob ihr dann Krallen wachsen würden.
    Das Gefühl, sich in zäher Melasse zu bewegen, ergriff sie. Langsam streckte sie die Hand nach Simba aus. Ihre Fingerspitzen berührten seinen Unterarm, glitten hinab zu seiner Hand. Reese zog sie heran, betrachtete die verdickten Kuppen seiner Finger. Es wollte ihr nicht in den Kopf, dass Krallen unter seinen Fingernägeln hervorgewachsen waren. Ungläubig strich sie darüber.
    „Vorsichtig“, warnte er. „Sie sind schärfer als Rasierklingen.“
    Zur Demonstration griff er sich eine Zeitung vom Tisch und strich mit einer Kralle darüber. Wie ein Skalpell durch Haut glitt, teilte er das Papier, dann zogen sich die Spitzen an Fingern und Zehen zurück und für einen Moment glaubte Reese, einer Illusion erlegen zu sein. Gleichzeitig wusste sie, dass ihr Verstand ihr nichts vorgaukelte. Sie hatte viel in ihrem Leben gesehen – aber das überstieg alles.
    Sie wehrte sich nicht, als Simba sie erneut an seine Brust zog. „Das war der Grund, warum die Bluttests geheim bleiben sollten. Man erkennt die Mutation zwar nicht ohne Weiteres, sagt Max, aber wir haben alle die Blutgruppe AB negativ. Vier auf einen Schlag würden Aufmerksamkeit erregen, nicht wahr?“
    „Das hätte euch keine Sorgen bereiten müssen“, sagte Reese. „Eine Blutgruppenbestimmung wird nicht automatisch bei jeder Laboruntersuchung vorgenommen.“
    „Dennoch dürfen wir keine Risiken eingehen.“
    „Danke, dass du meine Mitwisserschaft nicht als solches ansiehst.“ Sie versuchte, ihre wirbelnden Gedanken zu ordnen.
    „Ich wollte nie darüber reden“, sagte Simba mit erstickt klingender Stimme. „Ich … weiß auch nicht, warum ich mich nicht zurückhalten konnte.“
    Reese streichelte seine Arme, während Simba immer stärker zitterte. „Komm, wir gehen duschen.“ In knapp einer Stunde würde sie sich für die Arbeit zurechtmachen müssen, aber diese Zeit wollte sie noch in vollen Zügen ausnutzen und so viel über Simba herausfinden wie möglich. Sie zog ihn mit sich.
    Unter dem heißen Wasserstrahl beruhigte er sich. Seinen verletzten Arm hatte er nach oben gestreckt und stützte sich an den Fliesen ab, dennoch verschob Reese die Brause an der Stange, damit sein Verband trocken blieb. Das Blitzen in Simbas Augen verriet ihn. Seine Gedanken wollten schon wieder auf Abwege geraten, doch das ließ sie nicht zu. Zu jeder anderen Gelegenheit liebend gern – nur nicht jetzt.
    Sie musste erst einmal verdauen, was sie gesehen hatte. Schon die ganze Zeit lag es ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er ihr die Krallen erneut zeigen könnte, aber sie fürchtete, einen Vertrauensbruch zu begehen, wenn sie es täte. Vielleicht würde er denken, sie glaubte ihm nicht, nähme an, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein. Schlimmstenfalls, sich daran ergötzen zu wollen, ein … Monster vor sich zu sehen. Andererseits fand sie es bei einer solch unglaublichen Enthüllung nicht verwunderlich, wenn sie den Beweis erneut zu betrachten wünschte. Wie dem auch sei, sie wusste, was sie gesehen hatte. Der Wunsch, seine Krallen noch einmal gezeigt zu bekommen, entsprang ihrem Wissensdurst. Jeder Arzt würde sich das dreimal anschauen. Dreißigmal! Und eines wollte sie ganz gewiss nicht: dass sich Simba wie ein Versuchskaninchen fühlte.
    „Dreh dich um“, forderte sie.
    Sie regulierte den Wasserstrahl, sodass sie nur noch berieselt wurden, anstatt unter einem Sturzbach zu stehen. Dann griff sie nach einem Schwamm und seifte Simbas Rücken ein. Zärtlich verteilte sie den Schaum, rieb über seine glatte Haut.
    „Wo kommst du

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