Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
verstreut lag. Als er sich an die Arbeitsplatte stellte und im Licht der Dunstabzugshaube mit der Lupe die Aufnahme untersuchte, erkannte er eine Münze, die vor der Wand lag. Fünf Paise. Nachdem ein Dollar gut fünfzig Rupien entsprach und eine Rupie hundert Paise, betrug der Wert der Münze nicht einmal einen zehntel Cent, doch für ihn bedeutete es einen unermesslichen Schatz. Es könnte den Beweis bedeuten, dass Nani-ji in Indien war – zumindest, dass das Foto dort aufgenommen worden war.
Einige Minuten versuchte er noch, weiteren Müll zu definieren, vielleicht eine zerfledderte Zeitung, auf der er eine Schlagzeile oder sogar ein Datum entziffern konnte, doch dieser Erfolg wollte sich nicht einstellen.
„Ich vermute, Nani-ji wird in Indien festgehalten“, platzte er in die Diskussion und zeigte seinen Beweis. „Ich weiß nicht, was ihr beschlossen habt, aber ich für meinen Teil werde mich umgehend auf den Weg zum Flughafen machen.“
Zu seiner Verwunderung nickte Max. „Wir werden uns mit General Powell und seinen Männern in ihre Unterkunft in der Goldgräberstadt zurückziehen. Dort sind alle zunächst in Sicherheit. Auch Dr. Little werden wir bitten, uns zu begleiten.“
Simba warf einen Blick auf die Uhr. Wie lange würden Powells Männer brauchen, um Reese abzuholen? Er sollte doch lieber sofort aufbrechen, um das selbst in die Hand zu nehmen. „Ich …“
„Wir haben gerade in Betracht gezogen, an einem der geforderten Orte aufzutauchen und zu versuchen, die Kerle, die dort warten, zu überwältigen, um ihnen Nani-jis Aufenthaltsort aus den Rippen zu prügeln. Aber wir waren uneinig, ob uns das etwas bringt. Wenn wir die Verantwortlichen reizen, lassen sie Nani-ji vielleicht umgehend töten. Wenn sie nicht wissen, was wir vorhaben und wir einfach verschwinden, reagieren sie vielleicht irritiert.“
Fuck! Seine Gedanken schleuderten unkontrolliert umher, er wusste nicht, an wen er zuerst denken sollte, welche Gefahr größer war. „Sie könnten Nani-ji foltern oder umbringen.“
„Daran ändert sich nichts, egal, was wir tun, oder? Außer, wir stellen uns. Und selbst dann ist Nani-jis Schicksal ungewiss.“
„Nein! Verdammt, ich meine ja. Du hast recht.“
„Du wirst nicht allein aufbrechen. Virgin, Neil und Dix begleiten dich. General Powell leitet bereits ein Täuschungsmanöver in die Wege, das sowohl euch als auch uns Übrigen eventuelle Verfolger von der Pelle halten soll. Ihr werdet nicht von L. A. fliegen, sondern von San Diego.“
Simbas Gedanken rasten. Die Idee hatte Ecken und Kanten, ein Gelingen war völlig ungewiss und der Zeitdruck, unter dem sie standen, verkomplizierte die Planung zusätzlich. Aber blieb ihnen eine andere Wahl? Und besser, als sich allein auf den Weg zu machen, klang es allemal.
„Wenn alles gut geht, werdet ihr in etwa dreißig Stunden in Mumbai eintreffen. Wir brechen sofort auf. Dix, Virgin, Neil und du fahrt mit General Powells Männern. Sie werden gleich eintreffen. Packt eure Klamotten.“ Max hielt ihn an der Schulter zurück, als sich Simba umdrehen wollte, um in sein Zimmer zu eilen. „Hals und Beinbruch, Jungs. Ihr wisst, wie wir in Kontakt bleiben.“
„Danke.“ Simba fiel das Sprechen schwer.
„Es ist ungewiss, ob sich Nani-ji in Indien aufhält. Ob sie überhaupt noch lebt.“
Er brachte nur ein Nicken zustande.
„Ich drücke dir die Daumen, Junge. Euch!“
„Max?“
„Ja.“
„Pass bitte auf Reese auf.“
Max zerquetschte beinahe Simbas Hand. „Verlass dich drauf!“
Er tastete nach seinem Telefon, doch Max bekam es mit.
„Nein. Du darfst sie auf keinen Fall anrufen. Niemand benutzt ab jetzt noch sein Mobiltelefon.“
Ein Klumpen wuchs in Simbas Magen. „Informier mich irgendwie, sobald Reese in Sicherheit ist. Ich halte das sonst nicht aus.“
„Wir halten euch über Powells Männer auf dem Laufenden.“
Reese nutzte ihre kurze Frühstückspause vor der Morgenvisite, um sich nach Maggie Garners Befinden zu erkundigen. An der Tür zur Intensivstation begegnete sie den Detectives McGee und Vega. Vega nahm gerade den Finger vom Klingelknopf zur Station, da meldete sich auch schon eine Stimme aus der Gegensprechanlage.
„Ich übernehme das. Dr. Little hier“, informierte sie die Krankenschwester.
„Danke.“ Ein Knacken beendete das Gespräch.
„Guten Morgen, die Herren.“
„Gut, Sie zu treffen, Dr. Little.“
„Haben Sie noch Fragen an mich?“ Die Polizisten wollten sich nicht nach Maggies
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