Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
Italien käme, doch dem maß Eleanor keine allzu große Bedeutung bei. Immerhin war der Prinz bekannt für sein Talent, dem schönen Geschlecht zu schmeicheln.
»Wollen Sie mir von Ihrem Zuhause erzählen, Hoheit? Ich war noch nie in Italien, aber ich hörte, es gäbe dort sehr viele Sehenswürdigkeiten.«
Zu ihrer Erleichterung stürzte sich Don Antonio nun in einen schwärmerischen Vortrag über die Südhälfte seines Landes, die kürzlich von den herrschenden Kräften Europas zum Königreich beider Sizilien geeint wurde und deren von ihm regierter Teil am Mittelmeer lag.
Eleanor lauschte ihm höflich, allerdings nur mit einem halben Ohr, denn zu ihrem Verdruss konnte sie nicht aufhören, den Erinnerungen an Damon nachzuhängen.
Schon wenige Tage nach ihrem Kennenlernen bei ihrer Tante hatte er sich mehr Freiheiten bei ihr herausgenommen, als sie es sich jemals erträumt hätte, indem er sich einen Kuss stahl. Dass sie ihn empört in den Brunnen schubste, wo er vollständig durchnässt wurde, schien ihn auf unerklärliche Weise erst recht für sie zu begeistern.
Zwei Wochen später hatten sie sich verlobt.
Eleanor hatte da schon längst ihr Herz an ihn verloren, und das nicht weil er wohlhabend, adlig und sündhaft gut aussehend war. Auch hatte es nichts mit Damons Charme, seinem Witz oder der Mühelosigkeit zu tun, mit der er sie glauben machte, sie wäre die begehrenswerteste Frau der Welt. Was sie betörte, war, dass er sie herausforderte und sie sich bei ihm lebendig fühlte. Er linderte die Einsamkeit, die Eleanor seit ihrer Kindheit empfand.
Und sie lockte nicht bloß sein umwerfendes Aussehen, sondern vor allem die geistige Verbindung, die beinahe sofort zwischen ihnen entstand. Mit ihm konnte sie über ihre Sehnsüchte und ihre Träume sprechen, ihm ihre persönlichsten Gedanken und Geheimnisse anvertrauen.
Hingegen war Damon weit zurückhaltender gewesen, was seine eigenen Gefühle anging. Ihr war, als würde er einen Teil von sich vor der Welt, insbesondere vor ihr, verbergen.
Seinerzeit jedoch war sie zuversichtlich gewesen, die Mauern eines Tages durchbrechen zu können, die er um sich herum errichtet hatte. Und weil sie beide hinsichtlich Temperament, Witz und Leidenschaft so vollkommen zusammenzupassen schienen, war Eleanor sicher gewesen, dass der allgemein berüchtigte Herzensbrecher lernen würde, sie allein zu lieben.
Dann jedoch erfuhr sie, dass er seine langjährige Mätresse nicht aufgegeben hatte, wie er sie glauben machen wollte.
Womit er ihr Vertrauen unwiderruflich zerstört, ihren Stolz mit Füßen getreten und ihr verwundbares junges Herz gebrochen hatte.
Mit der Zeit schrumpfte ihr Schmerz zu einem bittersüßen Ziehen, das Eleanor ab und zu überkam. Heute Abend indes, als sie sich von Angesicht zu Angesicht mit Damon fand, lebte er erneut auf.
Es sollte ihr gleich sein, ob er wieder in London war oder nicht. Zwar hegte sie noch ein gewisses Maß an Wut auf ihn, doch sann sie weder auf Rache noch wünschte sie ihm Schlechtes. Stattdessen hatte sie sich gewappnet, ihm gefasst gegenüberzutreten, sollte es zu einer Begegnung kommen.
Dennoch ertappte Eleanor sich dabei, wie sie am königlichen Arm von Prinz Lazzara durch den Garten promenierte und nach dem englischen Adligen Ausschau hielt, der mit seinem Erscheinen ein solches Chaos in ihr ausgelöst hatte.
Vielleicht erschrak sie deshalb, als eine Gestalt aus dem Schatten hervortrat.
Es handelte sich um einen livrierten Diener, der von Signor Vecchi geschickt wurde, um den Prinzen zu holen. Der italienische Diplomat wollte ihn mit einigen wichtigen Leuten bekanntmachen.
Als Don Antonio ihr seinen Arm bot, damit er sie in den Ballsaal zurückbegleiten könnte, lehnte sie lächelnd ab. Sie verspürte nicht den geringsten Wunsch, allzu schnell wieder in das Haus zu gehen, in dem sie Damon treffen könnte. »Ich denke, ich bleibe noch ein wenig länger im Garten, Hoheit. Gleich dort drüben sind einige Bekannte von mir, denen ich mich anschließen kann.«
Allein wäre sie ohnehin nicht, denn mehrere kleine Gruppen von Gästen genossen die laue Abendluft, unter ihnen auch einige Damen, die Eleanor kannte. Und ihre Tante wusste schließlich, wo sie war.
Zum Glück wollte der Prinz sie weder umstimmen noch ermahnen, weil sie ohne Begleitung blieb, sondern verneigte sich galant und versprach, bald wiederzukommen. Eleanor blickte ihm nach, bevor sie sich in die entgegengesetzte Richtung wandte, um zu den anderen Damen zu
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