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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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weiße, christlich getaufte Männer es betreten hatten.
    Sein Ziel war Afrika. Zweimal hatte er diesen dunklen, brütenden Kontinent besucht, der Portugal so nahe war: einmal anläßlich eines großen Sieges bei Ceuta, als er einundzwanzig war, einmal anläßlich einer schändlichen Niederlage bei Tanger, als er dreiundvierzig war; und er war fasziniert. Eingehende Studien hatten ihn zu der Erkenntnis gebracht, daß seine Schiffe, von denen jedes eine Flagge mit dem roten
    Kreuz Jesu Christi führte, entlang der Westküste Afrikas südwärts fahren, am Südende sozusagen um die Ecke biegen und an der Ostküste entlang zu den Reichtümern Indiens, Chinas und des geheimnisvollen Japan segeln konnten. Dieses Ziel hatte er vierzig Jahre lang hartnäckig verfolgt und er würde es bis zu seinem Tod in sieben Jahren weiterverfolgen, ohne jedoch Erfolg zu haben. Seine Niederlage war Afrika. Gleichgültig, wie ungestüm er seine Kapitäne antrieb, sie brachten nie viel zustande. Sie entdeckten zwar im Jahr 1418 die Madeira-Inseln wieder, es dauerte aber noch weitere sechzehn Jahre, bis sie ein Kap umschifften, das aus der Sahara hervorragte. Im Jahr 1443 umschifften sie Kap Blanco, und eines von Heinrichs Schiffen hatte sich noch etwas weiter nach Süden gewagt, aber das war auch alles. Der große Buckel Afrikas wurde nicht umschifft, und bis zu Heinrichs Tod im Jahr 1460 war wenig erreicht worden; die denkwürdigen Reisen von Bartholomeu Diaz und Vasco da Gama fanden lange nach dem Tod des Seefahrers statt. Sein Triumph war Afrika. Denn obwohl Gott ihm nicht erlaubte, einen einzigen der Erfolge selbst zu erleben, von denen er träumte, waren es seine Träume, die die Karavellen nach Süden schickten. Und wenn er auch keine Spur der Waren aus Indien oder China auf seinen Schiffen nach Hause kommen sah, fixierte er doch Afrika im Bewußtsein der Renaissance und spornte sowohl die Forschungsreisen dorthin als auch die Bekehrung seiner Bewohner zum Christentum an. Dieses letzte Ziel war von größter Bedeutung, denn er führte das Leben eines Mönchs, scheute die Pracht des Hofes und die Intrigen, die ihn zum König hätten machen können. Er war zufrieden mit seinem Dienst an Gott. Natürlich hatte er als junger Mann eine illegitime Tochter gezeugt und später als Soldat gewütet; aber die Hauptaufgabe seines Lebens war die Christianisierung
    Afrikas, und deshalb brachte ihm das Jahr 1453 solchen Kummer.
    Die Moslems, diese schrecklichen, immerwährenden Feinde Christi, waren in Konstantinopel eingezogen, nachdem sie ihre Schiffe über Land geschleppt hatten, um die Verteidigungslinien zu durchbrechen, und dieser vorgeschobene Posten, der das Christentum lange vor den Ungläubigen beschützt hatte, war gefallen. Da nun ganz Europa von den Anhängern Mohammeds überschwemmt werden konnte, war es nötiger denn je, einen Weg rund um Afrika zu finden, auf dem man diese Bedrohung umgehen konnte. Es war vor allem dieses Problem, das Heinrich beschäftigte, während er Landkarten studierte und Pläne für neue Forschungsreisen ersann. Was wußte er von Afrika? Er hatte das meiste zu jener Zeit verfügbare Material gesammelt und dazu die Gerüchte und aufregenden Vermutungen von Seekapitänen und Reisenden. Er wußte, daß sich die Ägypter vor Jahrtausenden über große Distanzen entlang der Ostküste südwärts gewagt hatten, und er hatte mit Seeleuten gesprochen, die arabische Häfen in diesem Gebiet angelaufen hatten. Er hatte oft die erstaunliche Behauptung Herodots über ein sagenhaftes Schiff gelesen, das vom Roten Meer aus nach Süden gefahren war, wobei die Sonne zu seiner Linken aufging, und so weit gesegelt war, daß sie zu seiner Rechten aufging; vermutlich hatte dieses Schiff den gesamten Kontinent umfahren. Herodot fügte jedoch hinzu, daß er die Geschichte nicht glaube. Von besonderem Zauber waren die Stellen im Alten Testament, die von den gewaltigen Goldvorräten sprachen, die das Land Ophir, irgendwo in Afrika, bereithielt:
    . und sie kamen gen Ophir und holten daselbst
    vierhundertzwanzig Zentner Gold und brachten’s dem König
    Salomo.
    Die glückliche Verbindung von »vierhundertzwanzig Zentnern Gold« und »Ophir« klang in Heinrichs Gedanken nach und führte ihm immer wieder die Vision der gewaltigen Goldminen vor Augen, aus denen die Königin von Saba Salomo ihre Geschenke gebracht hatte. Es gab aber noch andere Zeilen, die ihn beschäftigten: König Salomo baute eine Flotte in Ezion-geber; seine Schiffe

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