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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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seine Dhau. Dann kamen die Männer wieder und erhöhten ihr Angebot, und nach vielem Wechseln wurde der Handel abgeschlossen, ohne daß ein Wort gesprochen worden wäre. Sieh dir Kilwa jetzt an!«
    Nxumalo erlag seinem Zauber und kümmerte sich neun Tage lang nicht darum, seine Schätze einzutauschen. Als er die Moschee besuchte, die vor kurzem erbaut worden und eine der schönsten in Afrika war, dachte er: Diesen Turm nennt man Minarett. Er sieht dem Turm ähnlich, an dem ich in Zimbabwe gearbeitet habe. Aber der unsere war ganz anders gebaut. Vielleicht kam jemand wie ich hierher nach Kilwa, sah diese schöne Stadt und fuhr heim, um diese Bauten zu errichten.
    Er besichtigte alle Schiffe, die im Augenblick im Hafen lagen, und die Handelsstellen auf dem Festland. Nach einiger Zeit begann er, die verwickelte Welt zu begreifen, in der schwarze, gelbe und honigfarbene Menschen zusammentrafen und zum gegenseitigen Vorteil miteinander Handel trieben, denn jeder besaß etwas für die anderen Wertvolles. Weil er Gold und Elfenbein hatte, konnte er mit Ägyptern, Arabern, Persern und den sanften, schnellen Menschen aus Java auf gleicher Stufe verhandeln. Am liebsten wäre er mit jedem von ihnen ans andere Ende des Meeres gefahren. Er wäre bereit gewesen, als Passagier an Bord jedes Schiffes zu steigen, das irgendwohin segelte. Aber letzten Endes einigte er sich mit dem Bruder des Arabers, daß dieser ihn mit dem Schiff zurück nach Sofala zum Lager seiner Güter bringen sollte. Er hätte mit anderen Kaufleuten vielleicht einen etwas günstigeren Abschluß tätigen können, aber so etwas wäre für einen Beamten des Hofes von Zimbabwe unrühmlich gewesen. Es war eine lange Fahrt zurück nach Sofala, und im Laufe einer so langen Reise hätte alles mögliche passieren können. Aber die Überfahrt verlief ruhig und ohne Zwischenfälle; Nxumalo plauderte häufig mit den arabischen Händlern und erfuhr von ihnen eine Menge über die großen Veränderungen, die in der Welt vorgingen. Man erklärte ihm die Bedeutung von Konstantinopel; obwohl er den Namen nicht kannte, kam er zu dem Schluß, daß die Araber jetzt einen enormen Vorteil genießen mußten. Noch interessanter waren jedoch ihre Erzählungen von den Veränderungen entlang des Sambesi: »Viele Dörfer haben jetzt neue Herren. Es wurde Salz entdeckt, und Stämme befinden sich auf der Wanderung.« Als ihr Schiff sich der Mündung des großen Flusses näherte, wies der Kapitän auf den kleinen Handelsort Chinde. Nxumalo begann die klingenden Namen der Städte entlang der bezaubernden Küste aufzuzählen: Sofala, Chinde, Quelimane, Mo 9 ambique, Sansibar, Mombasa. Und die Seeleute erzählten ihm von den fernen Häfen, mit denen sie Handel trieben: Dschidda, Kalikata, Mogadishu, Malakka.
    Während ihn diese betäubenden Namen mit ihrem süßen Gift infizierten, blieb er an Deck und beobachtete, wie das Mondlicht sich in den Wellen eines Ozeans spiegelte, den er noch immer nicht begreifen konnte. Er mußte sich widerwillig eingestehen, daß er in diese neue Welt verliebt war: in die Türme von Zimbabwe, seine vielen Bergwerke im ganzen Land, die Flotte von Schiffen in Kilwa und Sofala, den rätselhaften Ozean. Er wußte, daß er im Dorf seines Vaters, wo seine nackten Männer Überlegungen anstellten, wie sie ein Nashorn fangen könnten, nie wieder zufrieden sein würde. Er fühlte sich an die Stadt gebunden, nicht um seinem eigenen Schicksal eine großartige Wende zu geben, sondern um jede ihm zugewiesene Tätigkeit optimal auszuführen. Er würde seine Bergwerke mit besonderer Aufmerksamkeit verwalten und ihr Gold möglichst vorteilhaft veräußern. Er würde arbeiten, um Zimbabwe zu stärken, und mithelfen, es gegen die neuen Hegemonien zu bewahren, die sich entlang des Sambesi bildeten. Solche Aufgaben auf sich zu nehmen würde bedeuten, daß er nie nach Süden gehen konnte, um auf Zeolani Anspruch zu erheben, und während die Nacht verstrich und der Mond im Westen verschwand, schien es ihm, als verschwände auch das Bild dieses schönen Mädchens langsam. Als die goldene Scheibe in die Wogen tauchte, ähnelte sie jener Scheibe aus Nepal, die er ihr geschickt hatte, und er konnte nur an ihre Umarmungen denken und an den Schmerz, der ihn nie ganz verlassen würde. Am frühen Morgen suchte er seinen arabischen Mentor auf und sagte: »Ich muß etwas Besonderes kaufen. um es nach Süden zu schicken. einem Mädchen in meinem Dorf.«
    »Du wirst es ihr nicht selbst

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