Verheißene Erde
Männern anhörte, die früher einmal dort gewesen waren, verstand er, was der Alte Sucher mit den Worten gemeint hatte: »Ein weiser Mann geht nur einmal nach Sofala.« Und doch erschienen regelmäßig arabische Händler in
Zimbabwe, und sie mußten diesen schrecklichen Weg ja auch zurücklegen.
Dieser Widerspruch wurde durch den Alten Sucher gelöst: »Die Araber haben keine Probleme. Sie verlassen Sofala mit fünfzig Trägern und kommen hier mit dreißig an.«
»Wie schaffen sie es, daß immer sie es sind, die ankommen?«
»Weiße Männer schützen sich«, sagte der alte Ratgeber. »Ich begleitete den Vater des Mannes, der dir diese Scheibe gab. Bei jedem Fluß sagte er: >Geh voraus und sieh, wie tief er ist.< Da sagte ich bei einer Flußüberquerung: >Diesmal gehst du voraus<, und er sagte: >Es ist deine Aufgabe, vorauszugehen. Meine Aufgabe ist es, auf das Gold aufzupassen.<« Nxumalo lachte. »Das sagte einer unserer Bergwerksaufseher, wenn er eine frisch gefangene Gruppe kleiner brauner Männer in den Schacht hinunterjagt. >Es ist eure Aufgabe, dort hinunterzugehen. Meine Aufgabe ist es, das Gold zu hüten, wenn ihr es nach oben schickt.<«
»Noch etwas, Nxumalo. Araber in einer Karawane werden deine zuverlässigsten Freunde sein. Werden ihre Nahrung und ihre Schlafplätze mit dir teilen. Aber wenn du Sofala erreicht hast, sei auf der Hut. Geh nie mit einem Araber an Bord eines Schiffes.«
Nxumalo hustete ein wenig verlegen. »Sag mir, Alter Sucher, was ist ein Schiff? Der König sprach auch davon, und ich schämte mich zu fragen.«
»Ein Haus, das sich im Wasser bewegt.« Während der junge Mann über diese Unwahrscheinlichkeit nachsann, fügte der Alte hinzu: »Denn wenn du an Bord eines Schiffes steigst, wird dich der Araber als Sklave verkaufen, und du wirst an eine Bank angekettet sitzen und niemals deine Freunde wiedersehen.«
Die fast beiläufige Erwähnung von Freunden machte Nxumalo traurig, denn die Freundin, die er am meisten liebte, war Zeolani, und die Wahrscheinlichkeit, sie nie wiederzusehen, bedrückte ihn. Zugleich erkannte er, daß alles, was in Zimbabwe geschah, zusammenwirkte, um ihn daran zu hindern, jemals in sein Dorf zurückzukehren, und er nahm an, daß sich seine Stellung in Zimbabwe noch verbessern würde, wenn seine Expedition nach Sofala erfolgreich verlief. Doch die Erinnerungen an Zeolani und an ihre leidenschaftlichen Umarmungen hinter den Zwillingshügeln quälten ihn, und er sehnte sich danach, sie zu sehen. »Ich will zurück nach Hause«, sagte er entschlossen, aber der Alte Sucher lachte nur. »Du bist wie alle jungen Leute. Du erinnerst dich an ein reizendes junges Mädchen, das weit fort ist, während dich ein anderes, ebenso reizendes beschäftigt, das ganz in der Nähe ist. wie Hlenga.«
»Bei deinem nächsten Besuch in meinem Dorf.«
»Ich bezweifle, daß ich jemals wieder so weit wandern werde.«
»Du wirst es tun. Du bist so wie ich. Du liebst Baobabs und Löwen, die nachts rund um dein Lager schleichen.«
Der Alte lachte wieder. »Vielleicht bin ich wie du. Aber du bist bestimmt wie ich. Du liebst Flüsse, die man durchwaten muß, und Pfade, die durch dunkle Wälder führen. Ich bin nie zurückgegangen, und das wirst du auch nicht tun.«
Am Morgen machte sich dieser einundzwanzigjährige junge Mann, mit einem Kuß von Hlenga auf den Lippen, mit seinen Trägern auf den Weg, um eine Ladung von Gold, Elfenbein und anderen Handelsgütern zu den wartenden Schiffen zu bringen. Die Lasten waren so schwer, daß das Vorwärtskommen in jedem Fall schwierig gewesen wäre; durch die Wälder und Sümpfe, die sie vom Meer trennten, wurde es jedoch zu einem besonders mühsamen Unterfangen. Als persönlicher Vertreter des Königs ging Nxumalo an der Spitze des Zuges, wurde aber von einem Mann geführt, der die schwierige Durchquerung schon einmal gemacht hatte. Sie schafften nur zehn Meilen pro Tag, da sie so oft gezwungen waren, wegen reißender Flüsse oder steil abfallender Hänge von den vorgesehenen Wegen abzuweichen. Sie wurden von Insekten geplagt und mußten sich vor Schlangen hüten. Dafür hatten sie aber nie unter Wasser- oder Nahrungsmangel zu leiden, denn es regnete ausgiebig und es gab reichlich Wild. Am Ende des sechsten Tages waren alle in eine Art widerwilligen Gleichmut verfallen; Stunde um Stunde verging, ohne daß ein Wort gesprochen wurde, es gab keine Erholung von der Hitze, dem Schweiß und dem Stapfen im Schlamm. Diese Art zu reisen war
Weitere Kostenlose Bücher