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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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er eine Reihe hastiger stiller Überlegungen an: Du meine Güte, sieht ja aus wie mindestens fünf Karat! Läßt sich machen. Möglicherweise ein Brillant. Kann keinen großen Fehler entdecken. Wie ist die Farbe? Könnte sogar blauweiß sein. Wahrscheinlich auf einsKomma-vier Karat schleifen. Den könnte ich in Tel Aviv um zehntausend Dollar verkaufen. Sie könnten ihn um fünfzehntausend nach New York verkaufen. Der Letztkäufer könnte bis zu achtundzwanzigtausend Dollar bezahlen. Ich könnte ihm also fünfzehnhundert Dollar pro Karat zahlen oder insgesamt siebentausendfünfhundert. Das wäre aber ein bißchen knapp. Ich sollte ihm höchstens vierzehnhundert Dollar pro Karat bieten oder siebentausend insgesamt. Ich werde ihm dreizehnfünfzig pro Karat bieten oder sechstausendsiebenhundertfünfzig insgesamt. Wie alle Diamantenkäufer rechnete er in Dollar, da Amerika der Endmarkt war, da er aber in Rand zahlen mußte, wußte er stets, wie der Wechselkurs stand. Ein Rand kostete etwa 1,16 Dollar, so daß der definitive Preis von sechstausendsiebenhundertfünfzig    Dollar    etwa
    fünftausendachthundert Rand ausmachen würde, und das war die Zahl, die er sich merkte, als er zum Sprechen ansetzte.
    Während Steyn seine Berechnungen durchführte, setzte der alte Pik die seinen fort: Es ist ein guter Stein. Er ist zweitausend Rand wert. Und ich sah, wie seine Augen aufleuchteten, als ich ihn auf den Tisch legte. Verdammt, ich werde zwei fünf verlangen. Schau dir den Diamanten an. Einen so guten kriegt er in einem ganzen Monat nicht zu sehen. Ich könnte sogar auf zwei sechs gehen. Verdammt, ich gehe auf zwei sechs.
    H. Steyn war stolz auf seinen Ruf als Doyen der Diamantenkäufer - »der Mann, der niemals jemanden betrogen hat« -, war aber nicht der Ansicht, daß er um seines guten Namens willen exorbitante Preise bezahlen müsse. Es hatte sich als zweckmäßig erwiesen, einen anständigen Preis zu nennen, gerade um einen Bruchteil weniger, als ein gieriger Käufer vielleicht bieten würde, und ihn dann ein wenig nach oben aufzurunden, wenn er den Stein wirklich kaufen wollte.
    Je länger er ihn betrachtete, desto mehr wollte er ihn haben. Das könnte ein feiner Stein sein, sagte er sich. Vielleicht stellt sich die Farbe als viel besser heraus, als ich glaube. Man wird ihn nicht größer als auf eins Komma vier Karat schneiden können, aber wenn er fertig ist, könnte er ein aufregender Diamant sein.
    »Pik«, sagte er mit leiser Stimme, wie bei solchen Verhandlungen üblich, »Sie haben da einen sehr guten Stein. Ich will Ihnen einen Spitzenpreis bieten. Fünftausendachthundert Rand.«
    Pik stand schweigend da. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, schaffte es, nicht nach Luft zu schnappen oder zurückzuweichen. Er senkte den Kopf, so daß Steyn nur die zerrissene Krempe seines großen Hutes sehen konnte, und es war sehr still im Raum. Schließlich gewann Pik seine Selbstbeherrschung wieder und fragte mit, wie er annahm, normaler Stimme: »Das ist natürlich ein offenes Angebot?«
    Nun mußte Steyn sich beherrschen; nicht, um nicht zu zittern, sondern um nicht zu lachen. Da stand ein Mann über siebzig, der noch nie einen wirklichen Diamanten besessen hatte und wahrscheinlich für diesen einen mehr bekommen würde als für all seine Splitter in den letzten zwanzig Jahren zusammen. Und er wollte feilschen. Aber Steyn gefielen solche Männer. Wenn
    Pik also handeln wollte, würde er mitmachen. »Augenblick!« sagte er und tat, als wäre er verärgert. »Ich mache Ihnen jetzt ein festes Angebot von fünftausendachthundert. Ich mache Ihnen kein offenes Angebot, damit Sie überall herumgehen und versuchen können, etwas mehr zu erzielen. Ich warne Sie gleich, das können Sie nicht tun. Kommen Sie also nicht am Abend wieder zu mir und sagen mir: >Ich nehme Ihre fünftausendachthundert, Mr. Steync, denn heute abend besteht das Angebot nicht mehr. Sie akzeptieren es jetzt gleich, oder ich ziehe es zurück.« Pik sagte nichts. Steyns Angebot war beinahe das Dreifache dessen, was er eigentlich erwartet hatte, mehr als das Doppelte dessen, was er höchstens erhofft hatte, und er wollte nichts sehnlicher, als es annehmen, um seine fünf Geldgeber auszuzahlen und Netje soviel mitzubringen, daß sie für den Rest ihres Lebens genug hatten. Aber als Diamantensucher wollte er auch das Spiel richtig spielen, von einer Hütte zur anderen gehen, seinen unglaublichen Fund herzeigen, die anderen flüstern hören: »Prinsloo hat

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