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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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mit zart in Dampf gekochtem weißem Reis herum, und jeder Gast baute einen kleinen Berg davon auf seinem Teller auf. Dann zog sich die erste Bedientengruppe zurück, und nach einer erwartungsvollen Pause klingelte Mevrouw mit einer hell tönenden chinesischen Glocke, und aus der Küche kam ein Zug von sechzehn Bedienten in den Garten, einige von den Gärtnern waren eingeladen worden, dabeizusein. Jeder von den sechzehn trug in seinen offenen Handflächen, die er in Taillenhöhe hielt, zwei Gerichte, so daß es im ganzen zweiunddreißig waren: Stücke vom Huhn, Stücke vom Lamm, getrockneter Fisch, gedünsteter Fisch, acht seltene Gewürze, zehn Früchte, Nüsse, Trauben, Gemüse und ein halbes Dutzend wohlschmeckender Dinge, die keiner identifizieren konnte. Während die sechzehn Diener bei Tisch servierten, häufte jeder Gast Gerichte rund um seinen Reis, bis der Teller aussah wie ein Vulkan, der sich hoch über der See erhebt. Das war aber nicht alles, denn wenn diese Diener verschwanden, erschienen andere mit Flaschen voll klarem Genever, aus denen reichliche Portionen eingeschenkt wurden. So gestärkt machten sich die Gäste über ihr Essen her und riefen von Zeit zu Zeit wieder nach den zweiunddreißig kleinen Schüsseln. Diese >Sechzehn-Boy-Reistafel von Java< war in gewissem Maß dafür verantwortlich, daß viele Männer und Frauen, die im calvinistischen Holland ein eher eingeschränktes Leben geführt hatten, nicht mehr nach Holland zurückgehen wollten, wenn sie einmal Batavia gesehen hatten.
    Dennoch sammelten sich zweimal jährlich holländische Handelsschiffe in Batavia zur Vorbereitung für die lange Reise zurück nach Amsterdam; jede Flotte blieb ein halbes Jahr lang auf See, schaukelnd und dippend auf den langen Dünungen des Indischen Ozeans, scharf beim Wind in die Stürme des Atlantiks segelnd. Gelegentlich ging ein Drittel der Flotte verloren. Wann immer ein Schiff dem Untergang geweiht war, hißte es eine entsprechende Flagge, worauf die anderen es umringten, auf klares Wetter warteten und seine Ladung in ihre Laderäume übernahmen; auf diese Weise setzten die wertvollen Gewürze ihre Reise in die Heimat fort. Die erste Flotte lief ungefähr zu Weihnachten aus; die zweite wartete gerade lang genug, um die Monsunladungen aus Japan und China zu erhalten. Das Auslaufen an den Feiertagen war bei den Holländern Javas besonders beliebt, denn um diese Jahreszeit regte sich das Heimweh nach den winterlichen Kanälen, und der Anblick der zur Abfahrt gerüsteten Schiffe war eine große Versuchung. Auch am Morgen des 22. Dezember 1646 setzte eine gewaltige Flotte Segel.
    In letzter Minute wurden drei Schiffe, deren geringe Größe und besser getrimmte Takelage ihnen ermöglichen würde, schneller zu segeln als die anderen, abkommandiert. Sie erhielten Befehl, drei Wochen zu warten, um als Nachhut zu dienen und wichtige Nachrichten aus letzter Minute sowie
    leitende Beamte der Kompanie, die nach den Weihnachtsfeierlichkeiten    abzureisen    wünschten,
    mitzunehmen. Die »Haerlem«, »Schiedam« und »Olifant« waren die Schiffe, die so aufgelegt wurden, daß die Matrosen an Land zechen konnten, und es brachen große Raufereien aus, weil Seeleute von den beiden ersten Schiffen, die ehrenwerte Namen trugen, die von der »Olifant« - holländisch für Elefant - zu hänseln begannen. In diesem Jahr war Weihnachten eine lärmende Zeit, aber in dem geräumigen Heim von Mevrouw van Doorn stellte das Fest einen reizenden holländischen Charme zur Schau. Ihre Musiker trugen Batikstoffe aus Dschokschokarta, ihre Diener Sarongs aus Bali. Es wurde getanzt, es gab lange Ansprachen von kleineren Beamten, die auf den Gewürzinseln dienten, und im Lauf des Tages wurden gewaltige Mengen von Speisen und Gallonen von Bier und Arrak vertilgt. Dann fand der Generalgouverneur Gelegenheit, Mevrouw van Doorn beiseite zu nehmen und ihr Ratschläge hinsichtlich ihrer Söhne zu erteilen.
    »Die beiden sollten mit der Nachhut heimfahren«, sagte er ruhig, während seine Mitarbeiter ihr Bier und den Schnaps verschnarchten. »Mich meiner zuverlässigsten Unterstützung berauben?« fragte sie, während sie die Sklaven, welche die Fächer bedienten, anwies, wie sie am besten die Luft in Bewegung halten konnten.
    »Ihre Söhne sind als Unterstützung für Sie nicht zuverlässiger als ich«, sagte der Gouverneur und verneigte sich in seinem Sessel. Als sie das Kompliment entgegennahm, fuhr er fort: »Karel kam in Holland zur Welt,

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