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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Staatsanwalt Scheepers dem Gericht die wesentlichen Punkte seiner Anklage gegen Daniel dar:
    Die Anklage wird beweisen, daß es dieser Mann war, der die Idee hatte, die Schwarzen dieses Landes in großer Zahl zu versammeln, um den sogenannten Jahrestag »Soweto 1976« zu begehen. Dies konnte doch nur in der Absicht geschehen, die Beziehungen zwischen den Rassen zu verschlechtern. Die Beweisführung wird ergeben, daß er provozieren wollte, als er eine solche Versammlung in Bloemfontein organisierte und eine Ansprache hielt. Und warum, frage ich Sie, wählte Meneer Nxumalo Bloemfontein für dieses Treffen? Weil er wußte, daß es die loyalste unserer Städte ist, wo das, was er zu sagen hatte, die stärkste aufrührerische Reaktion verursachen würde. In der Hauptsache wird er in einem anderen Anklagepunkt für schuldig befunden werden. Jede seiner Handlungen ist vorsätzlich darauf ausgerichtet, unserer Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Er wendet sich an die niedrigsten Instinkte unserer unbarmherzigsten Kritiker in London und New York. Er appelliert geschmacklos an Stellen wie den Weltkirchenrat, und wir werden zeigen, daß seine Handlungen und Absichten darauf zielen, uns durch die Behauptung zu diskreditieren, daß unsere Gesetze ungerecht und unser System der Apartheid unfair ist. Er ist ein böser Mensch, dessen Aktivitäten ein Ende gesetzt werden muß.
    Damit war die Auseinandersetzung zwischen Nxumalo und Scheepers eingeleitet. Schon am ersten Vormittag flammte ein erbitterter Streit auf, als Nxumalo seine sorgfältig geplante Kampagne begann, um die Beschwerden seines Volkes schriftlich festhalten zu lassen:
    Angeklagter Nxumalo: Erst in den letzten Jahren hat unser Volk begonnen, sich auf sich selbst zu besinnen und eine andere Identität zu suchen als die, die uns der Weiße aufdrängen will. Wir befinden uns in der gleichen Lage wie die Afrikander, bevor sie sich von der englischen Herrschaft befreiten, und wir respektieren ihren Kampf um volksidentiteit. Aber aus dieser Überlegung schließe ich: Wenn es den Afrikandern freisteht, ihren Sieg über Dingan am Blood River zu feiern, sollte es auch uns freistehen, uns an die bedeutenden Ereignisse zu erinnern, die Soweto im Juni 1976 erschütterten. Staatsanwalt Scheepers: An welche Ereignisse denken Sie? Angeklagter Nxumalo: An den Tod unserer Kinder, die gegen die Apartheid protestierten.
    Staatsanwalt Scheepers: Meneer Nxumalo, diese Schulkinder randalierten auf den Straßen, brannten Gebäude nieder, töteten unschuldige Zivilisten und lehnten sich gegen die Staatsgewalt auf. Sie stellen das auf eine Stufe mit einer Schlacht zwischen zwei Armeen?
    Angeklagter Nxumalo: Ich gebe zu, daß die Umstände nicht die gleichen sind - sagen wir, nicht ganz die gleichen -, wohl aber das Endresultat, Zorn und Kummer für mein Volk.
    Staatsanwalt Scheepers: Und Sie wollten diesen Zorn dazu benutzen, um Verwirrung zu stiften?
    Verteidiger Kaplan:    Ich erhebe Einspruch gegen die
    Formulierung meines geschätzten Kollegen.
    Staatsanwalt Scheepers: Daß Zorn und Kummer die Ursache dafür waren, daß Sie »Soweto ‘76« als Gedenktag feiern wollten?
    Angeklagter Nxumalo: Ich glaube, wir schulden diesen Kindern viel. Sie zeigten uns, daß die Veränderung in diesem Land von innen kommen muß. Daß wir gegen ein System, das wir verabscheuen, Widerstand leisten müssen.
    Staatsanwalt Scheepers:    Sie    maßen sich an, für alle
    Schwarzen zu sprechen?
    Angeklagter Nxumalo: Jemand muß es tun. Wir haben zu lange geschwiegen.
    Staatsanwalt Scheepers: Wenn wir unseren großen Sieg über Dingan feiern, erinnern wir Afrikander an den Tag des Bundes und beten um Frieden, nicht um Aufruhr - um Einheit, nicht um Chaos. Waren das Ihre Ziele, als Sie »Soweto ‘76« veranstalteten?
    Angeklagter Nxumalo: Auch wir wollen Frieden und Einigkeit für alle. Und Gebete für die Kinder, die in Soweto als Opfer eines ungerechten Systems starben, das ihnen das Recht auf Staatsbürgerschaft in ihrem Geburtsland verweigert.
    Richter Broodryk: Meneer Nxumalo, das Gericht ist nicht hier, um darüber zu diskutieren, was 1976 in Soweto geschah. Wir können nicht entscheiden, ob die Studenten Opfer von Ungerechtigkeiten waren oder nicht. Beschränken Sie Ihre Antworten auf Meneer Scheepers Fragen.
    Angeklagter Nxumalo: Euer Ehren, der Afrikander wird in seinen Schulen, seinen Kirchen, bei seinen Feiern zum Tag des Bundes von seinen Lehrern, seinen Geistlichen und seinen politischen

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