Verheißene Erde
und mein Stab werden auf keine wilden Beschuldigungen von Rassendiskriminierung hören. Ich kenne die Ungerechtigkeiten, die einigen von Ihnen in der Vergangenheit widerfuhren, und sie werden sich nicht wiederholen. Es ist wichtiger, daß wir unsere Bäckereien in Gang bringen, als daß mein Schwiegersohn in einem Mercedes von einer Fabrik zu anderen fährt.
Saltwood wurde zu den Minen zurückgebracht, die er einmal geleitet hatte, und als er dort ankam, stellte er zu seiner Freude fest, daß seine Abwesenheit nicht zu einem chaos geführt hatte. Das Dynamit wurde sorgsam behandelt, die Sicherheitsvorschriften eingehalten, und die Fahrstühle waren in ordnung. Die Schwierigkeiten lagen in der Planung, beim Einsatz von Arbeitskräften und dem Transport der Erze an die
Verarbeitungsorte. Nach einer Woche berichtete er Präsident M’Bele:
Als ich zu den Minen kam, erreichten sie fünfundneunzig Prozent ihrer Nutzleistung. Die Arbeiter führten ihre Aufgaben geschickt und verantwortungsbewußt aus. Bergleute in cornwall hätten es auch nicht besser machen können. Wie Sie wissen, gab es schwere Planungsfehler. Wir brauchen acht oder neun entschlußkräftige Männer mit umfangreichen Kenntnissen. Die findet man jedoch in Vwarda - und auch in Amerika - nur schwer.
Er fand einen jungen Burschen mit guter Auffassungsgabe, der durch seine Arbeit in den Goldminen von Johannesburg auch praktische Fähigkeiten erworben hatte. Saltwood fragte ihn, ob er Bekannte habe, die dort mit ihm gearbeitet hatten, und er nannte vier Männer. Zwei harten in Südafrika nichts gelernt, aber die beiden anderen waren so intelligent wie er. Philip begann nun, seinen Stab um diesen Kern aufzubauen. Zum Glück fand er einen älteren Mann, der drei jähre an der Londoner Wirtschaftsuniversität studiert hatte, und die Minen in Vwarda begannen besser zu funktionieren, als er Subdirektor wurde.
Die oberste Leitung blieb in den Händen von Präsident M’Beles Schwiegersohn, der 1978 der Hauptverantwortliche für Saltwoods Ausweisung gewesen war. Er hatte sich sehr verändert; nachdem er die Minen an den Rand des Bankrotts gebracht hatte, wußte er nun, daß er seine Entscheidungen nicht aus einer engen Stammesperspektive treffen konnte. Er hatte Angst, denn er liebte seinen Mercedes, und begrüßte jede Führung, die es ihm ermöglichte, diesen zu behalten. Diesmal hörte er zu, als Philip ihm erklärte, wie wichtig es war, den
Weltmarkt genau zu beobachten, besonders aber Japan und Rußland.
Am Ende seiner zwei Monate fand er einen belgischen Ingenieur mit großer Erfahrung in der Provinz Katanga in Zaire: »Er ist ein geschulter Mann. Arbeitet gut mit schwarzen Nationen zusammen. Und er ist über Ihre Probleme besser informiert als ich.« Als Präsident M’Bele Philip bat, noch zu bleiben, bis der Belgier entsprechend eingearbeitet war, erklärte er sich bereit, seinen Aufenthalt noch um drei Wochen zu verlängern. Nach dieser Zeit war er überzeugt, daß der Belgier seinen Mann stehen würde, und ersuchte um die Erlaubnis, nach Johannesburg zurückzufliegen. Als sein Flugzeug landete, wurde er durch drei Beamte des BoSS daran gehindert, direkt zu seiner Arbeit nach Venloo zurückzukehren. »Sie müssen mit uns kommen«, sagten sie und brachten ihn in einen kleinen Raum im Flughafengebäude. »Das gefährdet Sie in keiner Weise, Mr. Saltwood. Wir wissen, warum Sie nach Vwarda berufen wurden und wie ausgezeichnet Sie dort gearbeitet haben. Wir müssen Sie zu einem wichtigen Prozeß befragen und würden es vorziehen, daß vorher niemand mit Ihnen spricht.«
»Wessen Prozeß?«
»Daniel Nxumalo. Hochverrat.«
Detleef van Doorn hatte 1967, in seinem Todesjahr, die sorgfältige Vorarbeit für das Terrorismus-Gesetz geleitet, das einerseits vage, andererseits aber doch schrecklich präzise war. Es war vage, weil es jede Handlung - oder auch nur den Versuch dazu - untersagte, die den Staat irgendwie stören konnte. Fast jeder Protest gegen die Apartheid konnte dahingehend interpretiert werden, und die Beweisgrundlagen waren gleichfalls äußerst vage. Was war präzise? Die
Mindeststrafe, die das Gericht verhängen konnte: fünf Jahre Gefängnis, meist auf Robben Island. Die Höchststrafe: Tod. Zwölf Verhaltensweisen fielen unter das Verbot, und die Regierung gab offen zu, daß neun davon auf den Fall Nxumalo nicht anwendbar waren. Er hatte die Polizei nicht behindert, er hatte niemanden eingeschüchtert, er sabotierte nicht die Produktion, er
Weitere Kostenlose Bücher