Verheißene Erde
Führern an Slagter ’s Nek erinnert, an zerriebenes Glas im Maisbrei, an die Hinrichtung von Christoffel Steyn. Mit tiefstem Respekt gebe ich zu bedenken, daß eine solche ständige Erinnerung an einst vergossenes Blut Feindschaft zwischen den Rassen erzeugt.
Richter Broodryk: Meneer Nxumalo, Afrikander und
Engländer gehören der gleichen Rasse an, somit kann das, was Sie behaupten, nicht eintreten. Uns interessiert nur das empfindliche Gleichgewicht zwischen der weißen und der schwarzen Rasse in diesem Land und die Gefahr, daß die Feindschaft zwischen ihnen noch verstärkt wird. Zum Beispiel durch Ihre unverantwortlichen Reden.
Angeklagter Nxumalo: Ich glaube nicht, daß man den schwarzen Menschen dieses Landes das Recht verweigern kann, des Slagter’s Nek ihrer Geschichte zu gedenken. Ich meine Sharpeville und Soweto ‘76. Solange wir unsere Würde und Identität nicht finden, können wir nie frei sein.
Staatsanwalt Scheepers: Was müßte geschehen, Mr.
Nxumalo, damit Sie sich als freier Mann betrachten?
Angeklagter Nxumalo: Die Apartheid müßte abgeschafft werden. Die Schwarzen müßten einen gebührenden Anteil an der Regierung dieses Landes erhalten.
Staatsanwalt Scheepers: Ah, Sie meinen »Ein Mann, eine Stimme«?
Angeklagter Nxumalo: Ja, das meine ich.
Staatsanwalt Scheepers: Glauben Sie, daß Sie das Wahlrecht erhalten werden, indem Sie die Verbitterung in Ihrem Volk schüren, indem Sie ihm Soweto ‘76 vor Augen halten?
Angeklagter Nxumalo: Ein Mensch hat sicherlich das Recht, sich häßlicher Dinge zu erinnern, die ihm widerfahren sind. Für uns sind die toten Kinder von Soweto Helden.
Staatsanwalt Scheepers: Es ist unmöglich, Ihrer
Argumentation zu folgen. Diese jungen Leute waren undisziplinierte Aufrührer. Sie wurden von professionellen Agitatoren geführt.
Angeklagter Nxumalo: Ich gestatte mir, Ihnen zu
widersprechen. Die schwarzen Jungen von Soweto waren eher den jungen Buren ähnlich, die 1899 gegen die Engländer kämpften. Diese griffen gegen ihre Unterdrücker, die Engländer, zu den Waffen.
Staatsanwalt Scheepers: Aha! Sie treten also dafür ein, daß junge Schwarze gegen die Afrikander zu den Waffen greifen? Gegen die rechtmäßige Regierung?
Verteidiger Kaplan: Euer Ehren, mein Mandant hat nichts dergleichen gesagt. Ich muß ganz energisch dem Versuch meines verehrten Kollegen entgegentreten, die Aussagen meines Mandanten falsch auszulegen.
Richter Broodryk: Antrag stattgegeben. Meneer Nxumalo, ich kann einiges von dem, was Sie hier darlegen, einsehen, aber meiner Ansicht nach besteht die Gefahr, daß im ganzen Land ein revolutionäres Klima gefördert wird, wenn Ihre aufrührerischen Bemerkungen immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen.
Angeklagter Nxumalo: Ja, diese Gefahr besteht, Euer Ehren.
Richter Broodryk: Sollten Sie dann nicht versuchen, Ihre Ziele mit friedlichen Mitteln zu erreichen? Durch Verhandlungen anstatt durch Gewalt?
Angeklagter Nxumalo: Das wäre sicherlich vorzuziehen.
Richter Broodryk: Dann stimmen Sie mir zu, daß ein Massenaufstand vermieden werden könnte, indem Sie die bestehenden Wege benutzen, von denen es viele gibt?
In diesem Augenblick war der Richter so einsichtig und versöhnlich, daß Saltwood, der sorgfältig auf jede Nuance achtete, sicher war, Richter Broodryk wäre bereit, falls Nxumalo sich entsprechend verhielt, ihn nur in beschränktem Maß für schuldig zu befinden und sein Leben zu schonen, denn jeder im Gerichtssaal wußte, daß Nxumalo keine offene, echte revolutionäre Handlung begangen hatte. Aber zu Saltwoods Verzweiflung wies sein Freund das Friedensangebot des Richters zurück.
Angeklagter Nxumalo: Euer Ehren, wir können den Status quo nicht akzeptieren, weil wir bei seiner Einführung nichts zu sagen hatten. Wir werden ihn nie akzeptieren, denn das ist auch unser Land, und unsere Generation kann nicht auf die Rechte unserer ungeborenen Kinder verzichten. Wir sind gegen Apartheid, jetzt und immer.
Richter Broodryk: Aber die Leute dürfen nicht mit Aktionen gegen sie kämpfen, Meneer Nxumalo, die gegen die Gesetze des Landes verstoßen.
Sie dürfen keine terroristischen Handlungen begehen, um das zu Fall zu bringen, was die Regierung geduldig und gerecht verfügt hat.
Angeklagter Nxumalo: Nicht gerecht, Euer Ehren.
Verteidiger Kaplan: Was er meint, Euer Ehren.
Richter Broodryk: Ich weiß, was er meint. Lassen Sie ihn fortfahren.
Angeklagter Nxumalo: Ich stehe vor diesem Gericht,
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