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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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woher; das taten sie aber immer, nachdem sie ihre Tugend beteuert hatten und bevor sie voll Bußfertigkeit beteten. Wenige Männer haben sich je zwischen keuschbesinnlichen Andachten so lüstern verhalten. Auf Java war das Problem dreifach erschwert, denn dorthin kamen die virilsten jungen Leute Hollands, aber mit ihnen kamen keine holländischen Frauen oder nur wenige, und die waren von der schlimmsten Sorte. Hendrickje van Doorn hatte mindestens hundert jungen Frauen in Haarlem und Amsterdam geschrieben und sie angefleht, als Ehefrauen zu diesen prächtigen jungen Männern zu kommen, die ihr Glück dort machten, aber sie konnte keine gewinnen: »Die Reise ist zu lang. Ich werde meine Mutter nie wiedersehen. Das Klima ist zu heiß. Es ist ein Land von Wilden.« Hundert heiratsfähige Mädchen konnten hundert gute Gründe aufzählen, warum sie nicht nach Java gingen, und das bedeutete, daß die jungen Männer dort ohne Ehefrauen arbeiten mußten, bis sie mit ihrem Reichtum nach Hause fahren konnten.
    Ohne Ehefrauen, aber nicht ohne Frauen. Die javanischen Mädchen gehörten zu den anziehendsten der Welt - sie waren schlanke, scheue, flüsternde Schönheiten, die den Eindruck erweckten, viel mehr von Liebe zu verstehen, als sie zugaben. Die Mädchen von Bali waren sogar noch verführerischer, während die wundervollen Frauen aus China ebenso kräftig und tüchtig wie schön waren. Nur ein Holländer von unerschütterlichem Charakter konnte seinem Prediger in der Kirche am Sonntag zuhören und sich während der nächsten sechs Nächte von den herrlichen Frauen des umzäunten Gebietes fernhalten.
    Die »Siebzehn Herren« und ihre Untergebenen waren illusionslose Geschäftsleute, die darauf aus waren, schnelle Profite zu machen. Dennoch mußten sie sich auch anderen Problemen zuwenden, wobei das der Rassenverschmelzung das quälendste war. Während sich die Direktoren mit dem Problem der Rassenmischung zwischen Weißen und Farbigen abquälten, entstanden zwei Denkrichtungen: Die Aufgeklärten ermutigten ihre Angestellten zur Heirat mit Frauen aus dem Osten, um so eine ständige Niederlassung zu bilden; die Engstirnigen sahen darin jedoch eine Degeneration der eigenen Rasse. Die puritanische Ansicht setzte sich durch, obwohl sie bedeutungslos wurde, sobald ein einsamer Mann die Wärme einer Konkubine oder Sklavin brauchte.
    Die Debatte tobte jahrhundertelang, nicht nur auf Java, sondern auch in anderen holländischen Kolonien. In einem bestimmten Stadium wurden Mischehen so weit gefördert, daß Angestellten der Kompanie eine Barprämie angeboten wurde, wenn sie eingeborene Mädchen heirateten und sich für ständig niederließen; aber den von widersprüchlichen Philosophien beeinflußten Direktoren gelang es nie, eine befriedigende Lösung zu finden. Während sie immer noch nach einer gerechten Beantwortung der Frage suchten, kamen unzählige illegitime Kinder zur Welt. Natürlich wollten die besser gestellten eingeborenen Frauen mit den Eindringlingen nichts zu tun haben; viele waren Mohammedanerinnen und wären eher gestorben, als sich zu bekehren oder das Kind eines Kaffers, eines Ungläubigen, zu tragen, wie sie die Holländer nannten. Tausende andere, die weniger festgelegt oder überzeugt waren, schliefen mit ihren Herren, und liberale Holländer betrachteten die Kinder, die aus solchen Verbindungen hervorgingen, als bezaubernden Zuwachs, denn die Mischlingsjungen waren klug und die Mädchen unwiderstehlich. Aber solche Ansichten waren selten. Die meisten Holländer befürworteten eine strenge Rassentrennung, da sonst die in ihren Augen überlegene Intelligenz der Europäer gefährdet war. Diese Ansicht vertrat einer der »Siebzehn« und wetterte gegen die Mischlinge:
    Diese Bastardsippschaft sind Kinder des Teufels, die Brut sündiger Wollust, und sie haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Die Männer dürfen nicht als Schreiber angestellt werden, und die Frauen dürfen unsere Angestellten nicht heiraten. Sie sind ein schmachvolles Zufallsprodukt, auf das wir nicht stolz sein können, und gegen das wir uns schützen müssen.
    Die »Siebzehn Herren«, von denen viele Söhne von Geistlichen waren, fanden viel Vergnügen daran, die Verästelungen dieses Themas zu untersuchen, wobei sie immer darauf hinwiesen, daß Mischlinge ein Verstoß gegen wohlgeordnete Normen seien. Sie wußten sehr wohl, daß der Großteil derer, die nach dem Osten gingen, in eine Gesellschaft geriet, in der sie kaum einen Finger zu

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