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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Horizont blickte, als ob auf dieser riesigen Fläche Schiffe sich zufällig einander nähern könnten.
    »Nicht wahrscheinlich. Vielleicht sind sie vorausgesegelt. Vielleicht sind sie zurückgeblieben. Wir werden sie bei St. Helena sehen.«
    »Du glaubst, sie halten sich über Wasser?«
    »Ich bin dessen sicher.«
    Mit der Zeit wurde es klar, daß die Brüder van Doorn aus unterschiedlichen Gründen nach Holland fuhren. Für Karel, der dort geboren war und sich noch undeutlich an das Haus seiner Mutter in Haarlem und das seines Vaters in Amsterdam erinnerte, war es bloß eine Rückkehr zum Sitz der Macht, wo er sich bei den »Siebzehn Herren« im Hinblick auf den Tag durchsetzen mußte, an dem er Generalgouverneur von Java werden würde. Willem jedoch hatte Angst vor Holland, nicht weil er etwas Ungünstiges darüber wußte, sondern weil er den Osten so liebte. Jene Tage, an denen er mit dem kleinen braunen Mann durch die verschiedenen Bezirke gewandert und mit Händlern aus allen Nationen zusammengetroffen war, hatten ihn bezaubert, während ihm die romantische Reise nach Formosa die Größe seines Geburtslandes zu Bewußtsein brachte. Er war noch nicht alt genug, um zu begreifen, mit welchen Nachteilen er als auf Java geborener Holländer zu kämpfen hatte, und wollte einfach nicht glauben, daß ein in Amsterdam geborener Mann einem in Batavia geborenen von Natur aus überlegen sein sollte.
    Als er Karel deswegen befragte, zog sein strenger Bruder die Stirn in Falten. »Die Java-Holländer sind zumeist Abschaum. Würdest du je im Traum daran denken, ein Mädchen aus einer dieser Familien zu heiraten?« Das verwirrte den jungen Willem, denn er hatte nicht nur daran gedacht, die Tochter der Familie van der Kamp zur Frau zu nehmen, sondern auch ganz aktiv davon geträumt, die kleine Balinesin zu heiraten, die als Kammermädchen bei seiner Mutter diente.
    Am nächsten Morgen stöberte er aus Gründen, die er nicht hätte erklären können, in seinen Sachen herum und fand Jacks Elfenbeinarmband, das noch immer an seiner Silberkette befestigt war, und hängte es sich herausfordernd um den Hals. Als Karel das sah, sagte er brüsk: »Nimm dieses alberne Ding ab. Du siehst aus wie ein Javaner.«
    »Ich will auch so aussehen«, gab er zur Antwort, und von nun an fehlte das Armband selten an seinem Hals.
    Mitte März trafen sie auf ungünstige Winde, und obwohl die Besatzung bemerkenswert gesund blieb, machte sich der Kapitän Sorgen wegen der Wasservorräte und gab bekannt, er habe die Absicht, am Kap der Guten Hoffnung Station zu machen, wo sicherlich Frischwasser verfügbar war und man bei den kleinen braunen Leuten Rindfleisch eintauschen könnte. Am frühen Morgen des 25. März sah Willem den Tafelberg nicht, denn wie es in diesen kalten Gewässern so häufig vorkam, war ein Wind aufgekommen, der Wolken brachte, aber keinen Regen; die flache Kuppe war nicht zu sehen. Doch dann flaute der Wind ab, und gegen Mittag rief der Ausguckmann: »Schiff ahoi!«, und dort lag, am Hinterende der Bucht versteckt, ein kleines Handelsschiff. Der Obermaat und einige Ruderer wurden im Skiff abgeschickt, um festzustellen, wer es war, aber als sie ablegten, zog ein Gewitter auf, und eine starke Brise aus Südost zwang den Kapitän der »Haerlem«, scharf beim Wind zu fahren. Das andere Schiff verschwand aus der Sicht, während sich der Wind in einen Sturm verwandelte. In diesem Augenblick bestand noch keine wirkliche Gefahr, doch nun sprang der Wind ganz verrückt um, so daß Segel, die getrimmt worden waren, um das Schiff vom Ufer abzuhalten, es nun vorwärtstrieben. »Sprietsegel kappen!« schrie der Kapitän, aber es war zu spät; frische Windstöße trafen die Segel und trieben das kleine Schiff hart auf Grund. Als der Kapitän versuchte zu schwojen, in der Hoffnung, daß andere Windstöße es losblasen würden, kamen rollende Dünungen donnernd heran. Spanten zitterten. Maste knarrten. Segel, die losgeschnitten worden waren, peitschten durch die Luft. Und als es Nacht wurde, war die »Haerlem« ein hoffnungsloses Wrack, das aller Wahrscheinlichkeit nach bis zum Morgen auseinanderbrechen würde.
    »Ankerkette ist zerrissen!« tönte der Alarmschrei eines Wächters durch die Nacht, und die Brüder van Doorn erwarteten, daß das Schiff untergehen würde. Der Kapitän gab Befehl, vier Kanonenschüsse abzufeuern, in der Hoffnung, das würde das andere Schiff auf die Gefahr aufmerksam machen, aber die Botschaft wurde nicht verstanden.

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