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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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fand er, das könnte anmaßend klingen; doch die Tatsache, daß van Riebeeck eine so gute Meinung von Java hatte, machte ihn sympathischer.
    Für einen Mann, der noch nie Wein gepflanzt hatte, steckte diese Tätigkeit voll Schwierigkeiten. Aber van Riebeeck zeigte
    Willem, wie er die wertvollen Setzlinge pflanzen, an Stangen hochziehen und schließlich nach bestimmten Richtlinien stutzen sollte. Van Doorn lernte, tierischen Dünger anzuwenden und richtig zu bewässern. Vor allem aber lernte er die stürmischen Südostwinde kennen, die zu manchen Jahreszeiten ununterbrochen wehten und das hochgelegene Gebiet in der Umgebung des Berges zu einem Grab für Gewächse machten.
    »Als wir früher hier waren, hat es nicht so gestürmt«, beklagte er sich, aber die Gärtner der Kompanie lachten ihn aus, denn sie waren es schon müde, sich seine dauernden Erinnerungen anzuhören.
    »Wir waren dort oben«, sagte er, auf eine fünfzehn Kilometer nördlich liegende Stelle weisend, wo die Winde sanfter gewesen waren. Die Männer beachteten ihn nicht, denn ihrer Ansicht nach konnte es in diesem verlassenen Land keinen Ort geben, wo die Winde nicht heulten. Aber sie zeigten ihm, wie man Bäume anpflanzt, die Schutz boten, wenn sie gediehen, und gaben ihm noch andere Unterstützung, denn auch sie wollten Wein. Willem war sich klar, daß man ihm eine undankbare Aufgabe übertragen hatte, bei der ein Mißerfolg wahrscheinlich war. Er genoß es jedoch, nicht mit den anderen innerhalb der Festungsmauern in beengten, unangenehmen Unterkünften leben zu müssen, da er seine eigene Hütte bei seinen Reben hatte. Natürlich mußte er ein Stück gehen, wenn er Nahrungsmittel brauchte oder Gesellschaft suchte, aber das bedeutete nichts im Vergleich zu seiner Freude, sein eigener Herr sein zu können.
    Doch seine Freiheit ließ ihn die Sklaverei noch stärker empfinden, in der Deborah lebte, und oftmals lag er nachts, wenn er gern mit ihr beisammen gewesen wäre, in seiner Hütte, während sie im Fort eingesperrt war. Die malaiischen Sklaven waren von van Riebeeck methodisch verteilt worden: »Ein
    Mann und eine Frau werden für meine Frau arbeiten. Der kräftigste Mann wird für die Schiffe arbeiten. Die andere Frau kann allgemeine Arbeiten für die Kompanie verrichten.«
    Diese Frau war Deborah, und als er sie im Fort umhergehen sah, bemerkte van Riebeeck, daß sie schwanger war. Das störte ihn nicht, denn wie jeder kluge Besitzer hoffte er auf natürlichen Zuwachs, und da sich Deborah als die intelligenteste seiner Sklaven erwies, nahm er an, sie würde wertvolle Kinder haben. Es betrübte ihn aber, daß van Doorn der Vater war. »Wie kam es dazu?« fragte er Willem. »Auf dem Schiff. auf der Fahrt von Malakka hierher.«
    »Wir brauchen Frauen. Brauchen sie dringend. Aber ordentliche holländische Frauen, keine Sklavinnen.«
    »Deborah ist ein großartiger Mensch.«
    »Das habe ich schon bemerkt. Aber sie ist Malaiin. Sie ist Mohammedanerin. Und die Bibel sagt.«
    »Ich weiß. Der Kapitän hat mir die Stellen vorgelesen. >Du sollst kein Weib nehmen von den Kanaanitern. Du sollst in dein Land gehen und ein Weib finden.««
    »Ausgezeichneter Rat.« Van Riebeeck erhob sich von seinem Schreibtisch und ging eine Weile auf und ab. Dann warf er die Arme hoch und fragte: »Aber was sollen wir hier am Kap tun? Bei der letzten Zählung hatten wir einhundertvierzehn Männer und neun Frauen. Das heißt, weiße Männer und Frauen. Was soll ein Mann da tun?«
    Er wollte van Doorn daran hindern, sein Sklavenmädchen zu besuchen, sah aber davon ab, weil er wußte, daß es unvernünftig wäre, in diesen beengten Verhältnissen ein solches Versprechen zu verlangen. Aber er warnte ihn: »Schlagen Sie sich den Gedanken an eine Heirat aus dem Kopf, van Doorn. Was in Batavia geschieht, wird hier nicht unterstützt. Das Kind wird ein Bastard sein und als Sklave der Kompanie gehören.« Van Doorn hielt es für möglich, daß das, was jetzt Gesetz war, später geändert würde, verneigte sich und schwieg.
    Aber als er sah, wie weit Deborahs Schwangerschaft fortgeschritten war, empfand er den dringenden Wunsch, mit ihr zusammenzusein und sie zu seiner Frau zu machen, obwohl seine Erfahrung auf Java ihn gelehrt haben sollte, daß diese Ehen oft nicht gutgingen. Er wußte jedoch auch von Ehen, in denen Javanerinnen einen halb christlichen, halb mohammedanischen Haushalt so meisterhaft führten, daß ihre Männer jeden Gedanken an eine Rückkehr ins kalte und strenge

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