Verheißene Erde
müssen Sie sofort unterbinden.«
»Nicht direkt Rebellion«, erklärte van Riebeeck rasch, wobei er den Bevollmächtigten mit einer Geste ersuchte, wieder Platz nehmen, und wartete, bis dieser seinem Wunsch gefolgt war.
»Wovon ich spreche, Mijnheer: Die Leute beklagen sich über die Preise, die wir für ihr Getreide bezahlen. über ihre Ausgaben.« Er brach ab, als er van Doorns Blick sah. »Sie scheinen mitunter den Drang zu verspüren, es im Osten zu versuchen - auf eigene Faust, ohne die Kompanie. Als ob sie das dunkle Herz Afrikas riefe.«
Karel van Doorn lehnte sich zurück. In drei verschiedenen Fällen hatten die »Siebzehn Herren« in Amsterdam in van
Riebeecks ausführlichen Berichten Andeutungen entdeckt, daß die freien Bürger am Kap begannen, über die für sie festgesetzten Grenzen hinauszustreben. Der Bürger Bäcker hatte ein zusätzliches Grundstück für sich verlangt. Jener Farmer hatte vorgeschlagen, er wolle weiter hinausziehen, wo das Land weiträumiger war. Sogar van Riebeeck selbst hatte ein Ansuchen auf zusätzliche hundert Morgen gestellt, damit er seinen privaten Garten vergrößern könne. Der Bevollmächtigte van Doorn kannte die Haltung der Kompanie und seine eigene Meinung, er beugte sich vor, um seinen Worten mehr Gewicht zu geben, und sagte: »Kommandant, Sie und Ihre Leute müssen begreifen, daß Sie nicht hierher geschickt wurden, um einen Kontinent zu besiedeln, sondern um ein Geschäftsunternehmen zu führen.«
»Das verstehe ich!« versicherte ihm van Riebeeck. »Sie sehen doch, daß wir auf diesem Posten keinen Gulden vergeuden.«
»Und Sie verdienen auch keinen.« Van Doorn zeigte keine Milde im Blick. »Wenn die >Groote Hoorn< ausläuft, wollen wir einen großen Vorrat an Gemüse, Schafen, Rindern und Weinfässern an Bord nehmen. Und wie ich die Sache sehe, werden wir wohl enttäuscht werden.«
»Warten Sie nur, bis Sie unseren Blumenkohl sehen.«
»Der Wein?«
»Die Reben gedeihen schlecht. Die Winde, wissen Sie. Aber wir haben eine Schutzhecke angepflanzt, und wenn die Herren uns widerstandsfähigere Setzlinge schicken könnten.«
»Ich habe sie mitgebracht.«
Van Riebeeck, ein leidenschaftlicher Gärtner, war hocherfreut über dieses unerwartete Geschenk, wurde aber gleich wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen, als van Doorn hochmütig fragte: »Ich nehme an, Sie haben weder die Schafe noch die Rinder?«
»Die Hottentotten tauschen sehr wenig Vieh. Ich wundere mich oft über die Wege des Herrn, daß Er es so unwürdigen Menschen gestattet, so viele schöne Tiere zu besitzen.«
Karel schaukelte schweigend, dann kam er wieder auf den wesentlichen Punkt zurück. »Haben Sie nur Blumenkohl?«
Van Riebeeck lachte nervös. »Wenn ich Blumenkohl sage, meine ich natürlich auch anderes Gemüse. Mijnheer werden sich wundern, wieviel wir erreicht haben.« Ohne dem Bevollmächtigten Zeit zu lassen, seinen Enthusiasmus wieder zu dämpfen, sagte der lebhafte kleine Mann: »Es gibt noch ein fünftes Problem, Mijnheer, aber das ist persönlicher Natur.«
»Und zwar?« fragte Karel. »Meine Briefe. Meine drei Briefe.«
»Welchen Inhalts?«
»Sie betreffen meine Versetzung nach Java. Als ich diese Aufgabe hier übernahm, die, wie ich Ihnen versichern kann, nicht leicht war, geschah das unter der Voraussetzung, daß ich, wenn ich hier im Laufe eines Jahres gute Arbeit leistete, nach Java versetzt würde. Am Ende dieses Jahres bat ich darum, aber die Herren sagten, ich würde am Kap gebraucht. Also blieb ich ein zweites Jahr und stellte neuerlich das Ansuchen. Die Antwort war die gleiche. Ich blieb ein drittes Jahr, und nun stehen wir schon im siebenten Jahr.« Er machte eine Pause, blickte den Bevollmächtigten starr an und sagte: »Wissen Sie, Mijnheer, das hier ist kein Ort, an dem man einen Mann sechs Jahre lang arbeiten läßt.« Als van Doorn nicht antwortete, fügte der Kommandant hinzu: »Nicht wenn ein Mann Java gesehen hat. Bitte, Mijnheer. Ich sehne mich ganz schrecklich nach Java.«
»Diesbezüglich gaben mir die Herren ausdrückliche Weisungen.« Karel nahm aus einer in Italien hergestellten Lederkassette ein Bündel Papiere und blätterte darin, bis er fand, was er suchte. Er schob das Blatt verächtlich van
Riebeeck zu und hörte mit zusammengepreßten Lippen zu, als der Kommandant laut las: »Ihre Bemühungen am Kap fanden Beachtung wie auch Ihr wiederholtes Ansuchen um Versetzung nach Java. Vorläufig werden Sie dort gebraucht, wo Sie sind.«
Van
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