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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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feierlich zu begehen, bevor die Aufgebote dreimal gelesen wurden, worauf Kornelia befahl: »Dann verlest sie!« Und so leierte Karel dreimal die Worte herunter: »Katje Danckaerts, unverheiratet, Amsterdam, und Willem van Doorn, Junggeselle, Batavia.«
    »Kap«, korrigierte Willem.
    »Trauen Sie sie«, knurrte Karel den Pastor an; und so wurde die Bibel aufgeschlagen, und drei Zeugen bestätigten die heilige Zeremonie, die stattfinden sollte. Während Katje und Willem im flackernden Licht ihre Hände auf die offenen Seiten legten, wurden die inbrünstigen Sätze des Sakramentes gesprochen.
    Nach Beendigung der Zeremonie überraschte Willem alle, indem er eine Feder verlangte, und als sie gebracht wurde, blätterte er die Seite um, die solches Ärgernis erregt hatte, und schrieb in die kleinen mit Amoretten und Tulpen geschmückten Zwischenräume, die für Hochzeiten bestimmt waren: »Katje Danckaerts, Amsterdam, Willem van Doorn, Kaapstad, 21. Dezember 1658.«
    Durch das geheimnisvolle Nachrichtensystem, das in einem Grenzgebiet wie dem Kap stets existierte, erfuhren die Hottentotten, daß ein vornehmer Kommissar angekommen war, um Entscheidungen zu treffen, und daß er der ältere Bruder des Mannes war, der den Weingarten betreute. Für die meisten der braunen Männer war die Nachricht von geringer Bedeutung, aber für Jack war sie von großer Tragweite, denn nun konnte er sein Anliegen jemandem vortragen, der befugt war, Entscheidungen zu treffen. Er holte seine Matrosenkleidung aus der Rindenkiste, in der er sie aufbewahrte, säuberte die schweren Schuhe, die er aus Rindsleder gefertigt hatte, setzte seinen breitrandigen Flut auf und ging nach Westen zum Fort. Auf der Brustwehr hielt ein Wächter Ausschau nach Feindseligkeiten von seiten der Hottentotten und nach englischen oder portugiesischen Schiffen, die vielleicht versuchen könnten, die kleine holländische Siedlung zu erobern. Da sich derzeit jedoch nur fünfundneunzig kampffähige Männer, neun Frauen, elf Kinder und die Sklaven im Fort befanden, war es unwahrscheinlich, daß ein Feind aus Europa durch sie und die einundfünfzig freien Bürger zurückgeschlagen werden könnte. »Hottentotte!« rief der Wächter.
    Kommandant van Riebeeck eilte zur Mauer und erkannte sofort, daß es der alte Quälgeist Jack war, der dahergetrottet kam, um neuen Ärger zu bringen. »Ruf den Kommissar«, befahl er seinem Burschen, und als Karel an Land gerudert wurde und den Neuankömmling sah, rief er zu van Riebeecks Ärger: »Das ist ja Jack!«
    »Wieso kennen Sie ihn?«
    »Wir waren zusammen auf Java.« Und er eilte dem kleinen Mann entgegen.
    Sie umarmten sich nicht, dafür war Karel zu sehr auf seine Stellung bedacht, aber sie begrüßten einander mit unverkennbarer Freundlichkeit. »Ich werde auf Java eine leitende Stellung übernehmen«, erzählte Karel. »Zimt, Muskatnuß, Zinn, Gewürznelken«, zählte Jack auf, in Erinnerung an die Zeit, als er die Brüder van Doorn in den Lagerhäusern der Kompanie gekannt hatte.
    »All das und noch mehr«, sagte Karel stolz.
    Jack hauchte seinen Atem kräftig aus und fragte: »Habt ihr Gewürznelken?«
    »Nein«, sagte Karel mit leisem Lachen. Sie gingen zusammen zum Fort, wo Jack fragte: »Willem, er auch hier?« Als der jüngere van Doorn geholt wurde, wiederholte Jack in Anwesenheit van Riebeecks den Vorschlag, den er vor vielen Jahren gemacht hatte. »Zeit, daß ihr Männer und Hottentotten zusammenarbeiten.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Karel, der steif in seinem großen Stuhl saß. »Wenn ihr uns Vieh liefert, werden wir.«
    »Nicht das«, sagte Jack. »Wir brauchen unser Vieh.« Er sprach Englisch mit einem starken portugiesischen Akzent und einigen holländischen Wörtern, die er in letzter Zeit erlernt hatte. Diese Mischung war im Begriff, sich zu einer selbständigen Sprache zu entwickeln, und wurde von jedem verstanden.
    »Was dann?« fragte Karel.
    »Ich meine, wir kommen hierher. Leben bei euch. Haben hier Weiden, Hütten, betreuen euer Vieh, unser Vieh.«
    Willem mischte sich ein. »Niemand pflegt das Vieh besser als ein Hottentotte.«
    Karel sah seinen Bruder geringschätzig an. »Hier leben? Du meinst - Hottentotten sollen hier im Fort leben?«
    »Sie erlernen sehr rasch ein Gewerbe, Karel. Die, welche Zimmerleute oder Bäcker oder Schuhmacher werden, könnten im Fort wohnen. Sieh mal, er hat seine Schuhe selbst verfertigt.«
    Karel blickte verächtlich auf die großen, unförmigen Dinger an Jacks Füßen. Sie

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