Verheißene Erde
fragte: »Bist du verheiratet?«
»Ich wollte.«
»Ich habe es nicht erlaubt«, sagte van Riebeeck.
Karel drückte dem Kommandanten leidenschaftlich die Hände und rief: »Sie waren so klug.«
»Aber Deborah.« begann Willem.
Karel schob ihn beiseite und sagte mürrisch: »Das sollte eine Überraschung sein.« Mit pathetischer Gebärde wies er nach rechts: »Dort drinnen schläft deine zukünftige Frau. sie erwartet, dich am Morgen kennenzulernen.«
»Meine Frau?«
»Ja. Sie ist die Kusine meiner Frau und kommt aus einer guten Familie.« Einer plötzlichen Eingebung folgend, stürzte Karel aus der kleinen Kajüte und klopfte an eine Tür: »Katje! Komm heraus!«
Katje, wer immer sie war, erschien nicht, sondern Kornelia, hochgewachsen und mächtig in ihrem Nachtgewand. »Was soll dieser Lärm?«
»Geh zurück ins Bett!« Karel schob sie grob beiseite. »Ich will Katje.« Kurz darauf erschien das Mädchen. Sie war klein, hatte gekräuseltes Haar und ein vom Schlaf gerötetes Gesicht. »Was gibt es?« fragte sie verdrießlich.
»Du sollst Willem kennenlernen.«
»Nicht so«, sagte Kornelia aus dem Hintergrund.
»Komm!« rief Karel, außer sich vor Erregung. Und er schleppte Katje in die Kajüte des Pastors, wo sie mit roten Augen und laufender Nase den ihr zugedachten Ehemann traf: »Willem van Doorn, das ist deine Braut, Katje Danckaerts.«
Sie war ein Mädchen vom Land, eine Tochter der armen Danckaerts, aber eine richtige Kusine von Kornelia und somit jemand, um den man sich kümmern mußte. Vor einem Jahr, als Kornelia gefragt hatte: »Was sollen wir nur mit Katje tun?«, hatte ihr Mann spontan gesagt: »Wir werden sie zum Kap mitnehmen. Willem braucht eine Frau.«
So kam es, daß das linkische, fünfundzwanzigjährige Mädchen in dem überfüllten Raum stand. Irrtümlich hielt sie van Riebeeck für ihren Verlobten; als sie aber auf ihn zuging, sagte Karel scharf: »Nicht er. Dieser da!« Und da mußte sogar der Pastor lachen.
In diesem Augenblick erschien Kornelia, in einen Mantel gehüllt, und begehrte zu wissen, was vorging. »Geh zurück in deine Kajüte!« schrie Karel, der den Skandal vor seiner Frau verheimlichen wollte. Aber er hatte sie schon genug herumkommandiert, und sie drängte sich an Katjes Seite.
»Was tun sie mit dir, Katje?« fragte sie leise. »Ich treffe mit Willem zusammen«, wimmerte das Mädchen. Kornelia sah sich um und merkte sofort, daß die Männer im Begriff waren, zu verpfuschen, was immer sie vorhatten. Willem wirkte ganz besonders albern, deshalb sagte sie freundlich: »Also, wenn du deinen Bräutigam kennenlernst, wollen wir das tun, wie es sich gehört.« Dann schob sie ihre Kusine vorwärts. Willem trat ungeschickt näher, um Katje zu begrüßen, aber sie hielt sich zurück, und es war prophetisch, daß der zweite Satz, den er von ihr hörte, wiederum eine Klage war: »Ich will doch gar nicht heiraten.« Sie hatte kaum geendet, da versetzte ihr Kornelia einen Stoß, und sie stolperte in Willems Arme. In diesem kurzen Augenblick sah er sie an und dachte: Wie verschieden von Deborah! Aber als er sie auffing, spürte er ihre Weiblichkeit und wußte, daß er für sie verantwortlich sein würde. »Ich werde dir ein guter Ehemann sein«, sagte er.
»Das sollte ich meinen«, murmelte Karel, und dann sagte die vernünftige Kornelia, die im Umgang mit den besten Familien Amsterdams Selbstvertrauen gewonnen hatte, mit Nachdruck: »Nun wünsche ich zu erfahren, was ihr Männer getrieben habt.« Dr. Grotius erkannte, daß weitere Verstellung fruchtlos war, und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die enthüllende Eintragung in der Bibel. Sie las sie aufmerksam, blickte zu Willem hoch, lächelte, und las sie noch einmal. Dann rief sie Katje zu sich und zeigte auch ihr die Eintragung: »Offenbar hat dein Mann eine andere Frau gehabt. Aber das ist kaum von Bedeutung.«
»Sie ist wieder schwanger«, platzte Willem heraus. »O Jesus Christus«, stöhnte Karel, worauf ihn Dr. Grotius rügte. »Auch das ist nicht von Bedeutung«, entschied Kornelia. »Er ist mit dem Sklavenmädchen nicht wirklich verheiratet«, sagte van Riebeeck beruhigend, und Karel fügte hinzu: »Aber sie werden jetzt heiraten.« Als ihn daraufhin alle anstarrten, berichtigte er zögernd: »Ich meine Willem und Katje.«
»Gewiß«, antwortete Kornelia, und schlug vor, daß die Vermählungszeremonie gleich jetzt, um ein Uhr morgens, stattfinden sollte. Der Pastor wandte ein, daß es rechtswidrig wäre, eine Trauung
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