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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Stationsvorsteher einen der beiden Geschäftsleute, die im Büro auf den Zug nach Raleigh warteten. Diese Verbindung war die einzige, die Patrick noch an diesem Tag seinem Ziel näher bringen konnte. »Habt Ihr schon mal so eine unglaubliche Geschichte gehört?«
    »Lass ihn nur weiterreden, Vernon«, kam die spöttische Antwort. »Was er erzählt, ist besser als alles, was in der Zeitung steht.«
    »Wohl wahr! Bin gespannt, was dieser bunte Vogel sonst noch zu berichten hat«, stimmte ihm der andere zu.
    »Lacht ruhig über mich«, erwiderte Patrick. »Ich kann mir denken, wie haarsträubend mein Bericht in Euren Ohren klingen muss. Ich würde so eine Geschichte selbst nicht glauben, schon gar nicht von einem, der so abgerissen und unansehnlich daherkommt wie ich. Aber ich versichere Euch, dass sich tatsächlich alles so ereignet hat. Lasst Euch nicht von meinem Äußeren zu einem vorschnellen Urteil hinreißen. Ich bin kein zwielichtiger Herumtreiber. Bitte gebt mir die Gelegenheit, Euch auch noch den Rest zu erzählen. Denn ich habe Euch ein Geschäft vorzuschlagen!«
    Der Stationsvorsteher zog die Augenbrauen hoch. »Ach ja? Na dann, wir können es gar nicht erwarten zu erfahren, wer und was du wirklich bist, Fremder!«
    »Mein Name ist O’Brien … Patrick O’Brien, in Dublin geboren und Schriftsteller von Beruf. Mein erstes Buch wird schon in einigen Monaten von einem angesehenen New Yorker Verlag veröffentlicht werden.«
    »Ein Schriftsteller? Mich laust der Affe«, johlte einer der Geschäftsmänner. »Das wird ja immer schöner! Wer hätte gedacht, dass sich ein edler Meister des Wortes zu uns in die tiefe Provinz verirrt?«
    »Na, reden tut er schon wie ein Dichter«, meinte der andere in breitem Südstaatendialekt. »Mir ist jedenfalls noch kein Landstreicher untergekommen, der sich auf so vornehme Worte versteht.«
    Dieser Kommentar machte Patrick Hoffnung, den Stationsvorsteher doch noch von seiner Ehrbarkeit überzeugen zu können.
    »Ihr mögt den Wahrheitsgehalt meiner Behauptungen anzweifeln und mir ginge es an Eurer Stelle gewiss genauso«, fuhr er nun hastig fort. »Aber es gibt eine Möglichkeit, Euch davon zu überzeugen, dass jedes meiner Worte stimmt und dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.«
    »Und wie soll das möglich sein? Kennt Ihr hier vielleicht jemanden, den Ihr als Zeugen benennen könnt?«, fragte der Stationsvorsteher.
    »Nein, nicht hier, aber in New York«, erwiderte Patrick und wies auf den Telegrafen. »Wenn Ihr so freundlich sein mögt, ein Kabel an meinen New Yorker Verleger Mister Harper zu schicken, wird er gewiss all meine Angaben bestätigen.«
    Verblüffung zeigte sich im Gesicht des Eisenbahnangestellten. Dann zog er rasch ein Formular hervor und griff zu einem Stift. »Natürlich! Das wird uns in der Tat rasch Klarheit verschaffen! Also los, sag mir, was ich deinem Verleger kabeln soll. Und dann sage ich dir, was es dich kostet.«
    Patrick schluckte einmal schwer, bevor er gestand, jetzt nicht bezahlen zu können. »Aber ich werde Euch einen Schuldschein ausstellen! Und die Antwort meines Verlegers wird Euch Gewissheit geben, dass Ihr Euer Geld bekommen werdet«, sprudelte er eilig hervor, bevor ihm der Stationsvorsteher ins Wort fallen konnte. »Ich brauche bestimmt nur ein paar Dollar, um in der dritten Klasse nach New York zu kommen. Und wenn Ihr oder einer der Gentlemen hier«, er wandte sich kurz zu den beiden Geschäftsleuten um, »mir die Summe vorstreckt, zahle ich Euch hundert Dollar zurück!« Er war sicher, dass der Vorsteher so viel Geld nicht einmal in drei Monaten verdiente.
    Doch statt unverzüglich auf Patricks Vorschlag einzugehen, brachen die Männer in Lachen aus. »Donnerwetter«, prustete einer der Geschäftsmänner. »Wenn dir damit nicht das Geschäft deines Lebens winkt!«
    »Ja, ein wahres Glückslos, das du da gezogen hast«, fügte der andere spöttisch hinzu. »Würde ja liebend gern selbst das Geschäft machen. Aber es wäre natürlich reichlich unfair von uns, dir den satten Profit vor der Nase wegzuschnappen. Als Gentleman weiß ich, wann ich anderen den Vorzug lassen muss!«
    »Hätte es nicht besser formulieren können«, bestätigte sein Kollege belustigt.
    Der Stationsvorsteher starrte Patrick indessen mit zusammengekniffenen Augen an. »Du willst mit einem Fetzen Papier bezahlen, auf das du hundert Dollar und deinen Namen schreibst, ja?« Seine Stimme hatte auf einmal einen harten, drohenden Klang.
    Patrick ahnte, dass sich

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