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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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rechte Zeitpunkt gekommen ist, um auf den Treck zu gehen. Glaubt mir, wenn ich sage, dass viel davon abhängt. Wir haben schließlich mehr als zweitausend Meilen Wildnis vor uns. Die Anforderungen an Gerät und Tier werden auch so schon hoch genug sein«, fuhr Nathan Palmer fort. »Und ich versichere Euch, dass Mister Fennmore gewiss nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird.«
    Mit vielen Worten gelang es ihm schließlich, die aufgebrachte Menge zu beruhigen. Und als hätte seine beschwörende Ansprache den Scout erreicht und ihn zu größter Eile angetrieben, tauchte dieser tatsächlich am nächsten Morgen im Lager auf.
    Die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete sich so schnell wie ein Präriefeuer und alles lief vor Palmers Zelt zusammen. Auch Éanna und ihre Freunde waren sofort zur Stelle, um zu hören, was der Scout zu berichten hatte.
    Der einstige Pelzjäger und Mountain Man kam auf einem schwarzen Hengst angeritten, der auf den Namen Shadow hörte, und führte ein Packpferd hinter sich her. Bekleidet war er mit speckigen Hosen und einer Jacke mit langen Fransen an den Ärmeln. Eine Pelzmütze mit einem Biberschwanz im Nacken saß auf seinem Kopf. Darunter quoll langes, verfilztes Haar hervor. Ein struppiger Vollbart umgab sein von Wind und Wetter gezeichnetes Gesicht und unter dem Bart lugte eine Halskette aus verblichenen Bärenzähnen hervor. Über der linken Hüfte trug er ein breites Messer, daneben baumelte ein indianischer Tomahawk mit perlenverziertem Griff. In einem Lederholster über der rechten Hüfte steckte ein klobiger Revolver. Ihn umgab die Aura eines Mannes, der mit der Wildnis so vertraut war wie die Tiere, die dort lebten.
    Sofort bestürmten ihn die Siedler mit unzähligen Fragen, doch Jeremiah Fennmore beachtete sie überhaupt nicht. Die Menge teilte sich vor ihm wie das Meer vor Moses, als er durch sie hindurch ins Zelt und an Nathan Palmers Tisch trat. Der blickte mit einem breiten Grinsen in die Runde, als wäre er nicht weniger erleichtert, dass sein Scout endlich auftauchte.
    »Nun, wie sieht es aus, Jeremiah?«, fragte er. »Wie steht das Gras auf der Prärie?«
    »Gut«, antwortete der Scout.
    »Und der Boden?«
    »Wird tragen«, kam es einsilbig.
    »Wir können also morgen aufbrechen?«
    Jeremiah Fennmore begnügte sich mit einem sparsamen Nicken und streckte stumm die Hand aus.
    Während die Menge um sie herum in begeisterten Jubel ausbrach, holte Nathan Palmer einen offenbar prall gefüllten Lederbeutel hervor und händigte ihn seinem Scout aus. Der wog ihn kurz abschätzend in der Hand, steckte ihn dann wortlos ein und kehrte zu seinen Pferden zurück. Augenblicke später trabte er in Richtung Stadt davon.
    »Mein Gott, der geizt ja mit Worten, als wäre jede Silbe ein Goldnugget!«, sagte Brendan fasziniert.
    »Ja, ein Plappermaul ist dieser Jeremiah Fennmore wahrlich nicht«, pflichtete Éanna ihm bei. »Eigentlich schade, er könnte gewiss so manch aufregende Geschichte aus seinem Leben erzählen.«
    »Hauptsache, er ist jetzt endlich von seinem Erkundungsritt zurück und wir können morgen auf den Treck gehen«, meinte Emily nüchtern. »Also lasst uns gleich noch einmal unsere Listen und unsere Vorräte durchgehen, ob wir auch wirklich alles zusammen haben.«
    Genau wie Éanna und ihre Freunde eilten wenig später auch die meisten anderen Overlander zu ihren Zelten zurück, um allerletzte Vorbereitungen zu treffen. Nathan Palmer hatte für den späten Nachmittag nochmals eine Versammlung einberufen, in der er einige organisatorische Dinge besprechen wollte. Außerdem sollte ausgelost werden, in welcher Reihenfolge die Wagen losziehen würden.
    Emily und Liam gingen noch einmal in die Stadt, um frische Milch und Butter sowie andere Kleinigkeiten einzukaufen, die ihnen noch fehlten.
    Als sie anderthalb Stunden später zurückkehrten, musterte Emily Éanna eindringlich und meinte dann zögernd: »Mir ist da vorhin in der Stadt etwas Verrücktes passiert.«
    »Ach was, ich habe dir doch gesagt, dass du dich getäuscht haben musst!«, mischte Liam sich ein.
    »Und worüber soll sie sich getäuscht haben?«, fragte Éanna.
    Liam winkte ab. »Sie will Mister O’Brien in der Menge erkannt haben. Aber das war ganz bestimmt ein Hirngespinst! Ich habe ihn jedenfalls nicht dort um die Ecke biegen sehen.«
    »Aber ich«, beharrte Emily. »Ich bin mir sicher, dass er es gewesen ist!«
    Éanna sah ihre Freundin mit großen Augen an und ihr Herz begann augenblicklich heftiger

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