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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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konnten.
    »Mal sehen, was er zu sagen hat«, rief Éanna Brendan zu. »Er wird schon einen Grund haben, unser Gespann anzuhalten.«
    »Ach, dieser Blondschopf will sich bestimmt bloß wieder wichtig machen«, murrte Brendan und flüsterte Liam zu: »Der Bursche hat neulich schon versucht, bei Éanna Eindruck zu schinden. Aber da habe ich ihm deutlich gezeigt, dass er das gleich vergessen kann. Dieser Klugscheißer soll bleiben, wo der Pfeffer wächst!«
    Im nächsten Augenblick hatte Daniel Erickson sie erreicht und zügelte sein Pferd. »Na, das war aber knapp! Etwas später und ihr hättet euch eine neue Deichsel besorgen können«, rief er ihnen unbekümmert zu.
    »Mann, was redest du da? Wir fahren hier in aller Ruhe unser Gespann ein!«, blaffte Brendan ihn an.
    »Ihr wollt doch um den Bachlauf herumlenken, richtig?«, fragte der Schwede.
    »Stimmt!«, sagte Liam. »Und was soll daran falsch sein?«
    »Ihr dürft euer Gespann nicht so eng um die Kurve führen«, antwortete Daniel Erickson. »Das geht mit einem Prärieschoner nicht.«
    Vier verständnislose Blicke trafen ihn.
    Er lachte. »Diese Wagen haben vorne und hinten hohe Räder, wie ihr seht. Und ein Wagen kann nur dann scharf wenden, wenn die Vorderräder klein genug sind, um sich unter dem Wagenkasten zu drehen«, erklärte er. »Deshalb müsst ihr um jedes Hindernis einen weiten Bogen schlagen, sonst bricht euch die Deichsel. Die steht ja jetzt schon hart am Anschlag. Noch ein Stück weiter und das Holz splittert unter der Kraft von sechs Ochsen wie ein Streichholz.«
    Nicht nur Brendan und Liam machten erst erschrockene Gesichter. Denn als sie unter ihren Wagen blickten, sahen sie, dass es stimmte, was Erickson gesagt hatte. Die Deichsel stand an ihrem hinteren Ende schon ganz am Anschlag.
    »Ach du Schreck«, stieß Emily hervor. »Beinahe hätten wir die Deichsel ramponiert!«
    Brendan schwieg verbissen. Ihm war anzusehen, dass es ihn mehr als ärgerte, dass ausgerechnet der fröhliche Schwede ihnen diesen wertvollen Ratschlag gegeben hatte. Noch dazu vor Éannas Augen! Mit grimmiger Miene starrte er nun die Ochsen an, als wäre seine peinliche Lage deren Schuld.
    »Vielen Dank, dass Ihr uns noch rechtzeitig gewarnt habt, Mister Erickson«, sagte Éanna und lächelte den großen Blondschopf an.
    »Nicht der Rede wert, Miss Sullivan. Es gehört sich doch, dass man sich auf einem Treck gegenseitig beisteht«, erwiderte dieser. »Also dann, weiterhin gutes Üben mit Ochs und Wagen. Aber denkt daran, immer ausreichend weite Bogen fahren!« Mit diesen Worten tippte er sich an den Hut, lenkte sein Pferd herum und ritt in Richtung Stadt davon.
    »Ich fürchte, wir haben noch eine Menge zu lernen«, seufzte Éanna.
    »Was ja auch nicht verwunderlich ist. Keiner von uns hat jemals mit Ochsen zu tun gehabt, geschweige denn einen solchen Wagen besessen«, meinte Emily. »Aber wir kriegen den Bogen schon noch raus – und zwar ohne Deichselbruch!«
    »Scheint doch gar kein übler Kerl zu sein, dieser Erickson«, meinte Liam indessen zu Brendan. »War jedenfalls nett von ihm, uns das mit dem Wagen zu erklären. Sonst hätten wir jetzt eine neue Deichsel kaufen können.«
    »Vielleicht auch nicht. So ein dickes Holz hält schon eine Menge aus«, brummte Brendan mürrisch. »Und warum ist er überhaupt bei uns aufgetaucht? So ein verdammter Schürzenjäger.«
    Liam schüttelte den Kopf. »Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht, Brendan.«
    »Und was genau verstehst du nicht?«, fragte Brendan griesgrämig.
    »Na, deine blöde Eifersucht! Éanna gibt dir wahrlich keinen Grund dazu. Ich an deiner Stelle würde mich endlich einmal zusammenreißen. Wer weiß, wie lange sie sich das noch gefallen lässt!«
    »Das lass mal meine Sorge sein«, antwortete Brendan schroff. »Wenn ich deinen weisen Rat brauche, werde ich es dir schon sagen.«
    Liam winkte ab. »Vergiss es, du Sturkopf! Aber sage später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. So, und jetzt lass uns weitermachen.«
    »Das meine ich aber auch. Das ganze Gerede hilft uns mit dem Wagen auch nicht weiter«, stimmte Brendan schon etwas versöhnlicher zu. Sein reuevoller Blick zeigte, dass ihm die ruppige Zurückweisung schon wieder leidtat, und gemeinsam machten sich die Freunde von Neuem an die Arbeit.

Vierzehntes Kapitel
    Die nächsten Tage verliefen ereignislos und waren mit allerlei Besorgungen und Vorbereitungen ausgefüllt. Die Freunde hatten alle Hände voll zu tun, ihren Wagen und ihre Ausrüstung

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