Verheißenes Land
tun«, knurrte Brendan, drehte sich auf dem Absatz um und lief hastig zu ihrem Wagen zurück.
Liam seufzte. »Ich denke, ich gehe ihm besser nach und rede ihm gut zu. Mister O’Brien kann ich auch später noch begrüßen.«
»Eine gute Idee, Liam«, sagte Emily und fuhr erbost fort: »Richte ihm von mir aus, dass er sich nicht immer wie ein trotziges Kleinkind aufführen soll!«
»Ach, Emily …«, setzte Éanna abwehrend an.
Ihre Freundin ließ sie erst gar nicht ausreden. »Nichts ach Emily! Das muss ihm endlich mal jemand sagen!« Und an Liam gewandt fuhr sie fort: »Wenn er Éanna wirklich liebt, dann soll er nicht ständig so auf ihr herumtrampeln! Diese schwachsinnigen Eifersuchtsszenen sind ja nicht mehr auszuhalten!«
Verschreckt von so viel Entschlossenheit nickte Liam nur schnell und eilte Brendan hinterher.
»Das war wirklich nicht nötig, Emily«, sagte Éanna besänftigend. »Er wird sich schon wieder einkriegen.«
»Das reicht aber nicht! Er könnte einfach mal nachdenken, bevor er so einen Aufstand macht. Ich weiß doch, wie sehr er dir damit zusetzt. Ich an deiner Stelle hätte ihn längst in die Wüste geschickt.«
»Ich denke, das Thema hatten wir schon zur Genüge.«
»Ja, leider! Aber geändert hat sich immer noch nichts«, gab Emily prompt zurück. Doch nach einer kurzen Pause fügte sie versöhnlich hinzu: »Ich weiß, dass das ganz allein deine Sache ist. Aber ich kann es eben nicht ertragen, dich so unglücklich zu sehen.«
Éanna lächelte ihre Freundin dankbar an. Emily hatte ja recht. Ihr war durchaus bewusst, dass Brendan eifersüchtig auf Patrick war – und das nicht ganz zu Unrecht. Doch dass er es als völlig unmöglich abgetan hatte, dass Patrick hier auftauchen könnte, und bei seinem Anblick so weiß wie eine frisch gekalkte Wand geworden war, kam ihr äußerst merkwürdig vor. Aber dann schüttelte sie diese Gedanken ungeduldig aus ihrem Kopf. Sie wollte ihre Zeit jetzt nicht damit verschwenden. Viel zu groß war ihre Freude über Patricks unerwartetes Erscheinen!
Als Patrick sie Augenblicke später auf sich zukommen sah, strahlte er über das ganze Gesicht. »Éanna! … Emily!«, rief er freudig. »Und ich hatte schon Angst, ihr wärt mit einem anderen Treck losgezogen!«
»Der ganze Wagenzug hat nur auf Euer Eintreffen gewartet, Mister O’Brien«, gab Emily scherzhaft zurück. »Ihr habt Euch wirklich viel Zeit gelassen, um nach Independence zu kommen, das muss ich schon sagen. Und dass Ihr Éannas Bitte nicht nachgekommen seid, uns in New York ein würdiges Abschiedsgeleit zu geben, war ein rechter Wermutstropfen! Das sieht Euch eigentlich gar nicht ähnlich, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt.«
Éanna errötete unwillkürlich. »Emily, rede doch nicht so einen Unsinn! Mister O’Brien wird bestimmt seine Gründe gehabt haben.«
»Die hatte ich in der Tat«, bestätigte Patrick. »Und ich wollte damals auch keineswegs Abschied von euch nehmen, sondern mit euch zusammen nach Independence aufbrechen.«
»Und was ist Euch dazwischengekommen?«, fragte Emily, während Éanna mit ihren zwiespältigen Gefühlen kämpfte. Die Wiedersehensfreude sprengte ihr fast die Brust, doch gleichzeitig meldeten sich Gewissensbisse gegenüber Brendan.
»Oder ist die Frage zu indiskret?«
»Nein, ganz und gar nicht«, antwortete Patrick und verzog das Gesicht. »Zu dem Zeitpunkt, als ihr an Bord des Dampfers gegangen seid, war ich leider nicht mehr Herr über mein Schicksal, sondern befand mich in einer recht … nun ja, prekären Lage. Genau genommen befand ich mich an Bord eines Schiffes und mit ihm auf hoher See.«
»Ihr habt eine Schiffsreise unternommen?«, fragte Éanna verblüfft.
»Ja, aber alles andere als freiwillig, das könnt ihr mir glauben«, versicherte Patrick. »Man hat mich im Hafen betäubt und ungefragt auf den Segler gebracht.«
Éanna und Emily machten teils ungläubige, teils bestürzte Gesichter.
Er lachte. »Ja, es ist wirklich keine Räuberpistole, die ich euch da erzähle! Das kommt wohl häufiger vor, als man denkt, und zwar immer dann, wenn ein Captain kurz vor dem Auslaufen noch keine vollständige Besatzung zusammenhat. Und wenn es nach dem Captain meines Schiffes gegangen wäre, würde ich jetzt noch dort schuften. Dem Himmel sei Dank, dass ich noch rechtzeitig von Bord flüchten konnte, bevor es über den Atlantik ging!«
Éanna erschrak noch im Nachhinein. »Um Gottes willen! Aber wie seid Ihr denn nur in die Hände dieser Männer
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