Verheißenes Land
gefallen?«
Patrick zögerte kurz. »Ich bin auf einen heimtückischen Trick hereingefallen und sozusagen blind in einen Hinterhalt gelaufen«, sagte er ausweichend. »Aber es war meine eigene Dummheit. Ich hätte keinen Fuß in diese üble Hafentaverne setzen dürfen. Dann wäre mir in den letzten Wochen manch bittere Erfahrung erspart geblieben.«
»Und wie seid Ihr von diesem Schiff wieder entkommen?«, wollte Emily nun wissen.
»Das ist eine lange und recht abenteuerliche Geschichte, die ich euch bei Gelegenheit erzählen werde. Vielleicht sind Liam und Brendan ja auch daran interessiert, sie zu hören«, sagte er mit einem etwas spöttischen Unterton und sah Éanna dabei an.
»Bestimmt«, versicherte Éanna ahnungslos. »Aber sagt, habt Ihr denn schon alles besorgt, um morgen auf den Treck zu gehen? Ist das hier Euer Wagen?« Sie deutete auf den Prärieschoner, an dessen Heckleiste Patrick sein Pferd angebunden hatte.
»Nein, der gehört der Familie Seligmann, wie auch die anderen drei Wagen. Ich habe dafür einen großen Teil des Proviants bezahlt. Die Seligmanns sind Deutsche, die eine Zeit lang in Vermont gelebt haben und sich in Oregon mit einer Obstplantage selbstständig machen wollen«, berichtete er. »Ich habe mich ihnen angeschlossen, weil sie einen weiteren Mann für ihre Wagen gut gebrauchen können. Erika und Siegbert haben zwei jugendliche Söhne und eine zehnjährige Tochter und können eine weitere Arbeitskraft gut gebrauchen. Und ich kann ja schlecht ganz allein reisen. Mit diesem Arrangement ist ihnen wie mir geholfen.«
»Und dieser Mister Seligmann will mit all den Bäumen bis an die Westküste?«, fragte Emily ungläubig. »Das ist doch ein unmögliches Vorhaben!«
Patrick lachte. »Ja, ich habe ihn zuerst auch für verrückt erklärt. Aber dann hat er mich davon überzeugt, dass es gar nicht so abwegig ist, sondern dass sein Vorhaben sogar von großer Weitsicht zeugt. Bei seinen Bäumen handelt es sich um eine Vielzahl verschiedener Obstsorten, die es im Westen nicht gibt. Er verspricht sich davon ein gutes Geschäft, weil mit zunehmender Besiedlung der Gebiete auch die Nachfrage steigen wird. Jedenfalls ist Mister Seligmann fest davon überzeugt.«
»Vorausgesetzt, die jungen Bäume überstehen die lange Reise«, gab Emily mit skeptischer Miene zu bedenken. »Sie brauchen bestimmt viel Pflege und Wasser kann unterwegs knapp werden.«
Patrick nickte. »Das ist auch die größte Sorge der Seligmanns.«
»Nun, wir werden ja sehen, wie sich der rollende Wald der Seligmanns auf dem Treck hält«, sagte Emily. »Wir freuen uns jedenfalls, dass Ihr dem Schiff entkommen und noch rechtzeitig hier im Lager eingetroffen seid, um morgen mit uns auf den Treck zu gehen, Mister O’Brien.«
»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte Patrick und fuhr fort: »Aber du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du fortan auf das so schrecklich formelle Mister O’Brien verzichten würdest. Sonst wäre ich gezwungen, es dir gleichzutun und dich mit Miss Farrell anzureden. Und das käme mir sehr gestelzt vor, wo wir uns doch schon so lange kennen.«
»Nichts lieber als das, Mister …« Emily unterbrach sich lachend und beendete den Satz mit seinem Vornamen.
Patrick nickte zufrieden und sah nun Éanna an, als wollte er fragen: Und waren wir beide denn nicht auch schon längst über diese Förmlichkeit hinweg? Willst du es mir wirklich antun, mich wieder mit Mister O’Brien anzureden, als wären wir Fremde?
Éanna hatte bisher geschwiegen. Sie wusste, dass er ihre Freundin aus gutem Grund zuerst darum gebeten hatte, fortan seinen Vornamen zu benutzen. Denn nachdem Emily natürlich sofort darauf eingegangen war, konnte sie selbst nun unmöglich darauf beharren, weiterhin die formelle Anrede zu verwenden. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, so würde sie ihn liebend gerne Patrick nennen.
Deshalb gab sie schließlich mit einem verlegenen Lächeln nach. »Also gut, Patrick«, murmelte sie, und als er sie daraufhin mit einem strahlenden Lächeln anblickte, als hätte sie ihm ein kostbares Geschenk gemacht, ging ihr sein Blick durch und durch. Hastig schlug sie die Augen nieder.
Als sie kurz darauf mit Emily zu ihren Freunden zurückkehrte, wartete Brendan schon sichtlich unruhig auf sie.
»Na, was hatte der Herr Schriftsteller alles mitzuteilen?«, fragte er mit angespannter Miene.
Sie erzählten ihm, was Patrick berichtet hatte.
»Und? Sonst nichts?«, fragte Brendan
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