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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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reisefertig zu machen. Zwischendurch übten sie immer wieder den Umgang mit dem Prärieschoner und allmählich zeigte ihre Hartnäckigkeit erste Erfolge. Das Einspannen der sechs Ochsen ging ihnen inzwischen schon ganz gut von der Hand.
    Die größte Freude bereiteten Éanna jedoch die kleinen, aber regelmäßigen Ausritte mit Maggie. Die Stute kam schon bald auf Zuruf und machte es Éanna leicht, Sicherheit im Sattel zu finden. Schnell fand sie auch den Mut zu kurzen Galoppstrecken, die sie mehr als alles andere genoss. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so frei und lebensfroh gefühlt wie auf dem Rücken des Pferdes.
    Brendan und Liam vergnügten sich auf andere Art. Sie hatten in der Stadt eine Flinte und einen alten Navyrevolver sowie einen ordentlichen Vorrat an Munition gekauft. Als alles für ihre große Reise bereit war, verbrachten sie viel Zeit damit, mit den Waffen vertraut zu werden und sich eine gewisse Zielsicherheit anzueignen. In gehörigem Abstand zum Camp übten sie das Schießen, wobei Brendan sich schnell als der bessere Schütze erwies.
    Die stets gleiche Routine wurde im Lauf der nächsten Woche immer mehr zum Grund für wachsende Ungeduld und ersten Unmut. Alle Teilnehmer von Nathan Palmers Treck brannten darauf, endlich loszuziehen. Mittlerweile neigte sich schon die dritte Aprilwoche ihrem Ende zu und sie befanden sich noch immer nicht auf dem Weg nach Westen – ganz im Gegensatz zu mehreren anderen Gruppen, die bereits aufgebrochen waren.
    Nathan Palmer, den sie jeden Morgen in seinem Armeezelt aufsuchten, vertröstete sie von einem Tag auf den anderen. »Lasst die anderen nur ziehen! Sie werden schon sehen, was sie von ihrem frühen Aufbruch haben, wenn sie mit ihren schweren Wagen in den aufgeweichten Boden einsinken. Nach dem vielen Regen kommt man auf dem Trail nur schwer vorwärts und wir können uns viel Arbeit ersparen, wenn wir noch ein paar Tage warten«, teilte er ihnen bei einer Versammlung mit. »Diese frühen Wagenzüge werden wir überholen, darauf könnt Ihr Gift nehmen, Leute!«
    »Und was ist mit Eurem Scout, Mister Palmer?«, wollte Peer Erickson wissen, der Vater von Daniel. »Sollte er nicht schon längst wieder hier sein?«
    »Ich rechne jede Stunde mit seiner Rückkehr.«
    Ein schmalbrüstiger Mann um die fünfzig in einem abgewetzten schwarzen Städteranzug und einer Nickelbrille drängte sich nach vorn. »Das habe ich von Euch mittlerweile schon öfter gehört, als ich zählen kann, Mister Palmer!«, rief er ungehalten.
    »Das stimmt«, pflichtete ihm ein anderer Mann bei. »Also, wo steckt Euer Scout?«
    »Ich bin nicht länger bereit, mich hinhalten zu lassen, Mister Palmer«, fuhr der Schmalbrüstige energisch fort. »Bei allem, was recht ist, aber wenn es nicht bald losgeht, verlange ich mein Geld zurück und schließe mich einem anderen Wagenzug an!«
    Zustimmendes Gemurmel kam aus der Menge, die sich im Zelt um den Tisch drängte.
    Nathan Palmer sah ihn scharf an und fragte: »Euer Name ist Talbot, wenn ich mich richtig erinnere?«
    Der schmächtige Mann nickte. »So ist es! Winston Talbot, und wie soeben gesagt, bin ich nicht bereit, mich weiter …«
    »Ihr könnt tun, was Euch beliebt, Mister Talbot«, fiel ihm Nathan Palmer scharf ins Wort und fuhr dann warnend fort: »Aber Euer Geld werdet Ihr nicht zurückbekommen. Ihr habt unterschrieben und Euch damit einverstanden erklärt, dass alle wichtigen Entscheidungen bei mir liegen. Und dazu gehört nun mal auch der Beschluss, wann wir von hier aufbrechen!«
    »Aber in Eurer Anzeige war von Mitte April die Rede«, erwiderte Winston Talbot erbost.
    »Ihr scheint das ›circa‹ überlesen zu haben«, konterte Nathan Palmer trocken.
    Winston Talbot schwieg.
    »Das ist ja wirklich ein starkes Stück«, empörte sich dagegen sofort eine Frauenstimme. »So habe ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt, Mister Palmer!«
    Der Unmut im Zelt nahm nun einen gefährlichen Ton an. Nathan Palmer erhob sich rasch zu voller Größe und breitete die Arme zu einer beruhigenden Geste aus. »Leute, seid vernünftig und habt noch ein paar Tage Geduld! Es ist wirklich nur zu Eurem Guten! Ich weiß, wie sehr es Euch drängt, auf den Treck zu gehen. Aber wir liegen noch bestens in der Zeit, Ihr habt mein Wort drauf«, sprach er besänftigend auf sie ein.
    »Sein Wort«, bemerkte jemand grimmig in Éannas Nähe. »Wer weiß, was das am Ende taugt!«
    »Ihr könnt darauf vertrauen, dass mein Scout und ich schon wissen, wann der

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