Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
Vom Netzwerk:
Platz, um sich bequem nebeneinander auf dem Boden auszustrecken. Doch wenn sie alle Vorräte beisammenhatten und der Frachtraum mit Säcken, Kisten und Tonnen gefüllt war, würden sie die Strohsäcke, die ihnen als Matratzen dienten, nachts oben auf die Vorräte legen müssen. So hatten sie es bei anderen Overlandern gesehen. Wie gut man dann im Wagen schlief, hing entscheidend davon ab, wie geschickt man seine Vorräte verstaute und dass sie eine einigermaßen ebene Fläche ergaben.
    An diesem Abend saßen sie nach dem Essen nicht mehr lange beisammen, denn die Aufregungen des Tages und die viele Lauferei hatten sie müde gemacht. Und so ließen sie das Feuer schon bald ausgehen. Sie sahen noch nach Maggie und ihren Ochsen, wünschten einander eine gute Nacht und legten sich dann schlafen.
    Éanna kroch mit Brendan unter die Zeltplane, wo schon ihre Strohsäcke und Decken auf sie warteten.
    »Lass das Zelt noch eine Weile offen«, bat sie, als Brendan nach den Seitenplanen greifen und sie vor den Eingang ziehen wollte. »Der Himmel ist so herrlich sternenklar.«
    Brendan gähnte herzhaft. »Den Ausblick werden wir in den nächsten vier Monaten wohl noch oft haben«, erwiderte er.
    »Ja, aber ich glaube nicht, dass ich mich jemals daran sattsehen werde.«
    Er schwieg einen Moment. »Mein Gott, was für ein Tag«, sagte er dann mit einem leisen, stolzen Auflachen. »Wir besitzen jetzt einen Prärieschoner, sechs Ochsen und ein richtiges Reitpferd! In Irland wären wir damit reiche Leute gewesen! Hätte mir zu Hause jemand prophezeit, dass wir all das schon bald unser Eigen nennen und damit auf eine mehr als zweitausend Meilen lange Reise gehen würden, ich hätte ihn einen Spinner genannt. Ein Laib Brot oder eine Schale Haferschleim war doch dort schon ein Vermögen.«
    »Ja, wir haben etwas geschafft, wovon wir noch nicht einmal zu träumen gewagt haben«, sagte Éanna versonnen. Sie legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme im Nacken und blickte zum funkelnden Sternenmeer empor. »Wir werden niemals dankbar genug für dieses Wunder sein können, das uns vergönnt ist.«
    »Ja, dankbar müssen wir sein. Aber immerhin haben wir diesem Wunder auch mit reichlich Entbehrungen, Mut und harter Arbeit auf die Sprünge geholfen!«, wandte er ein.
    »Für mich bleibt es dennoch ein Wunder. Wie viele schuften denn genauso hart, ohne dem Elend zu entkommen? Es ist nicht immer nur eigenes Tun, das das Leben zum Besseren wendet, Brendan. Denk doch nur an all die Einwanderer in den Elendsvierteln von New York, die sich abstrampeln und plagen und dennoch auf keinen grünen Zweig kommen. Das Glück hat bei uns einfach oft seine Hand im Spiel gehabt.«
    »Mag sein«, gab er schläfrig zu. »Aber man muss auch seines eigenen Glückes Schmied sein. Und wir werden da drüben in Kalifornien schon dafür sorgen, dass es uns auch weiterhin treu bleibt!« Augenblicke später war er eingeschlafen.
    Éanna blieb noch einen Moment auf dem Rücken liegen und sah nach draußen. Dann streckte sie die Hände nach den Seitenplanen aus und ließ sie vor die Öffnung fallen. Der glitzernde Sternenhimmel verschwand wie die Kulisse einer Theaterbühne, vor der sich der Vorhang schloss. Und mit der Dunkelheit, die sie nun in dem kleinen Zelt umgab, befiel sie eine unerklärliche Schwermut. Sie spürte Brendans Arm an ihrer Hüfte, hörte seine vertrauten Atemzüge. Und dennoch hatte sie das Gefühl, furchtbar allein zu sein.

Dreizehntes Kapitel
    In den folgenden Tagen nutzten sie die frühen Morgenstunden, um mit den Ochsen und dem Lenken des Gespanns vertraut zu werden. Zuerst erschien es ihnen leichter als gedacht. Doch wenn Daniel Erickson nicht zufällig in ihrer Nähe aufgetaucht wäre, als sie das Gespann gerade um eine scharfe Kurve lenken wollten, wäre ihnen ein kostspieliger Fehler unterlaufen.
    »Stopp!«, schrie Daniel, der auf einem Apfelschimmel angeritten kam, und winkte hektisch. »Haltet euer Gespann an! Sofort, sonst kracht es!« Und dann brüllte er noch einmal mit aller Lungenkraft: »Stooop!«
    Die Ochsen folgten dem lauten Kommando und blieben gehorsam stehen.
    »Zum Teufel, was will der Kerl?«, knurrte Brendan grimmig. »Und was erlaubt er sich, uns Befehle zuzubrüllen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Liam schulterzuckend und blickte sich um, ob sie eine Gefahr übersehen hatten. Aber da war weit und breit nichts zu sehen. Das Gelände war eben und ohne jene Bodenspalten, in denen die hohen Räder leicht stecken bleiben

Weitere Kostenlose Bücher