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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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den Horizont erstreckte und über das fast ständig der Wind wehte. Für tausend lange Meilen sollte dieses eintönige Grasland nun der Anblick sein, der sich ihnen Tag für Tag von morgens bis abends bot.
    »Allmächtiger, jetzt weiß ich, warum man die Wagen Prärieschoner nennt!«, stieß Éanna überwältigt hervor, als ihr Wagenzug im Morgengrauen aufbrach, um die nächsten zehn Meilen Tagesstrecke hinter sich zu bringen. Sie waren an diesem Morgen zum ersten Mal mit Sweet Sallie an die Spitze vorgerückt. »So wie das Gras im Wind wogt, sieht dieses Land wirklich wie ein grenzenloses Meer aus.«
    Emily nickte und meinte ein wenig beklommen: »Und wenn die Wagenspuren vor uns nicht wären, wüsste ich nicht, wie man hier ohne Kompass auch nur einigermaßen Kurs halten sollte.«
    »Dafür haben wir ja Captain Palmer und seinen Scout«, meinte Brendan.
    Liam lachte spöttisch auf. »Ja, ein schöner Scout, den Palmer da angeheuert hat! Habt ihr gesehen, wie er vorhin sturzbetrunken auf sein Pferd geklettert ist? Ich dachte, der kippt jeden Moment aus dem Sattel.«
    »Ja, viel hätte wirklich nicht gefehlt«, pflichtete Brendan ihm bei, während er neben ihren Leitochsen herlief.
    Keine zwei Stunden später überschritten sie eine sanfte Erhebung und sahen im nächsten Augenblick den schwarzen Hengst von Jeremiah Fennmore vor sich. Shadow stand ein Stück weit vom Trail entfernt im Gras, doch der Scout saß nicht im Sattel, sondern lag neben ihm am Boden.
    »Das sieht dem Kerl ähnlich«, rief Brendan. »Liegt im Gras und schläft seinen Rausch aus! Und Palmer will uns immer weismachen, er reitet voraus, um den Trail auszukundschaften und nach Wild Ausschau zu halten.«
    Éanna kniff die Augen zusammen. »Er liegt aber schon recht komisch da, wenn ihr mich fragt«, sagte sie beunruhigt. »Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen.«
    »Du hast recht, er sieht wirklich nicht so aus, als würde er ein gemütliches Schläfchen halten«, pflichtete Emily ihr zögernd bei und spähte ebenfalls hinüber zu der Stelle, wo der Scout mit verdrehten Gliedern am Boden lag.
    »Um Gottes willen, dann nichts wie hin!«, rief Éanna bestürzt und rannte los. Emily und Liam folgten ihr, während Brendan die Ochsen in der Spur hielt.
    Captain Palmer hatte die im Gras liegende Gestalt seines Scouts unterdessen ebenfalls bemerkt und trieb sein Pferd an. Fluchend jagte er an ihnen vorbei. Er war schon aus dem Sattel gesprungen und hatte sich über seinen Scout gebeugt, als Emily, Éanna, Liam und einige andere bei ihm eintrafen.
    »Verdammter Hundesohn!«, fluchte Captain Palmer und versetzte Jeremiah Fennmore einen wütenden Stiefeltritt in die Seite.
    »Seid Ihr von Sinnen, Captain?«, herrschte ihn Peer Erickson an, der zu den Ersten gehörte, die sich um die am Boden liegende Gestalt drängten. »Wollt Ihr ihm die Rippen brechen? Er mag ein übler Trunkenbold sein, aber das gibt Euch nicht das Recht, ihn so brutal zu treten!«
    »Und wenn ich ihm alle Knochen im Leib breche, wird ihn das kaum kümmern«, erwiderte Captain Palmer erbost. »Der Kerl ist tot! Ist wohl besoffen aus dem Sattel gestürzt und hat sich dabei das Genick gebrochen.«
    Fassungslosigkeit und dann Bestürzung traten auf die Gesichter der Männer und Frauen. Hastig kniete sich Peer Erickson neben Jeremiah Fennmor ins Gras und fühlte nach seinem Puls. Doch es war, wie Captain Palmer gesagt hatte. Der Scout war tot.
    »Möge der Allmächtige seiner Seele gnädig sein«, murmelte der Schwede und schloss dem Toten die Augen.
    Entsetzt sahen sich Éanna und ihre Freunde an. Ihr Wagenzug, der mittlerweile kurz vor dem im Gras liegenden Scout zum Halten gekommen war, hatte sein erstes Todesopfer zu beklagen – und es war ausgerechnet der Mann, der wie kein anderer unter ihnen mit den Gefahren des Trails vertraut war! Das schloss zweifellos auch Nathan Palmer ein, der wohl seine guten Gründe gehabt hatte, warum er ihn angeheuert hatte.
    »Und was soll jetzt ohne ihn aus uns und unserem Treck werden?«, stieß eine der Frauen angstvoll hervor. Ihr Name war Sarah Kendall und sie hatte sich mit ihrem Mann und drei kleinen Töchtern auf die gefahrvolle Reise begeben.
    »Was soll schon werden?«, knurrte Captain Palmer gereizt. Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu, als hätte sie eine ausgesprochen dumme Frage gestellt. »Alles geht so weiter wie bisher!«
    »Aber Ihr habt doch mehr als einmal gesagt, dass der Scout für das Gelingen unseres Trecks von größter

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