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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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an Familienstreitigkeiten, an tragischen Unfällen und Verzweiflungstaten wegen tödlicher Krankheiten gehabt. Aber ein solcher Vorfall war noch nie zuvor passiert.
    Keith. Erschossen. Im Wildreservat.
    Cammie wandte sich um und stieg langsam die Treppe hinauf, ging in ihr Schlafzimmer und trat an den Nachttisch. Sie öffnete die oberste Schublade, wo sie den Revolver aufbewahrte, mit dem sie Keith vor noch nicht gar so langer Zeit bedroht hatte, die .357 Magnum, die Reid ihr zurückgegeben hatte.
    Der Revolver war verschwunden. Natürlich.
    Reid war ihr aus der Küche gefolgt. Jetzt lehnte er mit der Schulter im Türrahmen und beobachtete sie. Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
    Seine Stimme klang ein wenig ärgerlich. »Nein, ich habe ihn nicht genommen.«
    Das hatte sie auch nicht angenommen. Oder vielleicht doch ? Ohne be wusste Absicht fragte sie: »Wo warst du heute nachmittag?«
    »Ich habe im Wald nach Bäumen gesehen, die geschlagen werden können«, kam seine Antwort sofort, ohne nachzudenken. »Und wo warst du, außer im Fort und im Gartencenter?«
    Verdächtigungen. Es war eine häßliche Sache. Und ein zweischneidiges Schwert.
    Schnell wandte sie den Blick von ihm. Sie schloss die Schublade wieder und machte ein paar Schritte in das Zimmer. Dann blieb sie unentschlossen stehen und schlang fröstelnd die Arme um ihren Körper gegen die plötzliche Rälte in ihrem Inneren.
    Reid beobachtete sie schweigend. Nach einer Weile sagte er vorsichtig: »Selbst, wenn du es wirklich getan hast, obwohl es mir schwerfällt, das zu glauben, würde ich dir keinen Vorwurf machen. Ich würde annehmen, du hattest deine Gründe, nachdem Reith dich geschlagen hat.«
    Sie blickte auf, und ihr erschrockener Blick blieb an seinen klaren Augen hängen. »Du hattest wohl auch deine Gründe«, erwiderte sie rauh.
    »Und du erteilst mir dafür Absolution?« Er legte den Ropf schief.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Nein«, stimmte er ihr zu. »Im Gegensatz zu dir kann ich keine mildernden Umstände für mich geltend machen. Wenn ich es getan hätte, gäbe es für mich keine Entschuldigung.«
    »Und wenn deine Gründe nun mehr damit zu tun hätten, was deiner Ansicht nach das beste für mich wäre, und weniger mit deinen eigenen Motiven?«
    »Du glaubst, ich hätte ihn für dich umgebracht?« Seine Augen wurden schmal.
    »Es scheint möglich.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, während sie einander beobachteten. Dann senkte er in einer plötzlichen Bewegung zustimmend den Kopf. »Das hätte ich vielleicht getan, wenn du es gewollt hättest.«
    Wahrheit. Sie erkannte die Wahrheit, wenn sie sie hörte. Aber war es die ganze Wahrheit oder nur ein Teil davon? Hatte er Keith ermordet oder nicht?
    Das Schreckliche an der Sache war, dass seine Antwort nichts an ihrem unterschwelligen Gefühl der Dankbarkeit änderte. Cammie unterdrückte es, als ihr klar wurde, was es war, doch sie konnte es nicht verleugnen. Was war sie nur für eine Frau? Wie konnte sie sich darüber freuen, wenn ein Mann erklärte, er sei bereit, für sie zu töten? Sie wagte gar nicht, weiter zu denken.
    »Für dich wäre es einfacher gewesen als für die meisten anderen«, sagte sie leise.
    »Einfacher, einen Mord auszuführen«, gab Reid zu. »Aber schwerer, den antrainierten Widerstand zu überwinden.«
    Sie beobachtete ihn, sah, wie sich Verletzlichkeit und Hass auf sich selbst auf seinem Gesicht spiegelten, und wusste ganz plötzlich, dass er ihr erlaubte, einen Teil von ihm zu sehen, den er vor allen anderen sorgfältig verbarg. Das bedeutete nicht, dass sie seine Mauer der Abwehr durchbrochen hatte. Er hatte sich ihr absichtlich geöffnet, aus Gründen, die sie nicht zu erforschen wagte.
    »Wenn du also wirklich schuldig bist«, meinte sie mit leiser Ergebenheit, »dann muss ich diese Schuld mit dir teilen.«
    »Aber nur«, lenkte er ein, »wenn du mir erlaubst, einen Teil deiner Schuld auf mich zu nehmen, was auch immer es sein mag.«
    Gegenseitiges Mißtrauen, gegenseitige Zweifel an der Glaubwürdigkeit des anderen, gemeinsame Bereitschaft, darüber hinwegzusehen. Eine Sackgasse. Warum nur schmerzte es so sehr?
    Reids Gesichtsausdruck veränderte sich, er machte einen Schritt auf sie zu. »Da gibt es noch etwas, das du wissen solltest. Etwas ist geschehen zwischen mir und Reith, in der Fabrik.«
    »Das weiß ich schon«, wehrte sie schnell ab. »Es ... es tut nichts zur Sache. Es wäre mir lieber, du würdest nicht mehr davon sprechen,

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