Verheißung Der Nacht
musst du es irgendwo anders versuchen.«
»Nein, danke«, wehrte sie ab.
Cammie wandte sich um und ging durch den Flur in die Küche. Reid zögerte, dann kam er hinter ihr her. In Gedanken versuchte sie zu entscheiden, was sie jetzt tun sollte.
»Lizbeth hat gesagt, dass du bei mir warst.« Er lehnte sich gegen die Anrichte und schob beide Hände in die Hosentaschen. »Du hättest dir die Fahrt sparen können, ich wollte sowieso zu dir kommen.«
Sie vermied es, ihn anzusehen. »Ich habe nicht daran gedacht, dir den Morgenmantel zu geben, als du hier warst.«
»Sehr ermutigend.« Er lächelte, dann sprach er weiter. »Eigentlich hatte ich geglaubt, es gäbe etwas Besonderes, über das du mit mir reden wolltest.«
Sie wischte gerade über die Anrichte, jetzt hielt sie inne und sah zu ihm auf. »Und das wäre?«
Er verzog irritiert das Gesicht. »Ich weiß nicht, Cammie. Es gibt da eine ganze Menge Dinge: Keith, die Papierfabrik, die verschwundenen Dokumente, alles, was dich beschäftigt. Oder auch gar nichts, es könnte ja sein, dass du mich einfach nur sehen wolltest. Teufel, ab und zu kann ich ziemlich optimistisch sein.«
»Das würde ich dir aber nicht raten«, meinte sie und presste die Lippen zusammen.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Also gut, was ist los? Was habe ich jetzt schon wieder getan oder nicht getan, das dich in eine solche Laune versetzt?«
»Nichts«, versicherte sie ihm, auch wenn es nicht stimmte.
»Nein? Aber warum muss ich denn jedesmal, wenn wir uns sehen, wieder ganz von vorn anfangen?«
Sie wandte sich zu ihm um. »Was hast du denn erwartet? Dass ich in deine Arme sinken werde? Dass ich dich in mein Bett zerre?«
»Das wäre eigentlich ganz nett gewesen.«
» Vergiss es.«
»Aber ich wäre auch schon mit einem Begrüßungs k uss zufrieden.«
In seinen Augen blitzte etwas auf, das sie beunruhigte. »Ich bin gar nicht so sicher, ob du überhaupt willkommen bist«, wehrte sie ab.
»Zu schade. Aber ich bin hier, willkommen oder nicht.«
»Warum?« wollte sie wissen. »Warum bist du gekommen, wenn du doch weißt, dass ich dich nicht will?«
Sein Lächeln war grimmig. »Wenigstens bin ich beharrlich.«
In seinen Worten lag eine Zweideutigkeit, die sie nicht ganz begriff. Aber sie war auch nicht sicher, ob sie sie überhaupt begreifen wollte.
Sie sah ihn abschätzend an und erinnerte sich wieder an den Augenblick, als sie am Morgen in seinen Armen aufgewacht war. Sie hatte an ihn geschmiegt gelegen, mit dem Rücken an seiner Brust. Er hatte nicht geschlafen, vielleicht hatte er sogar die ganze Nacht wach gelegen. Einen Arm hatte er schützend um sie gelegt, seine andere Hand hatte mit ihrem Haar gespielt. Sorgfältig hatte er die seidige Masse ihres Haares glattgestrichen und Strähne für Strähne auf dem Kissen ausgebreitet.
Sie hatte sich in diesem Augenblick so beschützt gefühlt, so unglaublich zufrieden. Es war ihr alles so richtig erschienen, wie noch nie zuvor etwas in ihrem Leben. Sie hatte sich gewünscht, für den Rest ihres Lebens so liegen zu bleiben, ohne sich zu rühren.
Doch das würde nicht noch einmal so sein. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass er unfähig war zu einer Beziehung. Was blieb ihr anderes übrig, als ihm zu glauben? Und war es nicht vielleicht sogar besser so, wenn sie ihn in ihren dummen Träumen zu etwas gemacht hatte, was er nie gewesen war, zu etwas, was er nie sein könnte?
Ein nachdenklicher Ausdruck trat in seine Augen. »Vielleicht wolltest du ja wirklich nicht mit mir reden«, begann er leise. »Aber ich wollte dir etwas sagen. Wenn ich dir eine Möglichkeit zeigen könnte, wie wir beide unsere Vorstellungen bei der Erweiterung der Papierfabrik verwirklichen könnten, würdest du dann wenigstens darüber nachdenken?«
»Sicher«, antwortete sie eisig. »Ich bin schließlich nicht unvernünftig.«
Ein Muskel in seiner Wange zuckte, doch er entgegnete nichts. »Es ist möglich, in den Kaufvertrag Klauseln aufzunehmen, die garantieren würden, dass gewisse Umweltschutzauflagen eingehalten werden. Die Schweden könnten zwar Widerspruch dagegen einlegen, aber ich glaube, sie sind so sehr darauf aus, in diesem Teil des Landes Fuß zu fassen, dass sie schließlich zustimmen werden. Es war schon immer mein Wunsch, gewisse Sicherheiten einzubauen. Ich möchte, dass du mit mir zusammen daran arbeitest, dann könnte der Vertrag aufgesetzt werden. Unter der Voraussetzung natürlich, dass ich im Besitz der Fabrik bin. Wenn sie
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